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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See
Autoren: G Wollenhaupt
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hat. Schatto benutzte einen VW-Transporter für die Reise – inklusive Fahrradständer und Rad. Bruns mietete sich in einer Pension ein und beobachtete Schatto. Der fuhr am Tattag mit dem Rad in den Wald von Pisano. Bruns verlor seine Spur, weil ein Forstfahrzeug auf der Straße rangierte und Bruns mit dem Auto nicht vorbeikam. Als Bruns Schatto schließlich wiederfand, war alles schon passiert. Schatto hatte nicht nur Cohn, sondern auch die Mahlers ermordet und war gerade dabei, den Wagen seiner Opfer zu durchsuchen. Die P8 lag neben dem Fahrrad. Schatto bemerkte Bruns und dem war klar, dass einer von beiden die Begegnung nicht überleben würde. Schatto spurtete zu der Waffe, doch Bruns war schneller. Er hob die Pistole und erschoss Schatto. Dann flüchtete er in Panik.«
    »Dann war es kein Mord«, rief ich aus, »sondern Notwehr.«
    »Das wird das Gericht entscheiden. Die Pressemitteilung werden wir heute Nachmittag herausgeben.«
    Notwehr im Wald von Pisano
    Das Geflecht aus Lügen hatte sich gelichtet. Die Morde waren aufgeklärt. Aber die Rolle von Schattos Mörder ausgerechnet mit Holger Bruns zu besetzen, war kein gutes Casting des Schicksals.
    Am Nachmittag teilten Polizei und Staatsanwaltschaft die Neuigkeiten offiziell mit. Ich hatte Schnack schon vorher informiert und bekam die komplette erste Lokalseite. Bereits am frühen Nachmittag konnte der Artikel online gestellt werden:
    Mord an Nazikiller aufgeklärt: »Es war Notwehr«
    Der Tod des rechtsradikalen Daniel S., der seinerseits drei Menschen ermordet hat, scheint aufgeklärt. Hein B. alias Holger Bruns hat gestanden, den 28-jährigen S. erschossen zu haben – um sich selbst zu schützen. Die Tat fand unmittelbar nach dem Auftragsmord in einem Wald in Norditalien statt.
    Hein B. schreibt unter dem Namen Holger Bruns über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und ist ein anerkannter Experte der rechten Szene. Seit Jahren wird er von Neonazis verfolgt und mit Gewalt bedroht. Als ausgerechnet seine Tochter C. (18) ins rechte Lager abdriftet, ist Bruns hilflos und enttäuscht.
    Der Gewaltforscher hat die Gründe, warum gerade junge Menschen für rechtes Gedankengut anfällig sind, in vielen Büchern analysiert. Umso härter trifft es ihn, dass seine eigene Tochter eine Beziehung mit dem berüchtigten Rechtsradikalen Daniel S. eingeht und von ihm schwanger wird.
    Als Daniel S. den Auftrag erhält, den israelischen Journalisten David C. (29) zu töten, folgt ihm Bruns. Doch er kommt zu spät. Daniel S. hat David C. und die dreiköpfige Familie M. in einem Wald in Italien bereits hingerichtet. Als Daniel S. den Wagen der Familie durchsucht, bringt Bruns die Waffe an sich und tötet den Neonazi – aus Angst, ebenfalls Opfer des kaltblütigen Killers zu werden. Gegen Hein B. alias Bruns wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen.
    Ich fügte noch einen Kasten mit Hintergrundinformationen über die Waffengeschäfte der Firma Motte und ihre Verstrickung in das Massaker am Lago Maggiore vor siebzig Jahren hinzu. Das war zwar alles nicht neu, aber wie sagte Schnack immer? »Der Leser ist kein lebendes Archiv.«
    Kopfgeld für den Täter
    Holger Bruns wurde in den nächsten Tagen der Liebling der linksgerichteten Medien und das Hassobjekt der rechtsradikalen Presse. Die Soziale Alternative Dorstfeld setzte ein Kopfgeld auf ihn aus.
    Tod für Holger Bruns! Wer diese Zecke zur Rechenschaft zieht, macht sich um Deutschland verdient. Rache für Schatto! Tod der Demokratie! Tod den linken Zecken! – so stand es auf einem Flugblatt, das an Bäumen, Hauswänden, Brief- und Telefonkästen plakatiert war.
    Drei Stunden später waren diese Flyer allerdings wieder verschwunden: Schulklassen waren losgezogen und hatten sie abgeknibbelt und entsorgt. Die Aktion Knibbeln gegen Rechts wurde in der Presse groß gefeiert.
    »Haben wir doch gut hingekriegt, Grappa-Baby«, sagte Wayne. »Bruns wird mit einem blauen Auge davonkommen, Chantal ist aus dem braunen Sumpf gerettet, SS-Eddi schmort im Knast und die Neonazis kriegen kaum noch ein Bein auf die Erde. Was wollen wir mehr?«
    »Ich hätte noch ein paar Ideen«, entgegnete ich. »Zum Beispiel, wenn die Verantwortlichen für den Mord an Cohn und die Mahlers bestraft würden. Dass ein Geheimdienst solche Verbrechen ungestraft begehen kann, will nicht in meinen Kopf. Und Motte ist auch ungeschoren geblieben. Der hat uns alle ausgetrickst!«
    Ausklang
    Ich nahm ein paar Tage Urlaub, half Frau Schmitz in der Bäckerei, brachte mein
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