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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
Autoren: Peter Berling
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Tage später im Lager wiedertraf. Unten im Tal hatte der findige Monsei g neur Durand, seines Zeichens eigentlich Bischof von Albi, seine berühmten Wurfmaschinen zerlegen lassen; diese zogen die Basken jetzt an Seilen herauf. Doch die Verte i diger konnten dank eines ebenso genialen catapu l teurs, Bertrand de la Beccalaria, die Scharte wieder au s wetzen. Der Ingenieur aus Capdenac hatte die von ihm geleitete Dombauhütte zu Montauban spontan im Stich gelassen, als er von der Not seiner Freunde erfuhr, und war in letzter Minute mit seinen Helfern noch in die Festung geschmu g gelt worden. Seine transportablen Stei n schleudern wurden auf dem Pas de Trébuchet in Stellung gebracht und erw i derten den Beschuß der Angreifer so wirkungsvoll, daß an weiteres Vordringen nicht zu de n ken war.
    Der Höhenrücken, bewaldet und durchzogen von ve r steckten Passagen zwischen den Felsen, mal unter, mal über dem Grund, voller Höhlen und geheimen Ausfallpfo r ten, blieb in der Hand der Katalanen. Die Montagnards b e schränkten sich auf das Halten des eroberten Brückenko p fes. Doch von dort aus reichte die Wurfkraft ihrer Masch i nen nicht weiter als bis zur Barbacane, dem wuchtigen A u ßenwerk des Montségur.
    »An die Mauern der Burg selbst kommen wir nicht h e ran!«
    »Und warum schickt man Euch keine Verstärkung?« wollte ich schlauer Stratege wissen, »und rückt dem Te u felsnest mit seiner Schlangenbrut nicht endlich auf den Pelz?«
    »Weil«, Jordi pfiff zwischen den Zähnen, »weder der Herr Se-neschall noch der Herr Erzbischof besonders gute Kletterer sind – noch ihr lahmes Fußvolk!« Er lachte. »A u ßerdem erfüllen wir unseren Zweck!«
    In der Tat: Tag und Nacht wuchteten und hämmerten jetzt die Wurfmaschinen des Monsignore Durand ihre mö r derischen Brocken blind über den Wald in die Mauern der letzten Außenbastionen; sehr zum Vergnügen des päpstl i chen Legaten. »In der Barbacane zerma l men wir jetzt die Ketzer, wie der Stößel in den Mörser fällt«, frohlockte Jo r di.
    »Sterbend erhalten sie das consolamentum, die Letzte Ölung dieser Irrgläubigen, auf daß sie in der Hölle besser schmurgeln«, wußte ich hohnvoll zu ergänzen.
    »Doch auch die Verteidiger lassen ihre todbringenden Schleudern sprechen, knicken unsere Leiber, fegen die u n geschützt Anstürmenden vom steilen Geröllhang hinab in die Schründe, an derem Ende uns der Herr Erzbischof als himmlischer Türschließer schon erwartet!«
    »Und Euch, Jordi, macht Euch nichts den Tod fürc h ten?«
    »Ich verlass ’ mich auf besseren Zauber!« lachte er. »Mir ist geweissagt, ich würde nur zu meinen Ahnen kehren, wenn um mich versammelt sei die Trinität eines röm i schen Bischofs, eines häretischen Templers und eines franzisk a nischen Gralhüters! Da kann ich lange warten!«
    »Weiß Gott! Zumal wir Minoriten höchstens Schafe h ü ten«, rief ich aus. »Und welchen heidnischen Hexenkün s ten verdankt Ihr diesen Schutz?« Ich war neidisch auf ihn, dem solches prophezeit ward, hatte ich doch nur mit der Anrufung der Jungfrau und etlicher Heiliger aufz u warten. Allerdings war mein Leben auch nicht in Gefahr, wenn mir nicht gerade ein verirrter Stein auf den Kopf fiel. »Verratet es mir!«
    »Habt Ihr nie von der weisen Frau gehört, die …? Sel t sam.« Jordi musterte mich mit einem Blick, der Argwohn und Belustigung zugleich ausdrücken konnte. »Sie kennt Euch!«
    Jordi zog es vor, nichts weiter verlauten zu lassen, aber ich lief ihm nach. Er wurde unwillig: »›Haltet mir bloß di e sen franziskanischen Unglücksraben, der da durch euer Lager streicht, vom Leibe!‹ hat sie gesagt, wenn du es g e nau wissen willst. ›Ich will ihn nicht zwischen den F ü ßen!‹«
    Ich verstand sehr wohl, daß dies auch Jordis Haltung mir gegenüber entsprach. Ich ärgerte und schämte mich. Wir gingen uns von da an aus dem Wege. Vor allem aber war ich sehr beunruhigt.
    Kurz darauf hieß es für die Montagnards zurück auf den Pog. Diesmal wurde überhaupt nicht gesegnet, und wenn, wären meine Mitbrüder an der Reihe gewesen. So hatte ich keine Gelegenheit, Jordi noch einmal zu sprechen und d a nach zu fragen, was es mit mir und dieser Wahrsagerin auf sich habe.
    Sie war unter dem Namen ›Loba die Wölfin‹ bekannt. Eine wahrscheinlich katharische Hexe, soviel hatte ich i n zwischen im Lager in Erfahrung gebracht, die im Wa l de von Corret hauste und auf deren Sprüche gut Verlaß sei.
    Gewappnet mit der Schlichtheit meines
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