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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)
Autoren: Michael Dissieux
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mitten im Raum stand. Es schien sich um eine junge Frau zu handeln, doch war das Geschlecht nur schwer er erkennen. Einige mit Blut verkrustete Haarsträhnen hingen wirr in ein totenbleiches Gesicht. Der abgemagerte Körper wurde von einem bodenlangen, weißen Nachthemd bedeckt, das zahlreiche braune und schwarze Flecken aufwies, die Wulf an getrocknetes Blut erinnerten. Am Hals der Kreatur befand sich eine tiefe Fleischwunde, die sich bis zum Kragen des Hemdes zog. Eine dunkle Flüssigkeit war aus dem Riss hervorgetreten und im Brustbereich der Kreatur getrocknet. Ihr hagerer Körper wiegte sich langsam hin und her, der Blick war auf den Boden gerichtet. Als Wulf sie jedoch mit angehaltenem Atem durch die verschmierte Scheibe betrachtete, hob sie in fast poetischer Bedächtigkeit ihren Kopf und starrte ihn an. Ihr Blick war der einer Toten, ohne jeglichen Glanz, bar jeden Lebens. Ein milchiger Schleier lag über den Pupillen und verlieh den Augen den Anschein, dass sie blind seien.
Mit einem Keuchen wich Wulf zurück, bis er das kalte Metall des Seziertisches im Rücken spürte. Sein entsetzter Blick wechselte zwischen Joshua und Shoemaker.
»Was zum Teufel …«, begann er, fasste sich mit beiden Händen an die Schläfen und schloss die Augen. Stechende Schmerzen breiteten sich hinter seiner Stirn aus.
»Beruhigen Sie sich, Jim«, hörte er Joshuas Stimme wie aus weiter Ferne. »Ich will versuchen, es Ihnen zu erklären. Was wir hier tun, kann vielleicht unserer Sicherheit dienen.«
»Wir hätten es ihm nicht zeigen sollen«, erklang die Stimme des Arztes, als würde er aus einem anderen Raum zu ihm sprechen.
Wulf sah Joshua wie einen schemenhaften Schatten vor sich auftauchen. Im nächsten Moment berührten ihn Hände an den Armen. Er riss sich los und ging in eine andere Ecke des Raumes.
»Wir wissen nicht, was diese Menschen verwandelt. Sie werden von diesen Kreaturen da draußen gebissen und tragen deren Gift in ihrem Körper. Irgendetwas geschieht mit diesen Menschen. Sie verlieren ihre Erinnerungen, ihre Fähigkeit sich zu bewegen oder zu sprechen. Sie verlieren ihre Individualität. Sie sind keine Menschen mehr.«
Wulf schüttelte den Kopf. Die Schmerzen in seinen Gedanken wurden unerträglich.
»Wir versuchen mit unseren begrenzten Mitteln und mit Shoemakers Wissen auf dem Gebiet der Medizin, zu erforschen, was diese Menschen verwandelt. Dann können wir vielleicht sogar ein Gegenmittel herstellen und sowohl die Menschen jenseits des Betonwalls, als auch eventuelle Verwundete auf unserer Seite heilen.«
Wulf blickte auf. »Diese Menschen verwandeln sich in Monster«, brachte er mit schwerfälliger Zunge hervor. »Sehen Sie sich diese Frau doch nur an. Und all die anderen, die vor dem Tor warten. Wie wollen Sie denen noch helfen?«
»Wir sind nicht mehr viele«, antwortete Joshua mit ruhiger, jedoch eindringlicher Stimme. »Die wenigen Überlebenden, die sich hier in Mayfield eingefunden haben, müssen wir schützen.«
»Indem ihr diese Kreaturen in ihre Häuser holt?«
»Wir müssen jede Chance nutzen, die uns weiterhelfen und unserer Sicherheit dienen kann«, ignorierte Joshua Wulfs Worte.
Wulf schüttelte wiederholt den Kopf. Er musste sich gegen die Wand lehnen, um nicht den Halt zu verlieren.
»Sie verwandeln sich«, flüsterte er keuchend. »Was tun Sie, wenn sich ihr Versuchskaninchen hier im Haus verwandelt? Oder während Howard sie untersucht?«
Joshua trat näher, blieb jedoch einige Schritte von Wulf entfernt stehen. »Es ist bei jedem unterschiedlich«, versuchte er so sachlich und ruhig wie möglich zu erklären. »Das haben wir bereits herausgefunden. Bei manchen dauert die Mutation nur zwei Tage. Bei anderen kann es über eine Woche dauern. Es kommt wohl auf die Menge Gift an, die sie beim Angriff der Kreaturen erhalten haben.«
»Sie ist nicht ihre erste, habe ich Recht?«
Wulf blickte auf, ignorierte die Schmerzen hinter seiner Stirn und starrte Stevenson durchdringend an. Dieser schüttelte leicht den Kopf.
»Emma ist die dritte.«
»Sie geben ihnen Namen?«
»So ist es leichter in ihnen den Menschen zu sehen, den sie immer noch tief in sich tragen.«
Wulf wischte sich kalten Schweiß von der Stirn. Er vermied es, in Richtung der Metalltür zu blicken.
»Was geschieht mit ihnen, wenn sie sich verwandeln?«
Joshua antwortete nicht. Wulfs Blick wanderte zu Shoemaker, doch der machte sich Notizen in seinen Unterlagen.
»Was machen Sie mit ihnen, wenn sie zu Monstern werden?« Er trat einen
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