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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition)
Autoren: Michelle Rowen
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noch zwei Grays übrig. Sie befanden sich genau vor mir. Und ich konnte nichts tun.
    So durfte die Geschichte nicht enden! Carly sollte ihre Seele zurückbekommen, und Stephen … Stephen war doch böse, also konnte es mir egal sein, ob er lebte oder starb.
    Aber das war es nicht.
    „Sprich mit mir, Samantha!“ Bishop ließ seinen Dolch fallen und kniete sich vor mich. Er legte seine Hände an meine Wangen.
    „Ich kann sie spüren“, erwiderte ich. „Die Energie des Schwarz. Sie ist finster. Schlimmer, als ich dachte. Aber es ergibt schon alles Sinn.“ Ich schrie wieder auf, als eine neue Schmerzwelle durch meinen Körper schwappte. Die schwarzen Linien erreichten jetzt mein Gesicht. Wie eisige Finger kratzten sie über meine Haut.
    Es würde nicht mehr lange dauern. Allerdings hatte ich es so gewollt. Es war die richtige Entscheidung.
    Trotzdem hatte ich Angst. Mein Mut hatte mich verlassen.
    „Verdammt“, brachte Bishop knurrend hervor. „Wieso hast du das gemacht? Warum willst du dich für uns opfern?“
    Ich wusste die Antwort. Es war ein Test, bei dem ich definitiv nicht versagen würde.
    Es war mir eingefallen, während Nathan mir erklärte, wie unnatürlich ich war. Wie ungewollt. Wie ungeliebt.
    Und genau so hatte ich es empfunden, seit der Trennung meiner Eltern. Mein Vater schickte mir nicht mal mehr E-Mails, weil er in England zu beschäftigt war mit seiner neuen Freundin. Ich hasste ihn dafür, denn ich fühlte mich einsam, vernachlässigt, im Stich gelassen. Auch von meiner Mutter, die so viel arbeitete, dass ich sie kaum zu Gesicht bekam. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich alle beide eigentlich nie wirklich gewollt hatten.
    Aber sie hatten mich doch adoptiert, also hatten sie mich doch gewollt. Mich ganz speziell.
    Wahrscheinlich meldete sich mein Vater auch deshalb nicht mehr, weil ich ihm bei unserem letzten Treffen zu verstehen gegeben hatte, dass ich ihn nie mehr sehen wollte.
    Komisch, dass man immer wieder vergisst, dass eine Geschichte meist zwei Seiten hat.
    Meine Mutter hat mich nie im Stich gelassen, sie hat sich mit der Arbeit nur ablenken wollen von ihrem gebrochenen Herzen. Und auch mein Vater hat mich nicht im Stich gelassen. Er gab mir nur die Zeit, die ich brauchte, um meine Gefühle zu ordnen und zu verstehen, dass er eben auch nur sein Glück gesucht hatte.
    Trotzdem liebten mich meine Eltern. Trotzdem wollten sie mich. Von Anfang an.
    Erst jetzt wurde mir klar, wie viel Glück ich hatte.
    Bis jetzt.
    „Wieso, Samantha?“, fragte Bishop noch einmal. „Wieso opferst du dich?“
    Für die Familie, für meine Freunde, sogar für Leute, die ich nicht ausstehen konnte. Für Zombiefilme, vor allem die richtig schlechten. Für Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge. Für die Möglichkeit, in einem Test die Beste zu sein und auf das College meiner Wahl zu gehen und vielleicht Schriftstellerin oder etwas anderes Tolles zu werden. Für das Talent meiner Mutter, wie ein Weltmeister chinesisches Essen zu bestellen. Für Sandkästen und Schwimmbäder und geküsste Frösche, die zu Prinzen werden sollten.
    Für die wahre Liebe - die ewig währte.
    „Weil“, flüsterte ich, „es manche Dinge gibt, für die es sich zu sterben lohnt.“
    Er hielt mich fest, als das Leben mich verließ. „Da hast du vollkommen recht.“
    Ein letzter Kuss. Das wäre doch eine nette Geste. Den Mann zu küssen, den ich liebte, ehe ich starb.
    Aber ganz schnell wurde mir klar, dass es nicht diese Art Kuss war.
    Ich packte ihn am Hemd und schob sein Gesicht weg. „Was machst du da?“
    „Ich habe dir gesagt, dass ich immer noch die Fähigkeit des Heilens besitze - ein bisschen ist übrig. Und die verwende ich für dich.“ Und schon war sein Mund wieder auf meinem.
    Ich versuchte, ihn aufzuhalten, mich ihm zu entwinden, doch er umarmte mich zu fest. Das durfte er nicht! Wenn er mich in seinem jetzigen Zustand heilte, belastet mit einer Seele, die seine himmlischen Kräfte dämpfte, würde ihm das sämtliche Energie rauben, die noch in ihm war.
    Es würde ihn umbringen.
    Und das wusste er.
    Tränen rannen über meine Wangen, während er mich mit seinem brutalen Kuss festhielt. Ich spürte, wie seine Energie in mich eindrang und die Bereiche heilte, die von Nathans böser Energie zerstört worden waren.
    Endlich ließ er mich los, mein Gesicht aber immer noch umfassend, aus dem nun die letzten schwarzen Linien verschwanden. Bishops Augen glühten blau, dann erlosch ihr Licht plötzlich völlig und er sank
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