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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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reingelassen haben?«, fragte ich überrascht. »Das glaube ich nicht. Er arbeitet für Freddy, und die
Aufführung war Freddys Idee. Trevor würde niemals absichtlich so ein Chaos veranstalten.«
»Du verstehst das nicht«, sagte Marty. »Trevor hat das
absichtlich getan, um mir eins auszuwischen.«
Ich setzte mich wieder, während ich versuchte, Martys
Worte zu verstehen. Ich hatte nicht gewusst, dass Marty und
Trevor sich kannten – abgesehen von dem ein oder anderen
Pint, das Trevor hinter dem Tresen für Marty gezapft hatte.
Das sagte ich dann auch.
Marty hatte sein Sandwich gegessen und den Kaffee getrunken. Er setzte seine Brille ab und begann, die Gläser mit
den Ärmeln seines Strickpullovers zu polieren.
»Fran, ich muss dir ein paar Dinge erzählen. Dinge, die
ich dir schon früher hätte sagen müssen.«
Er brach ab, und ich bedrängte ihn weiterzureden. Was
auch immer es war, er würde offensichtlich nicht zur Ruhe
kommen, bevor er sein Herz nicht irgendjemandem ausgeschüttet hatte. Außerdem, wenn es mit Trevor und dem Rose Pub zu tun hatte, dann wollte ich es erfahren. Vielleicht
steckte er mehr in allem drin, als mir bis zu diesem Augenblick bewusst gewesen war.
»Du wirst versuchen es zu verstehen, oder?«, flehte er.
»Ich tue mein Bestes. Aber ich weiß immer noch nicht,
was du mir erzählen willst«, entgegnete ich.
»Dieses Stück hat mir so viel bedeutet.« Er blinzelte die
Tränen aus seinen kleinen blauen Augen.
Ich setzte mich zu ihm aufs Sofa, legte einen Arm um seine wollenen Schultern und versuchte, ihn zu trösten, indem
ich wiederholte, dass das Stück kein Fehlschlag und das
Publikum begeistert gewesen war. Freddy war zufrieden et
cetera et cetera. Wir hatten Geld bekommen.
»Ja, ja!«, unterbrach er mich aufgebracht. Meine Worte
schienen ihn nicht beruhigt, sondern im Gegenteil noch
mehr verärgert zu haben. Doch mir mangelt es an den natürlichen weiblichen Begabungen, der sanften Berührung,
der beruhigenden Hand auf der Stirn und dergleichen Dingen. Das ist einfach nicht meine Art.
Ich zog meinen Arm zurück. »Dann schieß los, Marty.
Erzähl mir alles. Komm endlich zur Sache.«
»Das ist es ja gerade!«, rief er. »Ich wollte endlich zur
Sache kommen und ein Stück auf die Bühne bringen. Es
war wichtiger für mich als alles andere! Ich dachte, wenn
wir es gut machen und sich das rumspricht, würde ich
weitere Aufträge von anderen Veranstaltern kriegen. Nicht
ein einziger verdammter Laden! Freddy hat Einfluss. Er
hätte es verbreitet. Ich war absolut entschlossen, dass
nichts, aber auch gar nichts das Stück verderben würde,
verstehst du?«
»Ja, ich verstehe«, versicherte ich ihm, auch wenn in mir
allmählich das Gefühl aufstieg, dass ich überhaupt nichts
verstand.
»Und jetzt«, fuhr er fort, »jetzt habe ich das Gefühl, alles
falsch gemacht zu haben. Ich war so auf das Stück fixiert,
und es war so wichtig für mich, dass ich mich geweigert habe, irgendetwas anderes als genauso wichtig zur Kenntnis zu
nehmen.«
»Du bist nicht der Einzige, der in letzter Zeit Fehler gemacht hat, Marty.«
Er drehte den Kopf und sah mir in die Augen. Ich fühlte
mich an jene Strichgesichter erinnert, die manche Leute malen, einen Kreis mit zwei runden Augen und einem Bogen
nach oben für einen lächelnden oder nach unten für einen
traurigen Ausdruck. Martys Gesicht mit den herabhängenden Mundwinkeln und den kleinen verkniffenen Äuglein
war ein klassisches Bild der Tragödie.
»Erinnerst du dich an den Abend, als wir uns beim
Roundhouse begegnet sind?«, fragte er unerwartet.
»Ich erinnere mich.« Wie hätte ich das vergessen können?
Es war der Abend gewesen, an dem Ion gestorben war.
»Du hast nach jemandem gesucht. Ich bin mit dir die
High Street runter bis zur U-Bahn-Station gelaufen. Dann
hast du die Person gesehen, nach der du gesucht hast, und
bist davongerannt.«
»Das ist richtig.« In meiner Magengegend regte sich allmählich ein eigenartiges Gefühl.
»Ich bin dir runter in die U-Bahn gefolgt, weil ich beschlossen hatte, nach Hause zu fahren. Du hattest keinen
Fahrschein. Ich hatte meine Travelcard dabei; deswegen
ging ich weiter, als du kehrtgemacht hast, um dir einen
Fahrschein zu kaufen. Vor mir war ein Mann, ein großer
Kerl …«
»Mit einem Kapuzenpulli?«, unterbrach ich ihn.
Er nickte. »Das stimmt. Ich folgte ihm den ganzen Weg bis
runter auf den Bahnsteig. Der Bahnsteig war ziemlich voll. Er
bahnte sich einen Weg durch die Menge,
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