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Grass, Guenter

Grass, Guenter

Titel: Grass, Guenter
Autoren: Grimms Woerter
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neuesten
Wissensstand, demnach alles Bestehende hinterfragt werden müsse, immerfort,
immerfort.
    Doch
sobald ich verstumme - denn nun ist alles gesagt - und zum Ufer und
Bootsverleih zurückrudere, höre ich den Wechselgesang der Brüder.
    »Der
spräche«, zitiert sich Jacob, »sind keine ausreichenden dämme gebaut.«
    Wilhelm
stimmt zu: »Wörter wandeln sich, geben neuen Sinn, löschen einander.«
    Und
der ältere Grimm sagt der Sprache nach: »sie flieszt, ufert aus, besonders die
deutsche.«
    Doch
wer von beiden hat begonnen, dem Stichwort Wahn vielerlei Bedeutung
nachzuweisen, dann von wähnen auf hellen Wahnsinn zu kommen, der bei Wieland
noch anders hieß: »wahnwitz ist ein punkt, worin die gröszten geister und die
gröszten schöpse zuweilen zusammentreffen«?
    Nun
aber wechseln sie vom W mit einem Zitat nach Eichendorff zum Z: »es treibt vom
stolzen ziele, kaum geendet, nach neuem ziel dich neues Unbehagen.«
    »Was aber heißt Ziel?«
    »Anfangs ist tilarids der gotische Name eines
Speers, der zum Ziel strebt, weshalb wir zielstrebig sagen.«
    »Dann wird aus til ziel.«
    »Das räumliche, das zeitliche.«
    »Teil mußte, nach Schiller, >ein flüchtig ziel
verfolgen<.«
    »Und
für Schnaps hörte ich das gewöhnliche Volk oft Zielwasser sagen.«
    »Doch
unserem Jugendfreund Clemens war einzig der groß, der >zu heiigem ziele mit
gerechtem würfe trifft.<«
    »Und Gryphius wußte: >hier ist der grenzstein
aller macht, der
Zielpunkt alles strebens.<«
    »Ach, ziellos sein endlich...«
    Als
ich am Steg anlegte und nichts mehr zu sagen wußte, saß ich allein im Boot,
doch mir im Ohr blieben noch lange Grimms Wörter. Weil aber meine unablässige
Liebeserklärung weit mehr als ein Jahrhundert verbraucht und ich zudem die
Stunde Rudern um zwölf Minuten überzogen hatte, holte die Jetztzeit mich ein:
ich mußte nachzahlen.
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