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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos
Autoren: Karin Slaughter
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wiederholte er und zupfte ihr einen Zweig aus dem Haar.
    Sie sah sich den eingerissenen Ärmel an, inzwischen nur noch genervt. «Was ist passiert?»
    Er drehte sich um und suchte den Waldboden ab. «Irgendwas war da …» Er unterbrach sich.
    Als sie seinem Blick folgte, entdeckte sie das Ende eines Metallrohrs, das aus dem Boden ragte. Mit einem Gummiband war ein Drahtgitter daran befestigt.
    Jeffrey sagte nur: «Sara», doch das Unbehagen in seiner Stimme ließ sie frösteln.
    Im Geist spielte sie die Szene noch einmal durch, und wieder hörte sie den seltsamen Schlag, als sie auf den Boden gefallen war. Auf festem Boden hätte der Sturz gedämpfter klingen müssen. Er hätte nicht nachhallen dürfen. Irgendwas war da unter ihnen. Irgendwas war dort vergraben.
    «O Gott», flüsterte Jeffrey und riss das Gitter von dem Rohr. Er versuchte hineinzusehen. Sara ahnte, dass er durch die enge Öffnung nichts erkennen würde. Dennoch fragte sie nach.
    «Ist da was?»
    «Nein.» Er versuchte, an dem Rohr zu rütteln, aber es gab nicht nach. Irgendwo weiter unten war es fest verankert.
    Sara kniete sich hin und begann Blätter und Kiefernnadeln zur Seite zu schieben. Nach und nach legte sie ein Stück lockerer Erde frei. Zwischen der Stelle, an der sie gefallen war, und dem Rohr lag etwas über ein Meter, und Sara und Jeffrey ahnten gleichzeitig, was da unter ihnen war.
    Alarmiert begannen sie beide zu graben. Die Erde war locker,als wäre der Waldboden erst kürzlich umgegraben worden. Sara kniete neben Jeffrey und schaufelte mit den Fingern Erde und Steine beiseite, während sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, was sie finden würden.
    «Scheiße!» Jeffrey zuckte jäh zurück, und Sara sah einen tiefen Schnitt an seiner Handinnenfläche, in der ein scharfkantiger Holzspan steckte. Die Wunde blutete stark, doch er achtete nicht darauf, sondern grub weiter, tiefer und tiefer, und schüttete die Erde neben sich auf.
    Schließlich stieß Sara auf etwas Hartes, und als sie die Hand zurückzog, sah sie ein Brett. «Jeffrey», rief sie, doch er grub weiter. «Jeffrey.»
    «Ich weiß», murmelte er. Um das Rohr herum hatte er ein Stück Holz freigelegt. Es war mit einer Metallmanschette an einem Brett festgeschraubt. Jeffrey holte sein Taschenmesser aus der Tasche, und Sara sah zu, wie er versuchte, die Schrauben herauszudrehen. Das Blut aus seiner Wunde machte das Messer glitschig, und schließlich gab er es auf, warf das Messer weg und packte das Rohr mit beiden Händen. Er stöhnte vor Schmerz, als er sich mit der Schulter dagegenstemmte, doch er drückte mit aller Kraft, bis das Holz ein bedrohliches Knirschen von sich gab. Das Brett um die Metallmanschette zersplitterte.
    Sara hielt sich die Nase zu, als aus der Öffnung ein beißender Gestank entwich.
    Das Loch hatte einen Durchmesser von etwa zwanzig Zentimetern, scharfe Splitter ragten wie Zähne aus dem Holz.
    Jeffrey beugte sich hinunter. Er schüttelte den Kopf. «Ich kann nichts erkennen.»
    Sara grub weiter. Sie arbeitete sich entlang den Brettern voran, und mit jedem freigelegten Stück Holz wurde ihre Panik größer. Mehrere zwanzig mal sechzig Zentimeter große Planken bildeten den Deckel einer rechteckigen Kiste. Sie war schweißgebadet, trotz des kalten Winds. Ihr Sweatshirt fühlte sich an wieein Korsett. Sie riss es sich vom Leib, um sich besser bewegen zu können. Vor Angst, was sie entdecken würden, schwirrte ihr der Kopf. Sie betete selten, doch jetzt schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel, egal wer da oben sie erhören mochte.
    «Vorsicht», warnte Jeffrey und setzte das Rohr als Hebel ein, um die Bretter aufzustemmen. Sara lehnte sich zurück und hielt sich schützend die Hände vor die Augen, als Erde und Schmutz durch die Luft flogen. Das Holz splitterte. Jeffrey begann, mit bloßen Händen an den schmalen Leisten zu reißen. Mit einem dumpfen Knarren gaben die Nägel nach. Säuerlicher Verwesungsgeruch stieg Sara entgegen, doch sie wandte den Blick nicht ab, als Jeffrey sich flach auf den Boden legte und den Arm in die schmale Öffnung streckte.
    Er sah ihr in die Augen, während er mit zusammengebissenen Zähnen in der Kiste herumtastete. «Ich fühle etwas», sagte er. «Hier liegt jemand.»
    «Atmet er noch?», fragte Sara, doch Jeffrey schüttelte den Kopf, bevor sie zu Ende gesprochen hatte.
    Jeffrey arbeitete jetzt langsamer. Bedächtig löste er das nächste Brett. Er besah sich die Unterseite, bevor er es an Sara weitergab. Sie konnte
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