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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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keinen anonymen Drohanruf mitten in der Nacht kriegen,
weißt du?«
»Marty, fahr nach Wiltshire zu deinen Eltern, und beruhige dich erst einmal wieder«, sagte ich zu ihm. »Hör auf,
dir Vorwürfe zu machen. Vergiss nicht, die Morgan zu informieren, wo sie dich erreichen kann.«
    In jener Nacht konnte ich nicht schlafen. Die Geschichte
von Marty ging mir immer wieder durch den Kopf. Ich war
froh, dass er für eine Weile aus London verschwinden würde. Es war das Sicherste für ihn, und wahrscheinlich hatte
allein seine Abwesenheit bisher dafür gesorgt, dass ihm
nichts zugestoßen war. Die Polizei hat ein Zeugenschutzprogramm, doch selbst wenn sie Marty unter Zeugenschutz
nahm, reichte es angesichts der undichten Stelle auf der
Wache möglicherweise nicht aus.
    Gegen zwei Uhr morgens hörte ich, wie die Haustür ging
und dann eine Wohnungstür innen. Bonnie setzte sich auf
und winselte leise. Ich sagte ihr, dass sie still sein solle und
dass es nur Erwin sei, der von einem Auftritt nach Hause
gekommen wäre. Doch Bonnie wollte sich nicht beruhigen.
Sie sprang vom Bett und rannte immer noch winselnd zur
Tür, und als ich nicht aufstehen wollte, begann sie, daran zu
kratzen. Wenn ich meine Farbe retten wollte, blieb mir
nichts anderes übrig, als aus meinem warmen, gemütlichen
Nest unter der Decke zu kriechen.
»Also ehrlich, Bonnie!«, sagte ich tadelnd, als ich sie aufhob. »Es ist viel zu kalt, um draußen rumzurennen und Unsinn zu machen.«
    Doch sie wand sich in meinen Armen, und als ich sie zu
Boden ließ, rannte sie sofort wieder zur Tür, und diesmal
bellte sie sogar leise.
    Ich seufzte. Normalerweise musste sie nachts nicht nach
draußen, doch heute schien es irgendwie anders zu sein. Ich
warf einen Blick nach draußen auf die Straße. Der Regen hatte
aufgehört, und die Wolkendecke hatte sich verzogen. Es
herrschte eine kalte, windige Mondnacht. Alles war in silbernes
Licht getaucht, und ich konnte fast so deutlich wie bei Tageslicht sehen. Ich schlüpfte in meine Jeans und einen Pullover.
    Ich beabsichtigte, Bonnie in den Garten zu lassen, doch
kaum hatte ich meine Wohnungstür geöffnet, rannte sie
zum Vordereingang des Hauses und stieß ein erneutes
scharfes, leises Bellen aus.
    Ich ermahnte sie. »Du machst alle wach! Nur einmal um
den Block, okay?« Ich konnte sie nicht in den Garten lassen,
wenn sie zu bellen drohte, und falls sie in dem Dschungel
aus Dunkelheit hinter dem Haus verschwand, hatte ich
möglicherweise eine Menge Arbeit, bis ich sie wiederhatte.
Ich nahm meine Jacke vom Haken, und wir gingen nach
draußen.
    Es war überraschenderweise gar nicht unangenehm, in
der kalten Nachtluft unterwegs zu sein. Die Stille auf den
Straßen hatte etwas wunderbar Beruhigendes an sich.
Nachdem ich ein paar tiefe Atemzüge genommen hatte,
spürte ich, wie der Stress aus meinen verspannten Muskeln
und meinem zermarterten Gehirn schwand.
    Bonnie rannte aufgeregt vor mir her. Immer wieder hielt
sie inne, um zu lauschen. Ich fühlte mich entspannter als
zuvor, doch sie war nervös, obwohl ich den Grund nicht zu
erkennen vermochte.
    Wir hatten unsere Runde um den Block fast beendet und
waren gerade in die Straße zu meinem Haus eingebogen, als
ich ihn entdeckte.
    Im klaren Mondlicht bestand nicht der geringste Zweifel.
Er trug die gleichen Joggingklamotten, die ich von unserer
Begegnung im Park kannte und die ich in Susies Treppenhaus und davor in der U-Bahn-Station von Camden gesehen hatte. Er hatte die Kapuze tief in die Stirn gezogen und
stand vor dem Haus, in dem ich wohnte, auf dem Bürgersteig. Das Mondlicht zeichnete einen grotesken schwarzen Schatten von ihm auf den Vorgarten. Es war, als wäre er
in Begleitung von Gevatter Tod gekommen, und das war ja
tatsächlich schon der Fall gewesen. Ich packte Bonnie und
zog mich mit dem Tier in den Armen in die Seitengasse zurück, wo ich den leimschnüffelnden Jungen in der Nacht
entdeckt hatte, in der Ion gestorben war.
    Mit einer Hand über Bonnies Schnauze, um sie am Bellen
zu hindern, spähte ich um die Ecke. Trevor betrachtete das
Haus vor sich. Dann trat er direkt vor mein Wohnungsfenster. Meine Kopfhaut prickelte, und Bonnie wand sich wie
eine Besessene in meinen Armen.
    Trevor hielt etwas in einer Hand. Ich konnte nicht sehen,
was es war, doch dann zog er mit der anderen etwas aus der
Tasche, und eine winzige Flamme flackerte auf, die plötzlich
größer wurde, als er sie an den anderen Gegenstand hielt.
Der schwarze Schatten
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