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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
Autoren: Peter Berling
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seiner Stimme gelang es nicht, den Zweifel zu verbergen.
    »Der Staufer tritt das Heil mit den Füßen«, sagte sie o h ne Bitternis, »sein eigenes – wieviel mehr erst das seines Blutes. Verlaßt Euch nicht auf ihn – um ihretwillen!« Sie warf einen Blick auf die beiden Kinder, die alles daranset z ten, der Amme den Abstieg auf der steilen Steintre p pe zu erschweren.
    »Es gibt eine höhere Macht. Ich schwöre Euch, Escla r monde, sie werden gerettet werden. Seht her!« Er schritt hinüber zur Ostecke, wo sich das überdachte Observat o rium befand. »Diese Seite, wo der Lasset aus den Tabor-Bergen durch die tief eingeschnittene Schlucht tost, ist vö l lig unbewacht geblieben.«
    Esclarmonde grüßte mit zusammengelegten Handfl ä chen die weißgekleideten Greise, Parfaits wie sie, die von der Plattform den Lauf der aufblinkenden Gestirne be o bachteten.
    »Neben der mangelnden Disziplin unserer Feinde«, fuhr der Mirepoix fort, »hilft uns vor allem, daß viele der g e worbenen Truppen mit uns sympathisieren. So die aus dem Camon, ehemalige Lehnsleute meines Vaters – sie lagern unterhalb des Roc de la Tour.« Er bemühte sich der jungen Frau Zuversicht einzuflößen. »Solange er in unserer Hand ist, reißt die Verbindung zur Außenwelt nicht ab – und so besteht durchaus Hoffnung …«
    »Ach, Pierre-Roger«, sie legte ihre Hand auf seine Schulter, »hofft nicht auf die Außenwelt, versperrt sie doch nur den Blick auf die Tür zum Paradies. Das Paradies j e doch ist die Gewißheit, die uns keiner nehmen kann!«
    Sie entließ ihn mit einem heiteren Lächeln.
    Dunkelheit hatte inzwischen den Montségur umfangen, dafür leuchteten die Sterne um so heller. Unten im Tal glimmten die Feuer, doch die zotigen Gesänge, das Kre i schen der Huren und das Fluchen der Soldateska beim Würfelspiel und beim Saufen drang nicht bis zur Spitze des Berges herauf.
    Die Stimmung im Lager war schlecht. Es nahte der Herbst. Sie hockten hier nun schon ein gutes halbes Jahr. In den ersten Tagen hatten etliche Draufgänger Stur m angriffe auf eigene Faust versucht und sich dabei blutige Nasen g e holt. Die strategische Lage und die Feuerkraft der Festung hatte nicht umsonst über zwei Generationen hinweg allen Attacken getrotzt.
    Der Seneschall wußte darum und hielt sich zurück, ob g leich der päpstliche Legat ihn ständig drängte. Doch auch Hugues des Arcis wurde ob der untätigen Warterei am F u ße des Pogs immer unleidlicher. Er ließ seine Feldka p lane mehrmals am Tage die Messe lesen, als ob Beten seine m i litärische Lage hätte verbessern können. So war auch in dieser Nacht der Franziskaner zum Beten ange t reten, als dem Seneschall die Eingebung kam.
    »Baskische Gebirgsjäger!« eröffnete er William, der gewohnheitsgemäß niedergekniet war. »Wir sollten sie sogleich anwe rb en, für teures Geld, auch wenn sie sich kaum aufmachen werden, bevor die Ernte eingebracht ist!«
    »Gelobt sei der Herr und die heilige –« , begann William.
    »Heb deinen flämischen Arsch«, schnaubte der Sen e schall, »und reich mir lieber den Krug rüber! Darauf mü s sen wir trinken!«
    Die Montagnards
    Montségur, Winter 1243/44 (Chronik)
    Im Spätherbst traf das Korps der ›Montagnards‹ aus dem fernen Baskenland bei uns ein. Mein Herr, der Sen e schall, ließ sie gar nicht erst im Feldlager kampieren, sondern führte sie persönlich um die Nordwestecke des Pogs h e rum, unter den Roc de la Portaille, hinter dem die Wand am steilsten aufragt, daß man den Donjon des Montségur von unten kaum noch sehen kann. Hier ließ er sie rasten.
    Zum Neid meiner Mitbrüder hatte er nur mich erwählt, ihn zu begleiten. Am Nachmittag brachen wir wieder auf und schlängelten uns unter der Nordwand, vor jedem Blick geschützt, durch die hohen Tannen des Waldes von Serr a lunga, dessen Ausläufer hier bis an den Fels hera n reichen.
    Ich ging hinter Jordi, einem der Hauptleute der Basken. Nur mit Mühe gelang es mir, mit ihm Schritt zu halten und ihn in ein Gespräch zu verwickeln, wobei wir uns mit e i nem Gemisch italienischer und latinesker Brocken beha l fen. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wohin unser g e heimer Zug führen sollte.
    »Roc de la Tour«, beschied er mich knapp.
    Und ich keuchte stolpernd: »Warum?«
    »Eine Wurst, die man schneiden will, muß man erst mal zubinden. Und das hat man dort vergessen«
    Ich schwieg. Zum einen, weil mir bei seinen Worten s o fort Hungergefühle aufstiegen, zum anderen weil mir beim Geda nk
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