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Gottes letzte Kinder (Armageddon, die Suche nach Eden) (German Edition)

Gottes letzte Kinder (Armageddon, die Suche nach Eden) (German Edition)

Titel: Gottes letzte Kinder (Armageddon, die Suche nach Eden) (German Edition)
Autoren: D. J. Franzen
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Felsen im fauligen Meer ihres Mundes. Die Beine der Frau steckten in knielangen Nylonstrümpfen, die mehrere lange Laufmaschen hatten. Ihrem Nebenmann, der in einem halb offenen Morgenmantel vor der Garage stand, fehlte ein großes Stück Fleisch im Nacken- und Schulterbereich. Er hielt eine Kaffeetasse und eine zusammengerollte Tageszeitung in den Händen. Der Untote wedelte unbeholfen mit der Zeitung und es sah aus, als wolle er einen Hund zurechtweisen, der auf den teuren Teppich gepieselt hatte. Ein anderer Mann trug einen Blaumann mit dem Emblem der Stadtwerke Köln auf der Brust. Knapp unter seiner Brusttasche klaffte ein blutiges Loch in seinem Bauch. Seine Därme hingen wie dicke, graue Bratwürste heraus. Ein weiblicher Zombie in einem blutverschmierten Hochzeitskleid wollte sich in die erste Reihe der Menge drängeln, als ginge es um den besten Platz an einem gerade eröffneten kalten Buffet.
    Dantes Kreaturen der Hölle hatten sich vor Franks Haus zu einem spontanen Happening versammelt. Er schluckte trocken, nahm den Fuß von der Bremse und der Wagen raste durch die Menge. Dumpf prallten die Körper auf das Metall des Wagens. Torkelnd wandte sich die Menge um, Hände streckten sich in verzweifelt wirkenden Gesten nach dem Wagen. Ein Mann in einem dunklen Geschäftsanzug griff im Fallen mit einer Hand nach der hinteren Stoßstange. Der Wagen schleifte ihn über den Asphalt, bis einer seiner Füße, die in teuren Kalbslederschuhen steckten, an einem Kanaldeckel hängen blieb. Ein schmatzender Laut, dann hing der Ärmel des Jacketts wie ein dunkles Segel bei Windstille auf den Boden herab. Verblüfft blickte der Geschäftsmann seinem nackten Arm hinterher, der immer noch an der Stoßstange hing. Unbeholfen versuchte er sich mit dem verbliebenen Arm aufzurichten, ohne dabei seine Aktentasche loszulassen. Ein letztes Souvenir, aus einer anderen Zeit, einem anderen Leben. Ächzend und stöhnend wandte sich die restliche Meute um und folgte schlurfend dem Auto, das um eine Ecke bog.
    Frank ging auf Einkaufsbummel im entvölkerten Köln und die Toten wankten hinter seinem Wagen her.
     
     
     

Kapitel III
Sandra  
     
    Nach einer rasanten Fahrt durch menschenleere Straßen voller Autowracks und Müll kam Frank an die Auffahrt der Severinsbrücke. Er bremste den Wagen ab, schaltete erst die Musik aus, dann den Motor. Vor ihm schlängelte sich eine erstarrte Lawine aus Blech die Brücke entlang. In Richtung Außenbezirke war der Stau zwar größer und dichter, aber auch in Richtung Innenstadt hatten sich während der großen Panik einige Flüchtlinge verirrt. Eine Straßenbahn der Linie 4 stand mitten auf der Brücke. Frank sah Schemen hinter den staubigen Scheiben. Auf beiden Fahrbahnseiten der Brücke gab es reichlich Versteckmöglichkeiten für die Reanimierten.
    Oder Ghoule?
    Oder Zombies?
    Der abkühlende Motor tickte leise, während Frank den vor ihm liegenden Weg ausspähte. In dem Mercedes, der direkt am Stauende der Brückenauffahrt stand, regte sich was. Das war Heinrich, wie Frank ihn bei einem seiner letzten Erkundungsausflüge getauft hatte. Zu Lebzeiten schon ein Hut- und Mantelfahrer, der seinen auf Hochglanz polierten und scheckheftgepflegten Wagen nur bei Sonnenschein ausführte, war Heinrich jetzt dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit in seinem Liebling auszuharren.
    Frank hatte während seiner Expeditionen allmählich erkannt, dass die Reanimierten zwar gefährlich, aber nicht sonderlich schnell oder helle im Kopf waren. Durch ihren Tod hatten sie offenbar viele Erinnerungen und einen großen Teil ihrer Feinmotorik eingebüßt. Gefährlich wurden sie, wenn man leichtsinnig wurde, oder sie in Scharen auftraten. Heinrich drehte sich in seinem Sitz so weit herum, dass er durch die Heckscheibe Frank in seinem Wagen sehen konnte. Heinrichs Mund öffnete sich, seine linke Hand griff verzweifelt nach dem frischen Stück Fleisch, das so nah, und doch unerreichbar fern für ihn war. Der obligatorische Wackeldackel, der sich den Platz auf der Hutablage mit einer umhäkelten Klopapierrolle teilte, nickte Frank versonnen zu.
    Ja, das Leben konnte selbst nach dem Tod noch grausam sein. Man bekam eben nie das, was man verdiente oder sich sehnlichst wünschte.
    Frank sah genauer hin. Heinrichs Hut hing sehr tief in dem eingefallenen Gesicht, dessen Haut wie altes Pergament über erschlafften Muskeln herabhing. Beim letzten Mal hatte er … irgendwie frischer gewirkt.
Verwesten die Viecher am Ende doch?
    Wenn
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