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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub)
Autoren: Tanja Pleva
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der Therapeut eigentlich fragen sollte, wenn er zu ihr vordrang.
    Sam versuchte sich zu konzentrieren. Pflegedienst, das hieß, dass sie alte oder kranke Menschen betreut hatte. Er wühlte in seiner Hosentasche, zog einen zerknüllten Parkschein hervor, schrieb eine Frage darauf und zeigte sie Doktor Ritter.
    Â»Hast du einen bestimmten Patienten betreut?«
    Â»Ja. Es ist mein erster Fall. Eine alte Dame. Sie ist sehr krank. Sie braucht unsere Hilfe.«
    Wieder schrieb Sam etwas auf und zeigte die Frage Doktor Ritter.
    Â»Lebt die Frau allein?«
    Â»Nein. Sie hat einen Neffen.«
    Â»Was macht der Neffe?«
    Â»Er kümmert sich auch um sie.«
    Â»Geh weiter, was passiert dann?«
    Solveighs Gesicht verzog sich zu einer schmerzverzerrten Grimasse, ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie wimmerte, dann schrie sie laut auf. Danach trat eine gespenstische Stille ein.
    Â»Was ist geschehen?«, fragte Doktor Ritter.
    Â»Es ist kalt. Die Nadeln bohren sich in mein Fleisch.« Sie begann wieder zu wimmern.

    Â»Hören Sie auf damit! Holen Sie sie da raus!« rief Doktor Willfurth entrüstet und trat näher ans Bett heran. Doch Sam hielt ihn am Arm fest und hinderte ihn daran, die Frau anzufassen und sie aus der Vergangenheit zu reißen.
    Â»Wer tut dir das an?«
    Wieder schrie sie, schrill und in Todesangst, sodass sich die Härchen auf Sams Arm aufstellten.
    Â»Konstantin«, flüsterte sie. »Er ist böse auf mich. Er bestraft mich.«
    Also doch. Sie waren auf der richtigen Spur. Sam war so aufgeregt, dass er seine nächste Frage nicht aufschrieb, sondern sie Doktor Ritter zuflüsterte: »Der Nachname?«
    Â»Wie heißt Konstantin mit Nachnamen?«
    Â»Ich weiß nicht. Es ist dunkel. Ich sehe nichts.«
    Â»Wo bist du?«
    Â»In einem Keller. Es gibt keine Fenster.«
    Â»Wo ist der Keller?«
    Â»In seinem Haus.«
    Das Haus gehört der alten Dame, die sie gepflegt hat, schoss es Sam durch den Kopf. Konstantin wohnt bei ihr. Wieder flüsterte er Doktor Ritter etwas zu.
    Â»Wie heißt die alte Dame?«
    Â»Ich weiß nicht.«
    Sam fluchte leise.
    Â»Geh zurück bis zu dem Punkt, als du die alte Dame mit Namen ansprichst.«
    Wieder entstand eine unerträglich lange Pause. Sam begann, nervös auf und ab zu gehen. Warum sagte sie denn nichts? Endlich antwortete Solveigh.
    Â»Sie heißt Frau Lange, Elisabeth Lange.«

64
    Er reichte ihr das Glas mit den darin aufgelösten Tabletten.
    Â»Ich will das aber nicht trinken.«
    Â»Du musst aber.«
    Â»Nein. Ich trinke das nicht«, sagte Lina wie ein trotziges Kind. Sie spürte, dass von der trüben Flüssigkeit in dem Glas Gefahr ausging. Als er wieder hereingekommen war, hatte sie das Blatt Papier mit der Zeichnung schnell unter das Bett geschoben. Noch immer überlegte sie, was die Zeichnung zu bedeuten hatte. Das Bett, wie konnte ihr das helfen? Und was hatte der Pfeil zu bedeuten? Warum zeigte er nach oben? Sie musste Zeit gewinnen.
    Sie erhob sich, taumelte, als ob ihr schwindlig wäre, und ließ das Glas fallen. Es zersprang in tausend Scherben, und die Flüssigkeit spritzte auf den Boden. Plötzlich hatte sie wieder das Gefühl, nicht atmen zu können. Der Schmerz im Rücken, in der Brust – er breitete sich wieder aus, wurde stärker.
    Â»Du … du … das hast du mit Absicht gemacht«, fauchte Konstantin sie an, und seine Augen waren voller Hass.
    Â»Nein! Es tut mir leid!« Sie schlug scheinbar bestürzt die Hände vors Gesicht, während er die Scherben aufsammelte. Sie linste zwischen ihren Fingern hindurch und beobachtete ihn, wie er auf dem Boden herumkroch. Dann hielt sie den Atem an. Doch es war zu spät. Konstantin hatte das Blatt Papier unter dem Bett entdeckt. Er hob es auf und betrachtete es mit gerunzelter Stirn. Ob er erkannte, was das war?
    Â»Was ist das?«, fragte er mit schneidender Stimme.
    Sie schwieg. Sie konnte ihm schlecht erzählen, dass sie ihrer Mutter keinen Brief geschrieben hatte, sondern ihr eine Zeichnung schicken wollte. Doch er verstand auch so.
    Â»Du bist also auch eine von ihnen, redest mit den Dämonen! Lässt sie in deinen Körper dringen und dir Botschaften schicken!Du bist des Teufels wie sie alle! Und dafür wirst du büßen!« Sein Gesicht war hasserfüllt, er drehte sich zur Wand. Dort lag auf dem Boden eine Kette mit einem schweren
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