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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
Autoren: John Niven
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gerade eine Geschichte von irgendeiner Orgie, bei der er mal war. Und Chamberlain, dem die Erdbeerbowle nicht so gut bekommen ist, sagt: »Mir wird gerade
so, nun ... blümerant ...«, als Gott herüberkommt und Seinen Sohn beim Arm nimmt.
    »Hast du mal kurz Zeit?«
    Sie torkeln den Flur entlang in Gottes Büro, wo etwas Sonnenlicht durch die Ritzen zwischen den Vorhängen fällt. Auf der Chaiselongue wälzt sich ein Pärchen herum.
    »Leute«, sagt Gott, »habt ihr kein Zuhause?«
    Jesus lässt sich in einen der Sessel vor Gottes Schreibtisch fallen - gähnend und kaputt, aber glücklich –, während Gott an ein kleines Schränkchen hinter Seinem Sessel tritt und den guten Scotch hervorholt. Den sehr guten Scotch, wie JC sieht. Abgefüllt 1889.
    »Was gibt’s, Dad?«
    »Ich dachte mir, wir gönnen uns einen kleinen Absacker und bringen uns mal auf den neuesten Stand«, sagt Gott und reicht JC ein Kristallglas mit dem jahrhundertealten Single Malt. Er gönnt sich eine gigantische Cohiba, setzt sich neben Seinen Sohn und drückt auf die Fernbedienung. Eine Reihe von Bildschirmen an der Wand leuchtet auf. Die beiden lehnen sich zurück, um sich diverse Nachrichtensendungen von der Erde anzusehen, auf der inzwischen knapp dreißig Jahre vergangen sind, seit die Party gestern Abend losging.
    Die Legende kam so richtig in Schwung, nachdem sein Leichnam aus dem Keller von Huntsville verschwunden war. Verschwörungstheorien ohne Ende. Internetzusammenbruch. Das volle Programm.
    Und seine Leute hatten ihren Teil dazu beigetragen.
    Becky und Morgan hatten sich auf das Gelände der verlassenen, niedergebrannten Ranch in der Nähe von Bruntsville geschlichen und den Festplattenrekorder, der mit der Digitalkamera oben auf dem Rotor verbunden war, aus dem Sockel eines der großen Windräder geholt. Wie Pete richtig vermutet hatte, war die Kamera genau aufs Haus ausgerichtet gewesen und hatte die ganze Schweinerei aufgezeichnet. Die
Aufnahmen waren gestochen scharf und unmissverständlich: Sie zeigten den Kampfhubschrauber, wie er den Hof beharkte, wie die zischenden Geschosse das Haus in Trümmer legten, wie JC deutlich sichtbar Rennet entwaffnete und das Gewehr wegwarf, wie der Panzer mit seinem Flammenwerfer Feuer in ein Holzhaus spie, in dem sich Frauen und Kinder aufhielten. Dieser Ausschnitt wurde von den Nachrichtensendern immer wieder gezeigt, gefolgt von den Interviews mit den Direktoren des BATF und des FBI kurz nach den Gräueltaten. Stanley Tawse vom FBI sagte: »Den Vorwurf der übertriebenen Gewaltanwendung weise ich kategorisch zurück. « Don Gerber vom BATF sagte: »Wir haben dieses Gebäude keineswegs niedergebrannt.«
    Gerber trat zuerst zurück.
    Tawse legte unmittelbar danach sein Amt nieder und beging später Selbstmord.
    Die Generalstaatsanwältin wurde gefeuert und aufgrund ihrer Unterstützerrolle sogar vor Gericht gestellt.
    Becky, Morgan und Kris absolvierten Auftritte in Talkshows, Nachrichtensendungen und bei Breakfast with America . Es wurden Berichte über den Bestseller gezeigt, den Becky über ihr Leben mit JC geschrieben hatte.
    Überall gab es T-Shirts und Autoaufkleber mit der Aufschrift SEID LIEB.
    Steven Stelfox’ Kehrtwende verschlug ihnen in ihrer Unverfrorenheit förmlich die Sprache. Er veröffentlichte posthum die in Texas aufgenommenen Demos, bezeichnete Jesus als »modernen amerikanischen Volkshelden« und sagte, tief in seinem Innern habe er nie an dessen Unschuld und überragendem Genie gezweifelt. Er nannte das Album » The Vindication« - die Rehabilitation. Die Platte stand zweiunddreißig Wochen auf Platz eins, verkaufte allein in den Staaten fünfzehn Millionen Einheiten, wurde einer der größten Verkaufserfolge aller Zeiten und brachte Stelfox ein zusätzliches Vermögen ein.

    Nach all diesen Bildern und Berichten sagt Gott plötzlich: »Scheiße, guck dir das an!« Er drückt auf Pause, vergrößert die Aufnahme vom Times Square und zoomt eine übergewichtige Frau heran, die sich in der Mittagspause durch die Menschenmenge schiebt. Jesus begreift erst nicht, was Ihn so begeistert, bis er die Kette der Frau um ihren Hals baumeln sieht.
    Eine silberne Spritze.
    »Meine Fresse, das soll ja wohl ein Witz sein ...«, sagt JC.
    Dann johlen beide vor Lachen, schlagen sich auf die Schenkel, liegen auf dem Boden und japsen nach Luft, als die Tür hinter ihnen aufgeht und Lance mit einem Papierstapel hereinkommt. »Scheiße«, sagt Gott und wischt sich die Tränen ab. »Das ist ja
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