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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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pochte. Ich drückte die Klingel. Nach einer Weile wurde die Tür geöffnet.
    »Ich habe einen Termin bei Pater Joseph«, erklärte ich der Haushälterin. »Ich bin etwas zu früh. Der Pater sagt, ich soll hier auf ihn warten, bis die Messe zu Ende ist. Darf ich eintreten?«
    »Kommen Sie!« Sie führte mich bereitwillig ins Wohnzimmer. Die Frau kannte mich von meinen anderen Besuchen und schöpfte keinen Verdacht. Es war einfacher, als ich gedacht hatte. »Setzen Sie sich doch«, forderte sie mich auf, »darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Nein danke, sehr freundlich«, entgegnete ich. Ihre Arglosigkeit ließ ein schlechtes Gewissen in mir hochsteigen. »Aber – ich habe doch noch eine Bitte«, legte ich nach, »darf ich wohl mal ins Bad? Ich muss mir dringend die Hände waschen.«
    Sekunden später stand ich in Pater Josephs Badezimmer.
    »Warten Sie«, sagte die Haushälterin, »ich bringe Ihnen ein frisches Handtuch. Wir haben leider keine Gästetoilette.«
    Ich wartete und sah mich um. Alles ganz normal. Zahnputzglas, Bürste, Pasta, Seife, Rasierpinsel und Hautcreme.
    Sie brachte ein Gästehandtuch und schloss die Tür hinter sich. Ich holte einen Plastikbeutel aus meiner Handtasche, stülpte sie so über das Zahnputzglas, dass ich selbst keine Spuren hinterließ, und steckte es ein. Dann wusch ich mir die Hände und ging ins Wohnzimmer zurück.
    Das Zahnputzglas schien ein Loch in meine Tasche zu brennen. Die Kirchenglocken begannen mit ihrem Bimbam.
    »Die Glocken läuten schon«, sagte die Haushälterin. Sie stand plötzlich hinter mir. Ich hatte sie nicht kommen sehen. »Der Pater muss in ein paar Minuten da sein. Alle wollen ihm nach der Messe noch die Hand schütteln und zwei, drei Worte an ihn richten. Seine Gemeindeglieder lieben ihn.«
    »Ich gehe ihm entgegen«, behauptete ich und stürmte aus dem Zimmer. Ob sie mir überrascht nachsah, wusste ich nicht, denn ich drehte mich nicht mehr um. Rein ins Auto, und nichts wie weg.
    Es würde bestimmt nicht lange dauern, bis der Pater entdeckte, dass ich das Zahnputzglas und damit seine Fingerabdrücke geklaut hatte.
    Vor meinem Haus wartete Nik. »Wir waren verabredet«, beklagte er sich. »Ich habe eine halbe Stunde dumm im Auto gesessen.«
    »Tut mir leid. Ich hatte noch was Wichtiges zu erledigen. Lass uns raufgehen.«
    Oben angelangt erzählte ich ihm von meinem Kurzbesuch im Pfarrhaus.
    »Du bist komplett verrückt«, regte er sich auf, »spätestens jetzt weiß er, dass du ihm auf die Spur gekommen bist.«
    »Du hast selbst gesagt, dass Verdächtigungen allein nicht ausreichen«, verteidigte ich mich. »Jetzt besorge ich dir etwas Handfestes, und du meckerst trotzdem. Nun kannst du die Abdrücke vergleichen lassen.«
    »Heute? Es ist Sonntag!«
    »Das weiß ich. Aber es wird doch eine Möglichkeit geben ... Oder arbeitet die Polizei sonntags nicht?«
    »Natürlich«, sagte Nik ärgerlich, »wenn Gefahr im Verzuge ist oder Festnahmen anstehen.«
    »Genau das trifft doch zu!«
    Er seufzte. »Okay. Ich muss telefonieren.«
    Drei Stunden später wussten wir, dass die Fingerabdrücke auf dem Zahnputzglas des Paters mit denen des flüchtigen Mannes aus der Oude-Pekela-Akte und des Hohepriesters in der roten Kutte identisch waren. Nik informierte den Staatsanwalt, der einen Haftbefehl wegen Verdachts des Kindesmissbrauchs, der Körperverletzung, der Freiheitsberaubung und des Mordes erließ.
    Als die Kripobeamten Pater Joseph im Pfarrhaus abholen wollten, war er nicht mehr da. Seine Haushälterin berichtete, der Pfarrer habe unmittelbar nach der Heiligen Messe zwei Koffer gepackt und sei mit dem Linienbus weggefahren. Vielleicht habe sein plötzliches Verschwinden etwas mit dem Besuch einer rothaarigen Journalistin am Morgen zu tun. Als Pater Joseph von diesem Besuch erfahren habe, sei er sehr nervös geworden.

Ein Glas und sein Inhalt
    KATHOLISCHER PATER ALS TEUFELSPRIESTER ENTLARVT: HAFTBEFEHL WEGEN MORDES UND KINDESMISSBRAUCHS hieß es in der Montagsausgabe des Tageblattes. Und: Operation verhalf Pater J. zu einem neuen Gesicht – Verdächtiger auf der Flucht – Polizei vermutet Zusammenhang mit Mord an Arzt Dr. Oktavio Grid.
    Else Ambrosius wurde erneut verhört. Ohne Ergebnis.
    Nik Kodil raufte sich die Haare. »Hoffentlich bringt die Hausdurchsuchung bei Pater Joseph wenigstens ein Ergebnis!«
    Wir mussten noch eine halbe Stunde in Niks Dienstzimmer warten, bis die Beamten zurückkamen. Ihre Ausbeute war besser als befürchtet.
    »Diese Akte haben
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