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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See
Autoren: G Wollenhaupt
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Sinn des Lebens vielleicht, dem Satz des Pythagoras oder dem Rezept für eine Peking-Ente.«
    »Aber leid tät es dir schon, oder, Grappa?«
    Er nervte.
    »Ach was, wenn es so kommt, dann kommt es so. Wir sind alle nur Gäste auf dieser Erde«, schwadronierte ich. »Und in hundert Jahren kennt uns keiner mehr und unsere Schmerzen sind verflogen.«
    »Genau! Das hast du mal wieder sooo schön gesagt.« Er lächelte, wie es nur Beschwipste fertigbringen. »In hundert Jahren hat sich der Staub der Geschichte über unsere Skelette gelegt.«
    Ich nahm einen kräftigen Schluck Chardonnay und spülte nach – mit einem kräftigen Schluck Chardonnay.
    Nebenbei sendete ich eine SMS an Kleist: Holger Bruns ist unser Mann! Er hat die Dokumente.
    Prompt klingelte mein Handy.
    »Ich würde gern wissen, welche Hinweise du darauf hast, dass Bruns der Dokumentendealer ist«, bellte Kleist in mein Ohr.
    »Ein Foto«, murmelte ich nicht ganz deutlich. »Wir haben es gerade erst entdeckt.«
    »Das will ich sehen. Ich komme vorbei«, kündigte Kleist an. »Seht zu, dass ihr in fünfzehn Minuten noch ansprechbar seid. Soll ich Aspirin mitbringen?«
    »Lass mal. Alles im Haus.«
    Er legte auf.
    Schon zehn Minuten später stand er in meiner Küche.
    »Guten Abend.« Kleist wirkte unverschämt wach. »Ist was mit deinen Augen? Du blinzelst so.« Es klang besorgt.
    »Ja, deine Ausstrahlung blendet mich«, behauptete ich.
    »So bin ich das gewöhnt«, grinste er.
    Wayne kam – sein Hose zuknöpfend – aus dem Bad zurück und seufzte, als er Kleist sah. »Könnt ihr nicht ein bisschen leiser sprechen?«
    Ich schob ihm noch ein Glas Wein hin.
    »Darf ich jetzt bitte das Foto sehen, das Bruns zeigt?«
    »Zwei Fotos.« Wayne schob sie über den Tisch.
    Kleist betrachtete sie. »Max Motte erkenne ich. Und der zweite Mann soll Holger Bruns sein?«
    »Ja, genau«, versicherte ich. »Er hat sein Äußeres verändert – so wie damals in der Fernsehshow.«
    Kleist legte die Fotos zurück. »Das reicht nicht. Die Fotos zeigen einen Mann, dessen Haare man nicht sieht, der seine Augen unter einer Sonnenbrille verborgen hat und dessen halbes Gesicht von einem Bart verdeckt wird. Unscharf ist es außerdem. Diese angeblichen Beweise rechtfertigen noch nicht mal eine Vernehmung.«
    »Wir erkennen Bruns aber! Und du schaffst es immer wieder, unsere blendenden Einfälle mit ein paar Worten in die Tonne zu treten«, muffelte ich. Ich war enttäuscht. Kleist verließ uns mit undurchschaubarer Miene. Spielverderber!
    »Ich habe eine Idee«, sagte Wayne nach einer Schweigerunde. »Es gibt noch mehr Bilder von Holger Bruns – ich habe sie während der Fernsehshow gemacht. Hast du ein Fotobearbeitungsprogramm auf deinem PC?«
    »Nein.«
    »Dann fahr ich jetzt nach Hause und bastle ein neues Foto, auf dem Bruns besser zu erkennen ist«, kündigte er an. »Nichts geht über einen guten Bluff.«
    »Du kannst so was?«, fragte ich ungläubig.
    »Klar, Grappa«, grinste er. »Ich maile dir das Bild in einer Stunde. Du wirst dich wundern. Und jetzt bestell mir ein Taxi.«
    Es dauerte nur fünfundvierzig Minuten. Wayne hatte Bruns ein erkennbares Gesicht verpasst. Der Teint war aufgehellt, die Mütze war nach oben geschoben und gab die Stirn frei. Sogar die Sonnenbrille war verschwunden. Der Kopf erschien im Ganzen viel schärfer.
    »Du bist ja ein echter Künstler«, lobte ich am Telefon.
    »Nix Kunst. Photoshop. Ausschneiden, Einfügen, Radieren, Stempeln, Beleuchtung hochschrauben und nachschärfen. Klar, Experten erkennen die Manipulation sofort, aber für einen Besuch bei Bruns wird es reichen.«
    »Der weiß doch, dass er die Brille nicht abgenommen hat«, widersprach ich. »Und dann fliegt alles auf.«
    »Weißt du immer, wann du deine Brille abnimmst und aufsetzt? Wir überrumpeln ihn. Das klappt schon.«
    »Schön, versuchen wir’s. Morgen kaufen wir uns den frischgebackenen Millionär. Wir treffen uns um neun in der Bäckerei Schmitz. Und jetzt schlaf deinen Rausch aus.«
    Ruhe im Karton und die Nummer mit der Eisscholle
    »Ach, nee, Frau Grappa«, stöhnte Anneliese Schmitz. »Ich kann nicht mehr so wie früher. Heben und tragen und bücken sind der Horror. Ich spür jeden Knochen und das ist nicht schön.«
    »Du musst dich doch auch noch erholen. Lass doch Donka mal ran.«
    »Mach ich ja schon. Die Kleine ist echt ’ne Liebe. Aber heute isse nicht da, Berufsschule.«
    »Kannst du nicht eine Aushilfe einstellen?«
    »Nee, Frau Grappa, das kann ich nicht
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