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Gottes letzte Kinder (Armageddon, die Suche nach Eden) (German Edition)

Gottes letzte Kinder (Armageddon, die Suche nach Eden) (German Edition)

Titel: Gottes letzte Kinder (Armageddon, die Suche nach Eden) (German Edition)
Autoren: D. J. Franzen
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schwach, Decke und Boden tauschten die Plätze und sein Blickfeld schrumpfte.
    Dann war da nur noch gnädige Dunkelheit.
     
    *
     
    Zuerst war da nur ein dumpfes Pochen. Vergleichbar mit einer Horde Zwerge auf schlechtem Ecstasy, die sein Hirn malträtierten. Dann kam ein stechender Schmerz hinzu, der sich bis in die Rückseiten seiner Augäpfel bohrte. Sprengten die Zwerge da gerade neue Tunnel in seinen Kopf? Frank stöhnte auf. Auf seiner Zunge spürte er einen intensiv blauen Geschmack.
    Blauer Geschmack?
    Gehirnerschütterung.
    Das musste es sein. Niemand konnte einen blauen Geschmack auf der Zunge haben. Erinnerungen wehten als Nebelfetzen durch sein Denken, wollten die Sicht auf die vagen Schatten dahinter nicht freigeben. Dann die jähe Erkenntnis.
    Er war unterwegs!
    Er war angefallen worden!
    Ein entsetztes Wimmern kroch seinen Hals empor, ein Laut der Angst, den schon seine Vorfahren in der Steinzeit von sich gegeben haben mussten, wenn ihnen ein Säbelzahntiger über den Weg gelaufen war. So schnell er konnte rappelte er sich auf die Knie, die wässrige Schwere seiner Arme und Beine ignorierend, die Zwerge in seinem Kopf verfluchend. War er etwa jetzt einer von ihnen? Fühlte man sich so, wenn man reanimiert worden war?
    »Hübsch langsam, mein Freund«, erklang eine helle Stimme neben ihm. Langsam drehte er den Kopf und sah im Dämmerlicht zwei schlanke Beine in dunklen Hosen und abgewetzten Lederstiefeln. Sein Blick wanderte langsam höher. Eine schmale Taille, darüber ein ebenfalls schwarzes T-Shirt, das oberhalb eines flachen Bauches eindeutig gut gefüllt war. Zwischen der üppigen Füllung des Shirts glotzte ihn das dunkle Auge seiner eigenen Maschinenpistole an.
    »Wenn du kotzen willst, dann mach es jetzt und hier. Oben sind zwar Toiletten, aber die Spülkästen sind leer.«
    Aus einer dichten Mähne feuerroten Haares blitzten zwei katzengrüne Augen auf. Sommersprossen tanzten auf milchig blasser Haut um eine gerümpfte Nase.
    »Ich bin keiner von denen.« Frank erkannte seine eigene Stimme nicht wieder. »Könntest du also bitte das Ding in irgendeine andere Richtung halten?«
    »Wenn du einer von denen wärst, wäre dein Gehirn gerade auf dem Weg in einen geostationären Orbit.«
    »Und warum dann das da?« Frank deutete betont langsam auf die Waffe. Nur keine falsche Hektik an den Tag legen!
    »Du könntest ein Plünderer sein.«
    »Plünderer? Ich? Ich bin ein Überlebender auf der Suche nach Ausrüstung und Essen.«
    Die Rothaarige nickte.
    »Sag ich doch. Ein Plünderer. Wo sind deine Kumpane?«
    »Ich habe keine Kumpane. Ich bin alleine.«
    Die Frau schien nicht sonderlich überzeugt zu sein. Langsam trat sie einen Schritt zurück, die Waffe immer noch auf Franks Kopf gerichtet.
    »Und was sollte das Open Air da draußen? Wolltest du von diesen Dingern etwa Eintritt verlangen?«
    »Nein. Ich habe festgestellt, dass sie vor allem auf Geräusche und Bewegung reagieren. Geräusche scheinen aber einen größeren Reiz auf sie auszuüben. Deswegen die Musik. Ich wollte sie ablenken.«
    Ein leises Lachen.
    »Und da hattest du nix besseres im Repertoire, als diese dünnbrüstige Einkaufsmucke? Nix Härteres? AC/DC oder Iron Maiden vielleicht?«
    »Es war eines der Lieblingslieder meiner Mutter.«
    »Oh!«
    »Darf ich aufstehen?«
    Die Frau zögerte. Dann nickte sie und ließ die Waffe sinken. Nur ein wenig, aber immerhin ein Anfang. Frank stand auf und verzog das Gesicht. Die Zwerge in seinem Kopf legten eine Extraschicht ein.
    »Ich bin Frank. Frank Martinsen.«
    »Sandra.«
    Frank neigte fragend den Kopf.
    »Einfach nur Sandra?«
    »Willst du mich etwa heiraten und machst dir Sorgen um deinen neuen Nachnamen?«
    »Nein, nat...«
    »Also«, fuhr ihm Sandra ins Wort. »Ich Sandra, du Frank. Ende der Vorstellung.«
    Frank sah sie jetzt etwas besser, obwohl das Licht, das durch die Fenster einfiel, nur sehr schwach war. Sandra schien höchstens Mitte zwanzig zu sein, und hatte eine verdammt aufregende Figur. Erst jetzt bemerkte er, dass sie immer noch im Hausflur der ehemaligen Berufsschule waren. Draußen wurde es allmählich dunkel und …
    Dunkel?
    Wo war die Musik?
    »Wie lange war ich weg?«
    »Gut und gerne vier bis fünf Stunden. Warum?«
    »Wann ist die Musik ausgegangen?«
    »Zehn Minuten, nachdem ich dir einen technischen Knock-out verpasst habe. Ich habe das Gedudel beendet.«
    Frank schluckte.
    »Wie?«
    Sandra grinste schief und hob die Waffe leicht an.
    »Scheiße!«, rief Frank.
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