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Gralszauber

Titel: Gralszauber
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich geehrt durch Euren Besuch.«
Mordred deutete ebenfalls ein Kopfnicken an; auch diese Bewegung in ihrer Knappheit fast eine Beleidigung.
Dulac hätte nicht einmal sagen können, wen er länger fixierte.
»Ich habe zu danken, König Artus«, sagte er steif.
»Nach allem, was geschehen ist, bedeutet Eure Einladung
eine ganz besondere Ehre für mich.«
Er schien auf eine ganz bestimmte Antwort zu warten.
Als Artus ihm diese schuldig blieb, steuerte er den (mit
Ausnahme von dem Stuhl rechts neben Artus) einzig frei
gebliebenen Platz an. Sein Blick glitt durch den Raum und
taxierte die Gesichter der Ritter, blieb einen kurzen Moment auf dem Artus’, einen etwas längeren auf dem
Gwinneths und einen deutlich längeren auf dem Dulacs
hängen.
Dann hob er die Hand und deutete in seine Richtung.
»Der Junge da. Ich möchte, dass er geht.«
Artus drehte sich ein wenig schwerfällig in seinem Stuhl
herum, runzelte die Stirn und hob dann verwirrt die Schultern.
»Das ist eine … ungewöhnliche Bitte, Sir Mordred«,
sagte er gedehnt. »Aber wenn Ihr darauf besteht … Dulac.«
Dulac machte einen Schritt und Mordred schüttelte den
Kopf. »Nicht der. Der andere.«
Überrascht blieb Dulac wieder stehen und sah nach
links.
Mordreds Hand hatte gar nicht auf ihn gedeutet, sondern
auf Evan, der direkt neben ihm stand. Jetzt fiel ihm auch
auf, dass Evan nicht nur erstaunt, sondern regelrecht entsetzt auf Mordred blickte.
Allerdings nur für einen Moment. Dann nickte er hastig
und eilte so schnell hinaus, wie er konnte.
»Würdet Ihr uns freundlicherweise über den Grund Eures Wunsches aufklären, Sir Mordred?«, fragte Ritter
Blaiden spröde.
»Was wir zu besprechen haben, ist nicht für jedermanns
Ohren bestimmt«, antwortete Mordred. Er wies auf Dulac.
»Der Junge da war auch bei unserem letzten Gespräch
schon anwesend. Daher nehme ich an, dass Ihr ihm vertraut. Doch ein Paar neugieriger Ohren sind genug.«
»Ihr habt ein gutes Gedächtnis.« Artus’ Blick streifte
Dulac. Der Ausdruck darin war undeutbar, aber nicht besonders angenehm.
»Und was genau haben wir zu besprechen, dass niemand
außerhalb dieses Raumes davon erfahren darf?«, fuhr
Braiden fort.
Statt zu antworten legte Mordred beide Hände flach nebeneinander auf die Tischplatte und betrachtete scheinbar
interessiert seine Fingerspitzen. Ein dünnes Lächeln spielte um seine Mundwinkel – aber es konnte ebenso gut ein
Ausdruck von Verachtung sein. Überdies war seine Begründung nicht wahr. Er hatte Evan hinausgeschickt, weil
die beiden sich kannten und er nicht Gefahr laufen wollte,
dass irgendjemand das Erschrecken auf Evans Gesicht sah
und die richtigen Schlüsse daraus zog.
»Sir Mordred ist auf meine Einladung hin gekommen«,
sagte Artus, als Mordred nicht antwortete. »Ich habe ihn
gebeten.«
Für einen Moment entstand Unruhe. Etliche Ritter
wandten sich verwirrt Artus zu und nicht alle sahen drein,
als wären sie mit seiner Entscheidung einverstanden.
Schließlich sorgte Artus mit einer befehlenden Geste für
Ruhe.
»Ich habe ihn gebeten herzukommen«, sagte er noch
einmal und mit ganz leicht erhobener Stimme, »weil schon
zu viel Blut geflossen ist und weil ich euch allen – und vor
allem Euch, geehrter Mordred – etwas zu verkünden habe.
Etwas, das sehr wichtig ist. Und das vieles ändern wird.«
»Und was wäre das?« Es war Sir Mandrake, der diese
Frage stellte, nicht Mordred.
»Gemach«, antwortete Artus. »Lasst uns zuerst speisen.
Es redet sich besser bei einem guten Essen.«
Mandrake schürzte die Lippen, aber er widersprach nicht
und diesmal war das Lächeln auf Mordreds Gesicht eindeutig überheblich. Er sah jedoch nicht einmal auf, sondern betrachtete weiter angelegentlich seine Fingerspitzen.
Artus klatschte in die Hände und Dulac fuhr erschrocken
zusammen und machte sich an die schier unmögliche Aufgabe, ganz allein das Essen für annähernd sechzig Gäste
aufzutragen.
Er bemühte sich nach Kräften, aber er versagte schon bei
dem Versuch, die Becher der Ritter zu füllen. Nicht einer
der Ritter beschwerte sich, aber nach einer kurzen Weile
erhob sich einer von ihnen und trat neben ihn, um ihm zur
Hand zu gehen.
»Ich bitte Euch, Sir«, begann Dulac, »das ist –«
Er brach erschrocken ab, als er erkannte, wen er vor sich
hatte. Der Ritter war deutlich älter als Artus. Sein Haar
begann an den Schläfen bereits grau zu werden und in
seinem Gesicht waren auch früher schon tiefe Linien
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