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Gott ist tot

Titel: Gott ist tot
Autoren: Ronald F Currie
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unbekümmertes Mädchen (eine Frau, ermahnte sie sich, sie musste anfangen, sich selbst als Frau zu sehen, als Frau und Akademikerin, und vielleicht konnten sie und überhaupt alle sich bei der Gelegenheit ja auch gleich dran gewöhnen, ihren vollen Namen zu benutzen!). Tief drinnen glaubte sie fest daran, dass ihr nie etwas Schlimmes zustoßen konnte. Sie besaß zwar Verstand genug, um zu wissen, dass sie sich darin nicht groß von anderen Achtzehnjährigen
unterschied, die zu schnell fuhren oder rauchten. Aber das scherte sie wenig. Sie war stolz auf ihre reine Haut, ihre weißen Zähne, ihre kräftigen, schlanken Beine. Die Welt hatte ihr noch keinen Grund gegeben, an sich zu zweifeln, und bis das geschah, war sie unverwundbar und verhielt sich auch so und machte sich keinen Kopf um die Folgen.
    Vor einer Woche zum Beispiel, beim feuchten, noch immer etwas unbeholfenen Gerangel im Bett, hatte sie gespürt, wie Bens Schultern sich anspannten und bebten, als er sich seinem Höhepunkt näherte, und er war langsamer geworden und hatte sich ein Stück von ihr weggebogen und ihr ins Ohr geflüstert: »Darf ich in dir drin?«
    Dani hatte sich unter ihm gerekelt und gefragt, als verstünde sie nicht: »Was in mir drin?«
    Verlegen, schüchtern wie immer, drückte Ben das Kinn auf die Brust. »Du weißt schon.«
    »Sicher«, sagte sie. Sie schob ihm die Hand unters Kinn, so dass er ihren Blick erwidern musste. »Aber ich will, dass du es aussprichst.«
    »Nein«, sagte Ben. »Ist egal.«
    Dani, gerührt von seiner Scheu, fühlte eine Zärtlichkeit in sich aufwallen, die mehr mütterlich war als erotisch, und sie sagte: »Ach, Ben, mach einfach, Baby.«
    Und so traute er sich. Danis Mutter hätte von sträflichem Leichtsinn gesprochen, ein Wort, das sie gern auf das Verhalten ihrer Tochter anwandte. Aber Dani sorgte sich nicht. Sie wusste Bescheid; ihr würde es nicht gehen wie ihrer Mutter, die mit noch nicht mal achtzehn mit einem Kind dagesessen hatte, das sie allein durchbringen musste. Noch während Bens Orgasmus spürte sie, wie ihre Beckenmuskeln sich zusammenzogen, ihn aus ihr hinausstießen, sanft, aber bestimmt. Als er fertig war und sich über sie fallen ließ, schob sie ihn
weg, streifte mit den Lippen seine Stirn und ging hinüber ins Bad, und ehe sie auch nur die Hand nach dem Klopapier ausstrecken konnte, lief sein Samen schon aus ihr heraus, floss an der Innenseite ihres Schenkels hinab, wo er kalt wurde, ungefährlich, harmlos - einfach eine kleine Bescherung, die man aufwischte, und damit Schluss.
    Hinterher legte sie sich nicht wieder hin, sondern setzte sich stattdessen auf die Bettkante und zog den Fuß unter den Po. Ben streichelte ihr mit den Fingerspitzen den Rücken. Er erzählte irgendwas über ein Lagerfeuer, eine Party oben beim Wasserturm, aber Dani hörte kaum hin; ihre Gedanken waren vorausgewandert zum Herbst, wenn sie in North Carolina aufs College gehen würde, zu dem Leben, das auf sie wartete, wenn sie erst einmal weg war aus diesem Kaff, und nichts, aber auch gar nichts fiel ihr ein, dem sie auch nur eine Träne nachweinen würde.
    Und während ihre Freundinnen die folgenden Tage hindurch mit dem Schlimmsten gerechnet hätten, während sie dem Schmerz und dem Blut entgegengebangt hätten, die ihnen verkünden würden, dass ihr Leichtsinn unbestraft geblieben war, warf sich Dani sorglos in ihre letzte Highschoolwoche. Sie ging zu den Cheerleaderproben und machte beim Talentwettbewerb mit. Sie schrieb ihr Testament und Vermächtnis für die Schulzeitung, und bei Matt Bouchards Campingwochenende für die Oberstufe betrank sie sich und knutschte mit einem Jungen, der nicht Ben war. Und als ihre Periode kam, nahm sie davon kaum Notiz.
    Dani bog von der Asphaltstraße auf einen kleinen Zufahrtsweg ab, für den ersten der beiden rituellen Akte, die diesen Tag des symbolischen Übertritts abrunden sollten. Der Schotterweg wand sich hinunter zum McGrath Pond, und sein Gefälle wurde mit jeder Schneeschmelze eine Spur steiler und
tückischer. An mehreren Stellen flocht er sich in scharfen Kehren zwischen Bäumen und kantigen Granitblöcken hindurch, und Dani behielt den Fuß die meiste Zeit auf der Bremse. Nach einer halben Meile wichen die Bäume jäh zurück, und vor ihr lag der See, bläulich-gelb wie eine Propanflamme. Schmale Schaumkronen tüpfelten seine Oberfläche im frischen Wind. Dani fuhr in eine Parkbucht gleich beim Bootssteg und schaltete auf Parken.
    Sie stieg aus, öffnete den
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