Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten
Autoren: Peter Nimtsch
Vom Netzwerk:
würde er ihm einiges zutrauen. Aber keinen Mord. Und warum sollte er für Sausele so was tun? Geld?
    Dann hatte Larissa noch einiges über Locke und Anna zu berichten, von dem Kevin in seiner Zelle nichts mitbekommen hatte. Aber sie begann mit Betti, weil deren seltsames Verhalten sie am stärksten beschäftige. Sie erzählte ihm, dass Betti sich nicht meldete, dass sie kaum noch Kontakt hatten, sich nur einmal am Samstag getroffen hatten, und was sich da so abgespielt hatte. Auch, dass sie vorher noch von Locke blöd angemacht und dann verfolgt worden war.
    Inzwischen konnte sie sich ja denken warum: Locke hatte Larissa im Supermarkt gesehen, als er Anna bedrängen oder erpressen wollte, wie Anna es bezeichnet hatte. Er hatte vermutlich Schiss bekommen, dass Anna ihr etwas von dem erzählt hatte, was Larissa erst später von ihr erfahren musste. Das alles berichtete sie nun ebenfalls Kevin.
    Und auch, dass sie Betti wahrscheinlich in Schwierigkeiten gebracht hatte, weil sie die Kripo auf einen seltsamen Besucher im Heim aufmerksam gemacht hatte, der wie Bettis Neuer aussah, und der laut ihrer Freundin um die Zeit bei ihr gewesen war. Dass sie damit im Grunde die Kriminalbeamten auf den Mörder gebracht und Kevin entlastet hatte, ahnte sie.
    Und Kevin ahnte es jetzt auch. Er meinte, dass sie jetzt etwas gut bei ihm habe.
    Sie werde darauf zurückkommen, antwortete Larissa, und hatte schon ganz konkrete Vorstellungen. Die behielt sie aber noch für sich. Vorerst hatte sie das Bedürfnis, Kevin in den Arm zu nehmen. Sie sagte ihm noch einmal, dass sie sich so freue, dass er wieder draußen sei, setzte sich zu ihm auf die Sessellehne und drückte ihn fast zu Tode.
    Eine Weile schwiegen sie. Larissa fühlte sich einfach nur gut und Kevin grübelte über den Mist, den sein ehemaliger bester Freund Locke gebaut hatte. Bevor Kevin vorhin zu Larissa gegangen war, hatte er bei ihm geklingelt. Sein Auto hatte die ganze Zeit vor dem Haus gestanden. Locke hatte aber nicht aufgemacht. Vielleicht hatten sie ihn auch schon abgeholt. Würde ihm recht geschehen.
    Dann kam er irgendwie auf den eigentlichen Grund dafür, dass die Kripo in Lauffen aufgetaucht war und sich für die Todesfälle interessiert hatte. „Wissen die nun, wer die mysteriöse Anruferin ist?“, fragte er unvermittelt.
    Larissa zögerte. Das hatte sie bewusst ausgelassen. Niemand hatte ihr gesagt, wer die Person war, die auf dem Polizeirevier angerufen und vor einem Todesengel in Pflegekleidung gewarnt hatte. Betti hatte es am Samstag zwar abgestritten, aber nachdem sie von ihrer erschreckenden Entdeckung in Kevins Arbeitszimmer erzählt hatte, würde das zu ihr passen. Larissa war sich jetzt sicher; und sie musste es ihm erzählen!
    „Weißt du, warum Betti an dem Sonntag so plötzlich bei dir ausgezogen ist?“, fragte sie, anstatt seine Frage zu beantworten.
    Er hörte aber die Antwort heraus. „Betti?“, fragte er verdattert. „Warum sollte sie das ... Meinst du, sie wollte mir eins auswischen? ... Aber wieso?“
    Er kramte in Gedanken nach einer Antwort. Aber auch Larissa schwieg.
    „Was hat sie dir erzählt?“, drängte er dann.
    „Du hast also keinen Schimmer?“, fragte Larissa.
    „Wovon? Wir haben uns gezofft an dem Sonntag. So wie oft in letzter Zeit. Aber ausgezogen ist sie wegen diesem Fuzzi, oder nicht? Und dass wir Krach hatten oder sie keinen Bock mehr auf mich hatte, ist doch kein Grund, bei den Bullen anzurufen und mir so eine Geschichte anzuhängen.“
    „Ich weiß nicht, ob sie angerufen hat. Sie sagt, sie war's nicht. Aber so plötzlich und spontan ausgezogen ist sie nicht wegen dem Typen. Das sei eigentlich bloß ein One-Night-Stand gewesen, hat sie behauptet.“
    „Ach, wie rührend. Die Großherzige wollte mich nur bescheißen. Und was war nun der Grund für ihren Abgang?“
    „Sie hat etwas entdeckt. Bei dir im Arbeitszimmer.“
    „Hä? Jetzt bin ich aber gespannt“, tat er unwissend. Aber eigentlich ahnte er nun, was kommen würde. „Was hatte sie überhaupt in meinem Arbeitszimmer verloren?“
    „Nach eurem Streit, als du zu Locke abgehauen warst, hat sie Gewissensbisse gekriegt, weil sie dich mit dem Typen betrogen hat, während du Nachtdienst hattest.“
    Sie wartete ab, ob Kevin etwas entgegnete. Aber der dachte nicht daran, sie zu unterbrechen. Er war ganz Ohr.
    Larissa erzählte weiter: „Sie hat gesagt, sie hätte plötzlich so einen Impuls gehabt, bei dir den Boden zu wischen. Dann ist sie in dein Zimmer gegangen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher