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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall?
Autoren: R. J. Berry
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Ungläubigen« beschrieben wurde.  ©  © Alamy/​Lebrecht Music and Arts Photo Library
     
    Der schottische Empiriker und Philosoph David Hume behauptete, so vieles auf der Welt sei
ungeordnet und chaotisch, dass es ihr an Absicht und Ordnung mangele (Dysteleologie) und wir keine Argumente für die
Existenz eines Designers vorbringen könnten. Religiös Gläubige entgegen darauf, dass wir in einer unvollkommenen Welt leben, da die menschliche Sünde, falsche Entscheidungen und der Sündenfall nicht nur die menschlichen Beziehungen, sondern die Welt an sich in Mitleidenschaft gezogen haben. Somit ist die perfekte Schöpfung durch das Böse beeinträchtigt worden und funktioniert nicht so, wie sie sollte. Für Atheisten wie für Theisten gibt es einen schmalen Grat zwischen dem Argument, es gebe ein Chaos, das die Wissenschaft unmöglich mache – und dem Argument, das, was chaotisch scheint, ist böse und eher die Folge menschlicher Entscheidungen statt ein fehlendes Gespür für die Absicht. Diese Denkweise führt zum Ansatz des »Lückenbüßergottes« in der Philosophie, bei dem das, was wir nicht verstehen, durch Gott erklärt wird (siehe Kapitel
Das Wesen der Dinge/​ »Der Lückenbüßergott«
). Auf diese Weise kann das Böse zu einer Art Nichterklärung werden.
    Jeder wissenschaftlichen Unternehmung liegt das Streben des Menschen nach Erkenntnis und Handeln zugrunde. Ein wissenschaftlicher Zugang fordert, dass wir bei unseren Aufzeichnungen redlich vorgehen. Das zeigt sich an »gegenseitigen Überprüfungen«, bei denen jedes Experiment und jede Theorie gründlich getestet und bestätigt oder in Abrede gestellt wird. Was die Wissenschaft uns sagt, muss als wahr bewiesen werden. Dann können wir uns zuverlässig nach diesen Theorien richten. Im Mittelpunkt der Wissenschaft steht die Sittlichkeit. Sittlichkeit, Philosophie, Wissenschaft und Technologie – die praktische Anwendung der Wissenschaft – gehen Hand in Hand.
     
    Die sich nach Renaissance und Reformation entfaltende moderne Wissenschaft führte zu einer Blüte von Entdeckungen in der Forschung, in den Erkenntnissen und in der Literatur. Francis Bacon (1561–1626) wird im Allgemeinen als der Begründer der modernen wissenschaftlichen Methode – Beobachtung, Hypothese, Tests und Formulierung von Gesetzen – betrachtet. Er glaubte fest an die »zwei Bücher« Gottes, an das Buch der Worte und das der Taten, an die Bibel und an das Buch der Natur. Diese beiden »Bücher« standen miteinander im Einklang und boten zwei unterschiedliche Zugänge, um etwas über Gott und seinen Umgang mit der Welt und der Menschheit (siehe Kapitel
Das Wesen der Dinge/​ Die »Zwei Bücher«
) zu erfahren. Bacons induktive Wissenschaftsmethode leitete allgemeingültige Regeln aus Hypothesen und beobachteten besonderen Fallbeispielen ab. Er glaubte, dies führe unaufhaltsam zum Verständnis. Mittlerweile wurde die Induktion in der Wissenschaft weitgehend durch die Deduktion ersetzt – bei der vom Allgemeinen auf das Besondere geschlossen wird.
    Die von den Erfolgen der Wissenschaft und ihren Einsatzmöglichkeiten in den Medien, bei der Kommunikation, bei Reisen und in der Medizin stark beeinflusste öffentliche Wahrnehmung geht davon aus, dass Moral und Religion eher in den Bereich der persönlichen Meinung fallen. Im Gegensatz dazu wird die Wissenschaft als objektiv und tatsachenbezogen aufgefasst. Das impliziert, dass wissenschaftliche Kenntnisse als vernünftig, wohingegen Religion und Moral überwiegend als Vorurteile und irrational angesehen werden. Doch das ist ein irriger Gegensatz. Bei allem, was wir tun – ob wir nun wissenschaftliche Forschung betreiben oder religiöse Praktiken ausüben –, sind sowohl ein vernünftiges Verständnis als auch subjektive Entscheidungen und Vorlieben mit einbezogen. Zahlreiche Wissenschaftler sind zugleich aktive Wissenschaftler und auch religiös Gläubige, und sie sehen darin keinen Konflikt mit ihrem Glauben, wenn sie der Physik, der Chemie, der Mathematik und der Kosmologie auf den Grund gehen. Dennoch kocht die Spannung zwischen Wissenschaft und Religion oftmals zu einer aggressiven Antireligion über und befeuert besonders in der Biologie den »Neuen Atheismus« eines Richard Dawkins (* 1949), eines Christopher Hitchens (1949–2011) und dergleichen. Es ist wichtig zu erkennen, dass deren missionarischer Eifer für den Atheismus nicht automatisch Stimmigkeit und intellektuelle Stringenz zur Folge
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