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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)
Autoren: Edgar Keiser
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Wohnung den Staub, und was sonst noch auf den Boden fällt, abweidet.
    Das Letzte, was Lara Atkins sah, war ein gähnend schwarzes Loch, aus dem ein scharfer, beißender Geruch nach Chemie und Abfall in ihr Gesicht wehte.
    *
    Arnold Atkins kehrte pünktlich am frühen Mittwochnachmittag von seiner Reise aus Brasilien zurück. In seinem Gepäck befanden sich unter anderem die Pläne für die Brücke, die er entworfen hatte, und er hatte auch von den zuständigen Stellen den Auftrag erhalten, diese Brücke zu bauen. Er war vor zwei Wochen von Sao Paulo direkt nach Santarém im Norden Brasiliens weitergeflogen. Das gigantische Gebilde aus Stahl, das er in ungezählten Nächten ohne Schlaf errechnet hatte, sollte eine bessere Verbindung zwischen den Städten Boim und Aveiro ermöglichen und den Rio Tapajós , einen Seitenarm des Amazonas, passierbar machen.
    Es war eine sehr lukrative Aufgabe, was Arnold durchaus zu schätzen wusste.
    Er würde für ein Jahr nach Brasilien gehen, aber nicht ohne Lara. Sie gehörte einfach dorthin, wo er war. Da er allerdings ihre Meinung über Brasilien kannte, würde er sie überreden müssen, und das war weitaus schwieriger als jeder Brückenbau.
    Am Flughafen hatte er noch extra einen großen Strauß roter Rosen gekauft, denn er wusste, wie sehr sich Lara über solche kleinen Aufmerksamkeiten freute.
    Arnold schloss die Tür zu seinem Haus auf und erwartete eine freudige Begrüßung. Er hatte Lara eigentlich vorher noch einmal anrufen wollen, sich aber dann dazu entschlossen, sie zu überraschen. Er betrat den Hausflur, aber von seiner Frau war nichts zu sehen.
    „ Laralita , mein Schatz, ich bin zurück“, flötete er.
    Keine Antwort.
    Er ging an der Stelle vorbei, an der das Telefon hätte stehen sollen, aber er bemerkte weder das Fehlen des Apparats noch das des normalerweise darunter befindlichen Telefonschränkchens.
    Er stellte Aktenkoffer und Reisetasche in den Flur (Lara hasste das, denn es war nicht ordentlich, aber daran dachte er wie gewöhnlich nicht) und ging ins Wohnzimmer.
    Direkt unter der Hängelampe lag einer der drei Küchenstühle. Arnold, der noch immer die Rosen in der linken Hand hielt, hob mit der Rechten den Stuhl auf und trug ihn zurück in die Küche.
    „Lara?“
    Keine Antwort.
    Im Schlafzimmer und in allen übrigen Zimmern des Hauses war ebenfalls niemand.
    Also ging er, den Rosenstrauß in der Hand, wieder ins Wohnzimmer und sah sich um. Es schien alles in Ordnung zu sein.
    Aber Lara war nicht da.
    Wahrscheinlich machte sie gerade Besorgungen.
    Von dem Rosenstrauß fiel ein welkes Blatt auf den Wohnzimmerteppich, woraufhin ein seltsames Geräusch
    Fauchen
    zu vernehmen war.
    Es schien aus der Abstellkammer gekommen zu sein. Arnold wollte gleich einmal nachsehen, doch zuerst mussten die Rosen ins Wasser. Sie hatten auf dem Weg vom Flughafen bis hierher bereits ein wenig gelitten.
    Er ging in die Küche, füllte Wasser in die schöne Glasvase, die er Lara zu ihrem zweiunddreißigsten Geburtstag letztes Jahr geschenkt hatte, und stellte sie mit den Rosen mitten auf den großen, runden Wohnzimmertisch aus Teakholz. Hier wirkte der Strauß ganz besonders hübsch. Lara würde ihn da gleich sehen, wenn sie zurückkam.
    Arnold rieb sich die Schläfen und versuchte, sich zu konzentrieren.
    Hatte er eben gerade nicht noch irgendwo etwas nachsehen wollen?
    Er wusste es nicht mehr. Egal.
    Hoffentlich kam Lara bald nach Hause, damit er ihr erzählen konnte, wie begeistert die Menschen in Brasilien von seinen Ideen gewesen waren.
    Arnold setzte sich auf das Sofa und wartete.
    E N D E
    zum Inhalt

2
    Paranoid

    *
    John Hollow faltete bedächtig die Zeitung zusammen und legte sie auf den Küchentisch neben die Kaffeetasse. Der Kaffee war inzwischen kalt geworden, doch Hollow wusste schon gar nicht mehr, dass er welchen gekocht hatte.
    Es war wieder geschehen.
    In der gewaltigen Summe der Verbrechen, die tagtäglich in dieser Stadt verübt wurden, bildete die kleine Zeitungsmeldung allenfalls eine Fußnote, aber Hollow wusste die Zeichen zu deuten.
    Den noch nicht identifizierten Obdachlosen, dem die Kehle durchgeschnitten worden war, hatte man unweit seines eigentlich ruhigen Appartements gefunden. In den letzten acht Wochen waren Dinge geschehen, die ihn mittlerweile bereuen ließen, hierher gezogen zu sein.
    Er war nun offensichtlich auf etwas wahrhaftig Unheimliches gestoßen, aber    Hollow hatte niemanden, mit dem er darüber sprechen konnte. Das Alleinsein
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