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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)
Autoren: Edgar Keiser
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die Öffnung am Kopfende des Swops gesaugt und von ihm verschlungen. So ähnlich war Jonas wohl in den Walfisch gelangt.
    Eben war die Spinne noch da gewesen.
    Und jetzt war sie weg. Als hätte sie nie existiert.
    Natürlich existierte sie noch (in dem Swop, wo sonst?), aber irgendwie ahnte Lara, dass die Spinne tot war. Und wenn sie es jetzt noch nicht war, dann würde sie es wohl sehr bald sein.
    Die Kontrolllampe des Swops leuchtete jetzt blutrot. Das Schnurren ging in ein Fauchen über und wurde von Lauten begleitet, die einem Schmatzen nicht unähnlich waren.
    Jetzt wusste Lara, was das klirrende Geräusch vorhin im Wohnzimmer zu bedeuten gehabt hatte. Der Swop hatte die Scherben der zerbrochenen Glasschüssel weggesaugt.
    ... und was sonst noch so auf den Boden fällt ...
      Noch vor wenigen Minuten hätte Lara bei dem Verschwinden der Spinne grenzenlose Erleichterung empfunden, aber jetzt war ihr einfach nur unheimlich zumute. Gut, vielleicht hatte sie vergessen, das Gerät auszuschalten, sie konnte es nun nicht mehr mit Gewissheit sagen.
    Aber sie hatte den Swop keinesfalls halb in den Flur gerollt. Das hatte er selbst getan. Lara wusste nicht wie, aber er hatte es selbst getan.
    Genau so, wie er eben vor ihren Augen die Spinne weggesaugt hatte.
    Sie musste nun endlich Hilfe herbeiholen.
    Sie wählte den Notruf und zog an dem veralteten Spiralkabel, das den ebenso veralteten Telefonapparat mit dem Hörer verband, den sie nach der Spinne (die jetzt nicht mehr da war) geworfen hatte. Sie musste ihn rechtzeitig in der Hand haben, wenn sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete.
    Der Swop hatte andere Pläne.
    Blitzschnell ruckte der kleine Kopf nach vorne und saugte pfeifend den Hörer an. Der Hörer bewegte sich tatsächlich zu dem Swop hin, und Lara, die völlig perplex war, ließ vor Schreck das Kabel los. Aus dem Hörer war noch kurz eine Stimme zu hören, die sagte:
    GUTEN TAG, HIER IST …
    Und dann war Stille, abgesehen von dem zermalmenden, knackenden Geräusch, das der Swop machte, als der Telefonhörer in seinem Inneren verschwand. Das Spiralkabel hing aus seinem Maul und straffte sich bedenklich, bis der etwas schwerere Apparat ebenfalls vor die Räder des Swop kullerte. Es dauerte keine drei Sekunden, da war auch das Kabel komplett in dem Staubsauger zum halben Preis verschwunden. Mit dem Apparat selbst hatte der Swop schon etwas größere Schwierigkeiten, doch letztendlich wurde auch dieser Gegenstand dorthin befördert, wo sich Taranteln und Telefonhörer Gute Nacht sagten.
    Lara verfolgte das Geschehen fassungslos mit, und dabei vergaß sie sogar für eine kurze Weile ihre Schmerzen. Doch die Fassungslosigkeit schwenkte schon sehr bald in Entsetzen um, als sie sah, wie sich das gefräßige Maul des Swops immer mehr weitete.
    Viel zu spät registrierte sie, dass der Swop, dessen Kontrolllampe jetzt purpurn strahlte, sie gerade ihrer einzigen Verbindung zur Außenwelt beraubte. Und da riss (heute bereits zum zweiten Mal) auch schon der Telefonstecker aus der Wand und verschwand in der Dunkelheit des Staubsaugers.
    Von dem Telefonapparat war nichts mehr übrig.
    Das Geräusch, das der Swop nun machte, erschien Lara nun keineswegs mehr charmant oder diskret.
    Jetzt klang es eher wie das nervöse Knurren eines Tigers, der sich noch nicht entschieden hat, was er als Nächstes tun soll.
    Fressen soll.
    Der Kopf des Swops erhob sich einen halben Meter über dem Boden und fixierte Lara mit Augen, die irgendwo im Verborgenen liegen mussten. Aber sie wusste plötzlich, dass sie da waren. Sie wusste es ebenso so genau, wie sie wusste, dass ihr Mann keinesfalls vor dem morgigen Nachmittag   zurückkommen würde.
    Teilnahmslos verfolgte sie, wie das umgestürzte Telefonschränkchen von dem Swop beseitigt wurde. In seinem Inneren hörte sie Holz brechen.
    Sie befand sich jetzt in größten Schwierigkeiten.
    Die Haustür.
    Sie musste es schaffen, durch die Haustür ins Freie zu gelangen, um dort Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Wie sie das anstellen sollte, war ihr   unter Berücksichtigung ihrer gebrochenen Hüfte noch ziemlich unklar, aber es war ihre einzige Chance.
    Ansonsten würde sie am Ende doch noch mit der Spinne Händchen halten, so irrsinnig dieser Gedanke auch sein mochte. Was sie gesehen hatte, war wirklich passiert, und die Saugöffnung hatte sich tatsächlich geweitet. Eine Kobra mit dem Maul einer Anakonda, die beim Verschlingen eines größeren Tiers einfach die Kiefer aushaken
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