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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder
Autoren: Melissa Marr
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Rebekkah trat zu ihr und streckte die Hand aus. »Ich wünschte, du wärst am Leben, aber in dieser Hinsicht kann ich nichts für dich tun. Doch ich kann dich in eine Welt begleiten, die sich genauso wie diese anfühlt, wo du jedoch nicht dazu verurteilt bist, Fleisch und Blut zu essen.«
    Schweigend ergriff Daisha Rebekkahs Hand, und gemeinsam stiegen sie die Treppe hinunter. Im Lagerraum warteten Byron und der alte Mann auf sie. Ein Schrank war beiseitegeschoben worden, und vor ihnen öffnete sich ein hell erleuchteter Tunnel.
    Daisha wurde von Grauen ergriffen.
    »Wie schaffen wir das?«, fragte Byron.
    »Du gehst voran«, erklärte Rebekkah. »Ich halte die beiden fest, und du führst uns.«
    Daisha ergriff Rebekkahs Hand. »Wenn er sich nicht einmal sicher ist, warum sollten wir gehen?«
    Rebekkahs Lächeln linderte Daishas Unbehagen. »Er macht sich nur Sorgen um mich. Gewöhnlich hält er meine Hand, wenn wir den Tunnel durchschreiten, aber es wird auch so gelingen. Du gehst, wohin du gehen musst, und ich ebenfalls.« Sie warf dem Undertaker einen Blick zu.
    Rebekkah nahm den alten Mann bei der Hand. Er wirkte verwirrt, ließ es aber geschehen.
    »Vertraut mir!« Rebekkahs Blick ruhte auf ihren Begleitern.
    »Das tue ich, aber ich glaube, wir müssen auch Ihrem Undertaker vertrauen.« Daisha ließ Rebekkahs Hand los. Dann griff sie nach den miteinander verschlungenen Händen des alten Mannes und der Totenwächterin, sodass sowohl sie als auch der tote Mann sich an Rebekkah festhielten.
    Mit einem erleichterten Seufzer trat der Undertaker in den Tunnel. Er nahm eine Fackel von der Wand und streckte den Arm nach hinten aus, um die freie Hand der Totenwächterin zu ergreifen. »Kommt!«
    Die Totenwächterin erwiderte den Druck seiner Hand, und dann betraten sie gemeinsam den Tunnel.

55. Kapitel
    Während Rebekkah auf das Land der Toten zuging, flüsterten ihre Stimmen ihr tröstliche Worte zu. Der alte Mann hatte den Arm seitwärts ausgestreckt, sodass Daisha ein Stück weiter hinten zwischen ihnen gehen konnte.
    Morgen beginnt ihr neues … Leben, dachte Rebekkah. Kann man von einem Leben sprechen, da sie doch tot sind?
    Doch es kam nicht auf die Worte an. Wichtig war, dass alles seine Ordnung fand. Die Hungrigen Toten wurden an den Ort geführt, an den sie gehörten, und Rebekkah würde die Gräber der Toten von Claysville hüten. Sie würde ihnen Worte, Trank und Essen spenden und sich um ihre Ruhestätten kümmern, damit sie nicht aufwachen mussten. Ihre Stadt war sicher.
    Sie verließen den Tunnel und traten ins Land der Toten. Dieses Mal begrüßte sie Charles.
    Nicht uns – mich , dachte Rebekkah.
    Byron spähte zur Seite, und Rebekkah vermutete, dass Alicia sie ebenfalls erwartete.
    Sowohl der alte Mann als auch Daisha ließen ihre Hand los. Erschrocken tastete Rebekkah nach Daishas Hand, aber das tote Mädchen löste sich von ihr. Im Gegensatz zu Troy verschwand sie allerdings nicht.
    »Sie haben sie getroffen, nachdem sie schon tot war«, erklärte Charles. »Daher gehört sie nicht zu Ihren Toten.«
    Daisha stellte sich schützend vor Rebekkah. »Wer ist der alte Knabe?«
    »Ich bin Mister D, Kind, und ich wäre dir dankbar, wenn du mich nicht alt nennen würdest.« Charles richtete seinen Spazierstock aus dunklem Holz auf Daisha.
    Der alte Mann verneigte sich vor Rebekkah. »Vielen Dank für die Begleitung, Miss Barrow.« Dann schritt er so flotten Schritts die Straße entlang, dass sich Rebekkah an einen viel jüngeren Mann erinnert fühlte.
    »Was wird aus Daisha?«, fragte Rebekkah.
    Charles bedachte das Mädchen, das zwischen ihnen stand, mit einem strengen Blick. »Ihr wird es gut gehen, aber wenn ich die Anwesenheit der älteren Miss Barrow nicht falsch deute« – er blickte zu der Stelle, an der, unsichtbar für Rebekkah, anscheinend Alicia stand –, »dann wird sie Gelegenheit erhalten, sich in die zwielichtigen Umtriebe derer hineinziehen zu lassen, die mir nur zu gern Verdruss bereiten.«
    Daisha verzog das Gesicht über eine Bemerkung, die Rebekkah nicht hören konnte. »Ach ja?«
    Mit einem Mal umarmte sie Rebekkah und schmiegte sich an sie. »Danke«, flüsterte sie.
    Rebekkah ließ sie nicht gleich wieder los. »Passt du auf dich auf?«
    »Ich werde hier sein, wenn Sie wiederkommen. Wenn Sie wollen, können Sie ja nach mir sehen.«
    »Alicia und ich haben etwas Geschäftliches zu besprechen«, erklärte Byron. »Alle zusammen können wir Daisha hinbringen und …«
    »Ich muss
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