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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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später vor der Wohnung Müller.
    Ohne lange zu überlegen drückte ich den Klingelknopf, und zwar Sturm. Wenn der Künstler jetzt nicht aus den Kissen kippte, war er taub oder tot.
    Irgendwann hörte ich ein Geräusch hinter der Tür. »Wer ist da?«, fragte eine müde Stimme.
    »Post!«, sagte ich forsch.
    Die Tür öffnete sich, Odenski stand vor mir – die Abdrücke des Kopfkissens noch im Gesicht.
    »Darf ich?« Ich drückte ihn zur Seite. »Kommen Sie bloß nicht auf dumme Gedanken«, warnte ich ihn, »mein Kollege wartet unten auf mich.«
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, stammelte der Künstler.
    »Das tut nichts zur Sache«, sagte ich kühl. »Also! Warum machen Sie auf tot? Was soll das?«
    »Das geht Sie überhaupt nichts an!«, wehrte er sich.
    »Wie Sie meinen. Ich werde zur Polizei gehen. Also – was sollte das?«
    »Ich habe Schulden. Nichts als Schulden. Die Gläubiger sind hinter mir her. Ich musste untertauchen.«
    »Und wer war die Leiche am Baum, da unten in Süddeutschland?«
    »Keine Ahnung. Ich kam auf die Idee, als ich was von einem namenlosen Toten am Bodensee las. Da hab ich Vanessa hingeschickt und sie hat mich identifiziert. Der Polizei hat das gereicht. Ich wäre ja wieder aufgetaucht, wenn Gras über die Sache gewachsen wäre. Ehrlich.«
    Das klang plausibel, was mir der abgewrackte Künstler auftischte. Blieb noch die wichtigste Frage: »Was hat Nikoll Mahler gestern Abend hier gesucht?«
    »Ach so!« Er war nicht doof. »Dann waren Sie das mit dem Handy. Sie wollte nicht sagen, wer sie angerufen hat.«
    »Beantworten Sie meine Frage«, forderte ich. »Also?«
    »Sie hat früher mal für meine Agentur als Hostess gejobbt«, erklärte er. »Bevor sie zu dem Privatsender ging. Während des Studiums. Ist ein liebes Mädchen.«
    »Haben Sie zu allen Ihren Hostessen noch so eine freundschaftliche Verbindung?«
    »Sie hatte mich zufällig in der Stadt gesehen – und sich natürlich gewundert«, versuchte er zu erklären. »Sie wollte mich überreden, der Polizei alles zu erzählen.«
    »Na, so ein liebes Mädchen«, höhnte ich. »Kennen Sie eigentlich Nikolls Onkel?«
    »Nein. Ich wusste gar nicht, dass sie einen Onkel hat.«
    »Stellen Sie sich besser der Polizei«, riet ich ihm. »Und zwar freiwillig. Sonst kommen Sie in Teufels Küche.« Damit ließ ich Odenski in Ruhe.
    Auf dem Weg zum Verlagshaus kam ich an der Bäckerei meines Vertrauens vorbei. Ich schaute auf die Uhr, es war genau die richtige Zeit, sich ein zweites Frühstück zu gönnen und dabei nachzudenken.
    Als ich den Laden betrat, hatte ich allen Grund zur Freude, denn Yunus Aydin stand an einem der Tische und ließ es sich schmecken.
    »Guten Morgen!«
    »Oh, die Frau Grappa«, sagte Anneliese Scholz. Sie ordnete gerade die frischen Brötchen, deren angenehmer Duft durch den Raum zog.
    »Wie isses?«
    »Muss!«
    »Kaffee? Brötchen?«
    »Beides. Das Brötchen bitte mit Appenzeller. Und den Kaffee mit viel Milch.«
    »Da sagen Sie mir nix Neues.«
    Ich trat zu Aydin an den Tisch. »Noch mal danke für den tollen Abend. Ich habe Ihnen hoffentlich nicht alles weggegessen?«
    »Nein, ich frühstücke meistens hier. Wer oder was hat Sie so früh aus dem Bett getrieben?«
    »Die Pflicht«, antwortete ich.
    Anneliese Scholz hatte das Brötchen fertig und stellte es vor mich. »Und? Was macht der Kater?«, fragte die Bäckerin.
    »Och, ich glaube, wir haben uns prächtig zusammengerauft«, lächelte ich. »Nach ein paar Anfangsproblemen läuft es jetzt echt gut.«
    »Markiert er schon oder haben Sie ihn inzwischen kastrieren lassen?«
    »Weder noch.«
    »Wenn Eberhard kastriert wird, spricht er nicht mehr«, mischte sich Aydin ein.
    »Der Kater kann reden?« Die Bäckersfrau schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Ja!«, bestätigten Aydin und ich unisono.
    »Na«, meinte sie zweifelnd, »ihr seid mir ja zwei!«
    Sie trollte sich wieder hinter ihren Tresen.
    »Ich habe Odenski besucht«, raunte ich Aydin zu.
    »Allein?« Er schien besorgt. »Das hätte aber ins Auge gehen können.«
    »Der Typ ist harmlos, glaub ich.«
    Ich fasste Odenskis Angaben kurz zusammen.
    »Dann hat Nikoll am Telefon mit jemand anderem über Sie gesprochen«, stellte Aydin fest. »Sie gingen ja noch davon aus, dass Odenski tot sei – also konnte Nikoll ihn wohl kaum auffordern, Ihnen die Wahrheit zu sagen.«
    Verblüfft schaute ich den Rechtsanwalt an. »Ja, das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Sie haben Recht! Dann hat sie vielleicht doch mit Mahler
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