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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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zur Vollendung zurückgelegt, und nachdem er eine der Zierden des Volks geworden, die ganze Größe seiner Talente und seines Einflusses auf die Erhebung und Verschönerung seiner Vaterstadt angewandt.
    In der That, dieser letzte Zug in seinem Charakter hat ihm in meinen Augen den größten Werth gegeben, und mich vorzüglich bestimmt, meine Landsleute auf ihn aufmerksam zu machen. So hervorragend seine schriftstellerischen Verdienste sind, ist er doch nur einer der vielen ausgezeichneten Schriftsteller dieses talentreichen Volkes. Sie leben jedoch im Allgemeinen, nur für ihren eigenen Ruf, oder für ihr Vergnügen. Ihre häusliche Geschichte bietet keine Beispiele für die Welt dar, oder vielleicht nur ein demüthigendes von menschlicher Gebrechlichkeit und Unbeständigkeit. Im besten Falle sind sie froh, wenn sie sich nur aus dem Getümmel und der Gemeinheit des Geschäftslebens herausziehen, sich einer selbstischen literarischen Muse hingeben, und einem geistigen, jedoch ausschließlichen, Genusse leben können.
    Herr Roscoe dagegen hat keines der erlaubten Vorrechte des Talents für sich in Anspruch genommen. Er hat sich in keinen Garten der Gedanken, in kein Elysium der Einbildungskraft abgeschlossen, vielmehr sich auf die Heerstraßen und breiten Wege des Lebens hinausbegeben; er hat an den Pfad, zur Erfrischung des Pilgrims und des Ausruhenden, Lauben gepflanzt, und klare Quellen geöffnet, zu denen der Arbeiter von dem Staub und der Hitze des Tages sich abseits wenden, und aus dem lebendigen Strome des Wissens trinken kann. Es gibt »eine tägliche Schönheit in dem Leben,« [Fußnote: Shakspeare’s Othello.] über welche der Mensch nachdenken und dadurch besser werden kann. Sie bietet kein erhabenes, und weil es unnachahmlich ist, fast unnützes Beispiel der Trefflichkeit dar, sondern sie zeigt ein Bild thätiger, doch einfacher und nachahmbarer Tugenden, welche Jedermann sich aneignen kann, welche aber unglücklicher Weise nicht von Vielen geübt werden, denn sonst würde diese Welt ein Paradies sein.
    Aber sein Privatleben ist besonders der Aufmerksamkeit der Bürger unseres jungen, geschäftsvollen Landes würdig, wo die Literatur und die schönen Künste neben den gröberen Pflanzen der täglichen Nothwendigkeit emporwachsen müssen; wo ihre Pflege nicht von der ausschließlichen Sorgfalt, welche Muße, und Reichthum ihnen weihen können, noch von den belebenden Strahlen vornehmer Beschützer, sondern von den Stunden und Zeiten abhängt, welche einzelne aufgeklärte und gemeinnützig denkende Männer dem Betriebe der zeitlichen Interessen entziehen.
    Er hat gezeigt, wie viel ein hervorragender Geist in seinen Mußestunden für einen Ort thun, und wie er allen ihn umgebenden Gegenständen seinen eigenen Stempel aufdrücken kann. Gleich seinem Lorenzo de Medici, auf welchen er sein Auge, als auf ein reines Musterbild aus dem Alterthume wendete, hat er die Geschichte seines Lebens mit der Geschichte seiner Vaterstadt verwoben, und die Grundlagen ihres Ruhmes zu Denkmälern seiner Tugenden gemacht. Wohin ihr in Liverpool gehet, findet ihr Spuren von ihm in Allem, was zierlich und großartig ist. Er sah, daß der Strom des Reichthums allein in den Canälen des Handels floß; er hat aus ihnen kräftige Bäche abgeleitet, um die Gärten der Literatur damit zu erfrischen. Durch sein eigenes Beispiel und durch seine fortdauernden Bemühungen hat er diese Vereinigung des Handels und der geistigen Beschäftigungen zu Stande gebracht, welche er in einer seiner neuesten Schriften mit so großer Beredsamkeit empfiehlt. [Fußnote: Anrede bei der Eröffnung der
Liverpool institution
.] und er hat durch die That bewiesen, auf welche schöne Weise sie in Einklang gebracht werden und wohlthätig auf einander wirken können. Die herrlichen Einrichtungen für literarische und wissenschaftliche Zwecke, welche aus Liverpool so vielen Ruhm zurückstrahlen und dem Gemeingeist einen so hohen Schwung geben, sind größtentheils durch Herrn Roscoe entstanden, und ohne Ausnahme von ihm thätig gefördert worden; und wenn wir den schleunig wachsenden Reichthum und die Größe dieser Stadt betrachten, welche an Handelswichtigkeit mit der Hauptstadt zu wetteifern verspricht, so wird es uns nicht entgehen, daß er durch die Erregung eines Wetteifers nach geistiger Bildung unter ihren Einwohnern, der Sache der englischen Literatur eine wesentliche Wohlthat erwiesen hat.
    In Amerika kennen wir Herrn Roscoe nur als Schriftsteller, – in
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