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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gesprochen, oder?«

Schwesterlich
    In der Redaktion hatte das Leben noch nicht so richtig begonnen. Kosmo war allerdings schon da – wie immer eine Augenweide und nach einem herben Duschgel duftend.
    »Hallo, mein Prinz«, seufzte ich. »Was macht die Liebe?«
    »Wunderbar!«, strahlte er. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas noch mal erleben würde ...«
    »In deinem Alter? Du wirst dich noch oft verlieben ...«
    »Ich hoffe nicht«, sagte Kosmo und in seiner Miene lag heiliger Ernst.
    »Kommt Nikoll heute?«, wollte ich wissen.
    »Ja, wir sind heute Mittag in der Kantine verabredet – wenn du sie nicht irgendwo hinscheuchst, Grappa!«
    »Nein, still ruht der See – zumindest zurzeit«, log ich. »Hat sie dir eigentlich mal was über ihren Onkel erzählt?«
    Kosmo guckte mich grinsend an. »Nee – ich dachte, den kennst du besser. Habt ihr nicht was miteinander?«
    Röte überzog mein Gesicht. »Es gibt Dinge, die möchte man so schnell wie möglich vergessen.«
    »Ach so ist das!« Kosmo lachte. »Was hat denn nicht gepasst?«
    »Er mochte Eberhard nicht. Und uns beide gibt es nur im Doppelpack.«
    »Wegen dieses schwarzen Katers hast du ihn zum Teufel gejagt?«
    »So ist es!«
    »Kompliment, Grappa. Das schätze ich an dir. Entweder ganz oder gar nicht.«
    »Danke, mein Hübscher. Und jetzt will ich mal meinen PC anschmeißen und so tun, als würde ich arbeiten. Sagst du Nikoll bitte, dass ich sie dringend sprechen muss, wenn du sie vor mir siehst?«
    Kosmo versprach es.
    Doch Nikoll ließ die Redaktionskonferenz verstreichen und tauchte auch in den nächsten Stunden nicht auf. Das war kein gutes Zeichen.
    »Hat sich Nikoll bei dir krankgemeldet?«, fragte ich Peter Jansen. Er verneinte.
    Ich wählte zum x-ten Mal Nikolls Handynummer, doch wieder meldete sich niemand – der Ruf ging ins Leere, die Mailbox war nicht geschaltet.
    Mir wurde langsam mulmig. War es ein Fehler gewesen, bei Odenski aufzutauchen?
    Ich tippte Mahlers Nummer ein und wartete. Doch auch hier geschah nichts. Kosmo musste mir helfen!
    Ich ging ins Großraumbüro. Dr. Elvira Bollhagen-Mergelteich saß als Einzige an ihrem Schreibtisch, die anderen Kollegen hatten wohl Termine. Der Kulturbeutel hatte die Feuilletons verschiedener überregionaler Blätter vor sich liegen und studierte sie.
    »Hallo«, sagte ich.
    Sie hob überrascht den Kopf – meine Freundlichkeit war ungewohnt für sie; prompt entspannten sich ihre verkniffenen Gesichtszüge.
    »Wünsche ich Ihnen auch. Sind Sie krank, Frau Grappa?« Die Bollhagen sah mich prüfend an. »Sie sehen so bleich aus.«
    Ich murmelte etwas von Kreislaufproblemen, unter denen ich neuerdings leiden würde, und bat sie, Kosmo auszurichten, dass ich ihn suchte – falls er ihr über den Weg liefe.
    Die Erwähnung des Namens Kosmo ließ ihre Miene wieder strenger werden. Sie dachte wohl an unseren hässlichen Streit von neulich, der uns beiden nicht zur Ehre gereicht hatte.
    In der Kantine holte ich mir eine doppelte Dosis Kaffee und setzte mich an einen der vielen leeren Tische.
    Viele ungeklärte Fragen gingen mir durch den Kopf; ich steckte tief in einer Sackgasse ohne Wendemöglichkeit.
    Mir fiel der alte Priester im Sauerland wieder ein. Er hatte mir Hilfe angeboten, für den Fall, dass ich nicht weiterwusste. War dieser Fall jetzt eingetreten?
    Ich stand abrupt auf, stieß dabei die Kaffeetasse um. Egal. Ich tupfte die Brühe mit einem Papiertaschentuch auf, warf es wütend in den Blumenkübel und verließ den Raum.
    In meiner Einzelzelle suchte ich nach der Telefonnummer des Altenheims. Je länger ich die Papiere und Zeitungen auf dem Tisch durchwühlte, umso verzweifelter wurde ich. Andere Menschen bewegten sich in einer gewissen sinnvollen Ordnung, um sich die tägliche Arbeit zu erleichtern, ich jedoch hatte das Chaos erfunden und es liebte mich.
    Mir fiel das Fotoalbum in die Hände, das wir aus Monika Kellers Wohnung hatten mitgehen lassen. Mürrisch blätterte ich darin herum.
    Da waren Bilder der Daniel-Kinder.
    Ich vertiefte mich in das Gesicht der kleinen Luisa. Sie war tot, jedenfalls glaubten das alle. Und wenn nicht? Unmöglich! Ihr Name stand im Polizeibericht, Pfarrer Großmann hatte den Tod des Kindes bestätigt. Könnte Nikoll Luisa Daniel sein?
    Nein. Nikoll war zu jung, erst Mitte zwanzig, das Mädchen von damals müsste Ende zwanzig sein.
    Ich trat zu dem Plakat, auf das ich die Fotos der Opfer geklebt hatte. Da fehlte noch eins; das Foto mit meinem Porträt
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