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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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nämlich. Es lag noch auf dem Schreibtisch – ich heftete es als Letztes auf das Papier – neben das Konterfei der Monika Keller.
    Jetzt war die Tafel der Todsünden komplett. Keine schöne Galerie, in der sich mein Bild befand. Mehr oder weniger zerstörte Gesichter, durch den Gastod nicht eben attraktiv, kaum entspannt und durch eine gemeinsame Schuld im Tod aneinander gekettet.
    Und ich mittendrin, noch lebend, hatte keine klassische Todsünde begangen, sondern war nur ein bisschen hartherzig gewesen. Wahrscheinlich hatte mir die Lässlichkeit meiner Sünde das Leben gerettet. Bis jetzt jedenfalls.

Sieben Vaterunser?
    Es war nicht möglich, Pfarrer Großmann telefonisch zu erreichen, da war die Schnepfe von der Anmeldung des Seniorenheims vor. Also musste ich hin. Ich informierte Peter Jansen.
    »Ich fahre jetzt zu dem Altenheim. Bitte sag mir Bescheid, wenn Nikoll wieder auftaucht.«
    Ich hatte das Fotoalbum von Monika Keller auf dem Beifahrersitz liegen, um es dem alten Mann zu zeigen.
    Nach etwa einer Stunde bog ich in den Weg zum Seniorenzentrum der Caritas ein. Die Büsche und Bäume leuchteten in bunten Farben, es wurde Herbst – zum Glück im Moment noch ein sonnendurchfluteter.
    Der Geruch von Seife und genormtem Essen stieg wieder in meine Nase, als ich durch das Portal des Gebäudes trat. Ich fragte nach Pfarrer Großmann und erfuhr, dass sich der Geistliche in seinem Zimmer aufhielte.
    Eine geschnitzte Treppe führte ins erste Geschoss in einen Flur, zu dessen Seiten die Zimmer der Bewohner angeordnet waren. Der Pfarrer hatte die Nummer 75.
    Ich klopfte, zuerst zart, dann etwas heftiger; schließlich öffnete ich die Tür. Das Halbdunkel des Zimmers empfing mich, gegenüber sah ich das Blau des Himmels. Der Geistliche saß auf dem Balkon. Ich erkannte den schmalen Kopf, umrahmt von weißem dichtem Haar.
    War er eingenickt? Ich trat näher, wollte ihn nicht erschrecken und sagte laut: »Guten Tag, Hochwürden!«
    Ein leichtes Zittern lief über den Hinterkopf, er wollte sich herumdrehen, doch die hohe Lehne des Schaukelstuhles verhinderte es.
    Schnell trat ich auf den Balkon, legte meine Hand auf seine Schulter, damit er sich nicht zu erheben brauchte, um mich zu begrüßen.
    »Da sind Sie ja.«
    »Sie wussten, dass ich wiederkommen würde?«, fragte ich.
    »Ja. Ich wusste es.«
    »Wieso?«
    Großmann sah mich an: »Sie fühlen sich schuldig. Und jeder, der in seiner Erziehung den Trunk von Schuld und Sühne hat nehmen müssen, hat sich eine Antenne für solche Regungen bewahrt.«
    »Ich fühle mich nicht schuldig«, widersprach ich. »Ich weiß nur nicht mehr weiter.«
    »Was ist geschehen?«
    Ich wollte mit der Tür ins Haus fallen, doch Großmann schlug vor, dass ich mir erst einen Stuhl aus dem Zimmer holte, um mich ebenfalls in die späte Sonne zu setzen.
    »Sogar die Rosen tragen schon Trauer«, behauptete er, als ich auf einem Hocker neben ihm saß. »Der Sommer war viel zu trocken, sie haben keine Kraft mehr, die letzten milden Strahlen in sich aufzunehmen und Energie für die nächste Saison zu sammeln.«
    »Der Mörder hat mir mein Bild geschickt«, begann ich unvermittelt. »Er hat gewusst, dass ich Kontakt zu Luisa Daniel hatte.«
    »Aber Sie leben doch noch.«
    »Ja. Aber – können Sie mir sagen, woher er das wusste?«
    »Nein.«
    »Erinnern Sie sich an jenen Nachmittag, an dem ich Sie besuchte? Kurze Zeit später bekam ich Post vom Mörder. Wem haben Sie von meinem Besuch erzählt?«
    Der alte Mann sah mir ins Gesicht. Seine blauen Augen hielten meinem Blick stand. »Glauben Sie mir, Frau Grappa, ich habe mit niemandem darüber gesprochen.«
    Ich legte Großmann das Fotoalbum auf den Schoß und sagte: »Schauen Sie sich die Bilder mal an ... Ich weiß, dass in diesen Fotos die Lösung zu dem Fall liegt.« Ich erklärte ihm kurz die Herkunft des Albums.
    Großmann schlug es auf. »Einige Fotos fehlen«, erkannte der Geistliche.
    »Der Mörder muss sie herausgenommen haben. Es handelt sich wahrscheinlich um die Fotos, auf denen Hans Keller, der verschwundene Ehemann, abgebildet ist.«
    Der Priester drehte eine Seite nach der anderen um, betrachtete die Bilder, manche etwas intensiver als die anderen.
    »Es gibt einen Theologieprofessor«, erklärte ich. »Georg Mahler. Er ist der Onkel meiner Kollegin.«
    »Könnte er Hans Keller sein?«, fragte Großmann.
    »Nein«, sagte ich, »das habe ich bereits überprüft. Es gibt nicht die geringste Ähnlichkeit. Mahler ist ein schwerer Mann, an
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