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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
Autoren: Peter Berling
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i comte von Foix, hält es nicht einmal für nötig, bei uns zu erscheinen!«
    Der Seneschall wandte sich zum Gehen: »Sein Nachfo l ger ist längst bestimmt: Guy de Levis, Sohn des Kampfg e fährten des großen Montfort! Soll er für ihn das Eisen aus dem Feuer holen!«
    Pierre Amiel heftete sich geifernd an seine Fersen. »Feuer? Das solltet Ihr hinauftragen und in das Nest di e ser Teufelsbrut werfen, auf daß sie alle in Rauch und Fla m men zur Hölle fahren!«
    Wortlos bückte sich der Seneschall und zog einen bre n nenden Ast aus einer der Feuerstellen. »Die Fackel der I n quisition!« höhnte er und streckte dem verdutzten Erzb i schof das flammende Holz entgegen. »Tragt sie h i nauf! Wenn Ihr unterwegs genug blast oder die heilige Jun g frau Euch ihren Odem leiht, wird sie schon nicht verl ö schen!«
    Da der Legat keine Anstalten machte, den schwelenden Ast entgegenzunehmen, warf ihn der Seneschall zurück in die Glut und schritt von dannen. Sein Gefolge, das solche Auftritte von ihm gewöhnt war, mochte sich ein Lachen nicht verkneifen.
    Die Dämmerung brach herein; überall leuchteten jetzt die Lagerfeuer auf. Die Marketenderweiber füllten die Bo t tiche, und die Soldaten drehten die Spieße, weil die Jagd in den Wäldern des Corret und das Plündern der Bauern des Taulats heute etwas gebracht hatten. Sonst wären nur g e sammelte Eicheln und Kastanien und das harte Brot g e blieben, das die Fourageure verteilten.
    Die Mannschaften waren Söldner. Ihre Herren, die Kreu z ritter, waren Noble aus dem Norden, die sich dem Wunsch ihres Souverain Ludwig nicht widersetzen mochten, Schmeichler, die seine Gunst zu erringen trachteten, oder ei n fach Abenteurer, die sich – die Lehen und Pfründe waren längst vergeben – wenigstens Beute und sonstigen G e winn versprachen, zumal die Kirche jedem Teilnehmer vollko m menen Ablaß und Vergebung aller Sünden zuges i chert hatte.
    Die Mauern des Montségur, dessen stärkste Flanke im stumpfen Winkel auf das Heerlager herabsah, waren in das Gold der untergehenden Sonne getaucht.
    »Wie viele mögen es wohl sein?« Esclarmonde de P e relha, die junge Tochter des Kastellans, trat furchtlos an die zinnenlose Brüstung der Mauer und schaute hinab ins Tal. »Sechstausend, zehntausend?«
    Der Vicomte Pierre-Roger de Mirepoix, Schwager Es c larmon-des und Kommandant der Festung, lächelte. »Es sollte Euch nicht berühren«, sanft drängte er sie zurück, »solange sie nicht in der Lage sind, auch nur hundert unter die Wälle zu schicken.«
    »Aber sie werden uns aushungern –«
    »Bislang hat jeder der Herren da unten sein Zelt nach Gutdünken aufgeschlagen, sich landsmannschaftlich v o neinander absetzend.« Der Mirepoix wies mit der Hand über Hang, Hügel und Täler. »Diese dümmliche Arr o ganz, unterstützt von der zerklüfteten, unübersichtlichen Umg e bung und den dunklen Wäldern, vor denen sie sich fürc h ten, hat für uns zur angenehmen Folge, daß ihr Belag e rungsring mehr Löcher aufweist als der Käse aus den Pyr e näen, den man uns wöchentlich frisch hier herauf b ringt.«
    Es war offensichtlich, daß er ihr Mut zusprechen wollte. Schon ihr Name verpflichtete Esclarmonde dem Vorbild der berühmtesten Katharerin, jener ›Schwester‹ Parsifals, die vor nun bald vierzig Jahren den Montségur hatte au s bauen lassen. Auch die junge Esclarmonde war eine parfa i te, eine Reine. Ihr leibliches Leben war in höchster Gefahr, wenn der Berg des Heils nicht standhalten sollte. Doch so l che Gefahr achtete sie gering.
    »Der Gral –« , sagte sie leise, ihre einzige Sorge dem V i comte mitteilend, »sie sollen ihn nicht erfahren, noch Hand an ihn legen können.«
    Zwei kleine Kinder waren unbemerkt hinter sie getreten. Der Junge umklammerte furchtsam die Beine der jungen Frau, während das zierliche Mädchen, keck an den Maue r sims trat, einen Stein in die Tiefe warf und ve r zückt seinem Aufschlag lauschte, der erst den Komma n danten auf sie aufmerksam machte.
    »Ihr sollt doch nicht hier oben –« , entfuhr es ihm, da sah er schon die Amme von der Treppe herbeistürzen, die vom Burghof steil hinaufführte. Er gab der Kleinen einen Klaps, griff sie am Schlafittchen und drückte sie der Di e nerin in die Hand. Esclar-monde strich dem Jungen übers Haar, der artig der Frau folgte.
    »Wie lange noch?« wandte sich Esclarmonde wieder an den Vicomte.
    Der Festungskommandant schien in Gedanken versu n ken. »Friedrich kann uns nicht im Stich lassen …« Doch
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