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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille
Autoren: Tess Gerritsen
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glaube mir.« Er spießte vier Shrimps auf und stopfte sie sich in den Mund. »Willst du dir nichts bestellen?«
    Sie winkte der Kellnerin, bestellte einen kleinen Salat und sah dann zu, wie Korsak ein weiteres halbes Dutzend Shrimps verschlang.
    »Isst du sonst nichts?«, fragte er, als ihr Salat kam.
    »Ich fahre zum Abendessen nach Hause. Bin in den letzten Tagen kaum dort gewesen.«
    »Ja, hab schon gehört, was da in Brookline los ist. Wie viele Leichen haben sie bis jetzt ausgegraben?«
    »Sechs – und wie es aussieht, alle weiblich. Es wird Monate dauern, bis wir mit der Durchsuchung des Anwesens fertig sind, und vielleicht haben die beiden auch noch an anderen Stellen Leichen verschwinden lassen, von denen wir bis jetzt nichts wissen. Deshalb nehmen wir uns nun auch Mark Mallorys Wohnung vor.«
    Korsak hob sein Bierglas, um ihr zuzuprosten. »Wie sagt ihr Mädels immer? You go, girl! «
    Ihr Blick fiel auf sein fettbespritztes Hemd, und sie dachte: Mit deinen Brüsten kannst du allerdings bei jeder Weiberrunde mithalten. Sie hob ihr Wasserglas, und sie stießen so herzhaft an, dass das Bier auf seinen schon arg geschrumpften Berg Meeresfrüchte schwappte.
    »Einen Wermutstropfen gibt es allerdings«, sagte sie, während sie nach ihrer Gabel griff. »Ich sehe nicht, wie ich die Akte über unsere beiden unbekannten Toten jemals schließen soll. Dabei war es der Tod der Frau auf dem Dach, der das Ganze ins Rollen gebracht hat.«
    »Und das Schwert, mit dem sie umgebracht wurde, habt ihr immer noch nicht gefunden?«
    »Es ist wie vom Erdboden verschluckt. Wahrscheinlich hat das Wesen, das ich in dieser Nacht im Wald habe verschwinden sehen, es mitgenommen. Wir werden nie genug Beweise haben, um von irgendwem ein Geständnis zu bekommen. Aber ich habe eine ziemlich starke Vermutung, wer es war.«
    »Genug für eine Verurteilung?«
    »Soll ich ehrlich sein? Ich will gar keine Verurteilung. Ich sag’s dir, Vince, manchmal habe ich das Gefühl, schon das Falsche zu tun, wenn ich einfach nur meinen Job mache.«
    Korsak lachte. »Lass das bloß nie Dr. Isles hören.«
    »Nein, sie würde das nicht verstehen«, pflichtete Jane ihm bei. Was Maura verstand, waren Fakten, und diese Fakten hatten vor wenigen Tagen zur Verurteilung von Officer Wayne Graff geführt. Ja oder nein, schwarz oder weiß – für Maura war die Unterscheidung immer sonnenklar. Aber je länger Jane bei der Polizei war, desto weniger sicher war sie sich, wo die Trennlinie zwischen Recht und Unrecht verlief.
    Sie nahm eine Gabel voll von ihrem Salat. »Und wie sieht’s bei dir aus? Worüber wolltest du mit mir reden?«
    Er seufzte und legte seine Gabel hin. Abgesehen von einem leeren Teller gab es nur sehr wenig, was einen Vince Korsak dazu bringen konnte, seine Mahlzeit zu unterbrechen. »Du weißt, dass ich deine Mutter liebe«, sagte er.
    »Ja, das habe ich irgendwie schon mitgekriegt.«
    »Ich meine, ich liebe sie wirklich . Sie hat Humor, sie ist klug, und sie ist sexy.«
    »Danke, ich will’s gar nicht so genau wissen.« Jetzt legte auch sie ihre Gabel hin. »Sag mir einfach nur, worauf du hinauswillst.«
    »Alles, was ich will, ist, dass sie meine Frau wird.«
    »Und sie hat schon Ja gesagt. Wo ist das Problem?«
    »Das Problem ist dein Bruder. Er ruft sie dreimal am Tag an und versucht, es ihr auszureden. Es ist nicht zu übersehen, dass er mich verachtet.«
    »Frankie mag grundsätzlich keine Veränderungen, Punkt.«
    »Er hat sie ganz durcheinandergebracht, und sie denkt schon darüber nach, die Hochzeit abzublasen, nur damit er seinen Willen hat.« Sein tiefer Seufzer endete in einem Laut, der große Ähnlichkeit mit einem Wimmern hatte, und er wandte sich ab, um zu dem Tisch auf der anderen Seite des Gangs hinüberzustarren. Das kleine Kind, das dort in einem Hochstuhl saß, sah ihn nur an und fing sofort an zu weinen. Die Mutter warf Korsak einen scheelen Blick zu und nahm ihr Baby in den Arm. Armer Korsak – mit seinem wenig einnehmenden Äußeren erschreckte er schon kleine Kinder, die nicht erkennen konnten, welch gutes Herz sich unter dieser rauen Schale verbarg. Aber Mom sieht es. Und sie verdient einen guten Mann wie ihn.
    »Es ist schon okay«, sagte sie. »Ich rede mit Frankie.« Und falls das nicht funktionierte, würde sie dem Verstand ihres Bruders mit einem kräftigen Schlag auf den Hinterkopf auf die Sprünge helfen.
    Er blickte auf. »Das würdest du für mich tun? Wirklich?«
    »Warum denn nicht?«
    »Ich weiß nicht.
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