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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub)
Autoren: Tanja Pleva
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seinem ersten Eindruck richtiglag, dass es sich um eine Hinrichtung gehandelt hatte, dann war dieser Platz bewusst ausgewählt worden. Die Frage war nur: Welchen Verbrechens hatte die Frau sich schuldig gemacht?

7
    HAMBURG
    Sam war gegen Mittag in Hamburg gelandet. Die Turbulenzen hatten ihm dieses Mal den Rest gegeben. Nach einer Viertelstunde war sein Frühstück bereits wieder in der kleinen Kotztüte der Lufthansa gelandet, und er hatte sich geschworen, in der nächsten Zeit kein Flugzeug mehr zu besteigen. Am Flughafen mietete er sich einen Wagen mit Navigationssystem und holte sich anschließend die Akte des ungelösten Mordfalles von 2006 vom zuständigen Revier ab. Bedauerlicherweise war der Beamte, der den Fall damals bearbeitet hatte, krankgeschrieben und nicht erreichbar.
    Also überflog er die Eckdaten in der Akte. Das Hamburger Opfer hieß Irene Geiger. Dem Foto nach zu urteilen war sie eine ziemlich attraktive Frau Ende vierzig, Anfang fünfzig gewesen. Die Krähenfüße um die wachen grün-braunen Augen zeigten Sam, dass sie kein Botox- oder Liftingopfer gewesen war, sondern eine der wenigen Frauen, die in Würde hatte altern wollen. Nach drei gescheiterten Ehen hatte sie 2004 den erfolgreichen Immobilienmakler Helmut Geiger geheiratet. Und diesem, beschloss Sam, würde er als Erstes einen Besuch abstatten.
    Er fuhr die Elbchaussee entlang, die direkt neben dem Fluss verlief. Sam staunte über die stattlichen Villen und Herrenhäuser, die in großzügige Gärten oder kleine Parkanlagen eingebettet waren, und war gespannt, in welchem dieser Häuser Irene Geiger gelebt hatte.
    Sam musste nicht lange warten, bis ihm das Navigationssystemmeldete, dass er das Ziel erreicht hatte. Er stand vor einer großen weißen Villa, die eine kleinere Ausführung des Weißen Hauses in Washington zu sein schien. Das Tor stand offen, und so fuhr er knirschend über die Kieselsteinauffahrt und hielt direkt vor der doppelflügeligen Eingangstüre.
    Sam klingelte und wartete eine halbe Minute, bis er den goldenen Klingelknopf noch einmal drückte. Er fragte sich gerade, ob die Klingel überhaupt funktionierte, und wollte das Haus schon von der Hinterseite in Augenschein nehmen, als er hörte, wie jemand im Inneren Richtung Tür schlurfte. Ein Riegel wurde zur Seite geschoben, und dann sah er durch den Spalt ein milchig blaues Auge, das ihn von oben bis unten musterte.
    Â»Was wollen Sie?«
    Â»Ich bin von der Polizei. Mein Name ist Sam O’Connor, und ich bearbeite den Fall von Irene Geiger. Sind Sie Helmut Geiger?«
    Â»Sind Sie hier, um mir zu sagen, dass Sie den Täter von Irene gefunden haben?«
    Â»Nein. Ich habe lediglich ein paar Fragen an Sie.«
    Â»Das ist doch schon über zwei Jahre her«, sagte der Mann leicht gereizt. »Ich habe damals alles gesagt, was es zu sagen gab.«
    Wie Sam der Akte entnommen hatte, war Helmut Geiger zunächst der Hauptverdächtige gewesen, aber ein hieb- und stichfestes Alibi hatte ihn gerettet: Er war mit seiner Geliebten in der Schweiz gewesen.
    Â»Es gibt einen neuen Fall, der Parallelen zum Mord an Irene Geiger aufweist.«
    Jetzt wurde die Tür langsam weiter geöffnet, und Sam stand vor einem etwas verwahrlosten alten Mann in Hausmantel und Pantoffeln. Sam konnte sich schwer vorstellen, dass Irene Geiger diesen Mann geliebt hatte und dass dieser neben seiner schönen Ehefrau auch noch eine Geliebte gehabt hatte.
    Er folgte dem alten Mann durch eine Diele in ein etwa hundert Quadratmeter großes Wohnzimmer mit einer Fensterfront, vorder dunkelgrüne Gardinen hingen. Ein Knopfdruck, und die Gardinen setzten sich wie von Geisterhand in Bewegung und gaben den Blick auf einen märchenhaften Garten mit großen Steinstatuen und einem Teich frei. An der stuckverzierten hellgrün bemalten Decke hing ein großer Kronleuchter mit goldenen Engeln und Trompeten. In einem dunklen Mahagoniregal standen Hunderte kleiner Flugzeug- und Schiffsmodelle, die Sam staunend betrachtete.
    Â»Die Sammlung stammt von meinem Großvater väterlicherseits. Das hier ist die USS Langley, ein ehemaliger Kohletransporter der Marine, den die Amis 1920 zu ihrem ersten Flugzeugträger umgebaut haben. Hier die USS Lexington und die USS Saratoga, auch sie wurden umgebaut. Hier, sehen Sie den Unterschied zwischen den Rümpfen? Sie stammen von Schlachtkreuzern. Der einzige deutsche
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