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GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor

GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor

Titel: GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor
Autoren: John Norman
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umschloss und wie es meine Schönheit preisgab. Ich stand dort und trug das Kleid. Dann wandte ich mich zum Spiegel und öffnete meine Augen. Plötzlich keuchte ich auf und mir wurde schwindlig. Für einen Augenblick wurde mir schwarz vor Augen und ich rang nach Luft. Meine Knie gaben fast nach, ich kämpfte, um das Bewusstsein nicht zu verlieren.
    Ich sah in den Spiegel. Noch nie hatte ich mich so gesehen. Ich erschrak. Im Spiegel war eine andere Frau als die, die in der Welt bekannt war, eine, die noch niemand gesehen, die niemand erwartet hatte. Was war das für ein Ding, das sie da trug? Welche Art von Kleidungsstück konnte das sein, so köstlich und kurz, so entsetzlich und kompromisslos feminin? Niemals würde eine richtige Frau, feindselig, lieblos, schrill und frustriert, eifrig auf Anpassung bedacht, so etwas tragen. Es war zu weiblich, zu feminin. Wie könnte sie in einem solchen Kleidungsstück einem Mann gleichberechtigt sein? Es würde ihr sofort klar machen, dass sie es nicht war. Wie könnte sie in diesem Gewand ihre Würde bewahren? Es würde ihr nur zeigen, dass sie schön war und völlig anders als ein Mann. Es war die Art von Kleidung, in der ein Mann eine Frau gern sehen würde. Aber welche Frau würde freiwillig solch ein Gewand anziehen? Bestimmt keine reale Frau. Dafür war es zu weiblich. Nur eine schreckliche Frau, eine niedere Frau, eine schändliche, verruchte, wertlose Frau, eine Schande ihres Geschlechts, eine Frau, deren dunkle Seiten und Bedürfnisse denen vorheriger Jahrhunderte entsprechen, deren Bedürfnisse der allgemeinen Moral zuwiderlaufen, deren Bedürfnisse älter und tiefer, realer und tiefgehender, unmoderner und wunderbarer waren als ihr durch intellektuelle Fehlentwicklungen, entgegengesetzt zu ihrer Biologie, Wahrheit, Geschichte und Zeit, aufgezwungen waren. Erschreckt schlug ich die Hände vor den Mund.
    Ich stand da, betrachtete mich und war beschämt, gedemütigt und erregt. Ich wusste, ich war da im Spiegel, niemand anders als ich. Was ich sah, war vielleicht keine reale Frau im erfundenen, künstlichen, verachtenswerten, grotesken, modernen Sinn, aber ich dachte, sie war trotzdem eine Frau und eine, die eine plötzliche starke Kraft umgab, als wären da zwei Geschlechter und beide völlig unvereinbar.
    Ich betrachtete mich im Spiegel und erbebte. Ich hatte Angst, nach dem Grund dafür zu fragen. Was bedeutete es, dass wir nicht wie Männer, dass wir so unterschiedlich waren? War das wirklich völlig bedeutungslos, ein Unfall in der Weltgeschichte, ein zufälliger Absatz, geschrieben in die Ozeane, in den aufsteigenden Nebel über den Sümpfen, in die Tagebücher der Urwälder, in die Annalen der Steppen und Wüsten, in blütenreiche Täler, in die Betten breiter Flüsse und die Pfade der Nomadenvölker oder wurden damit biologische Notwendigkeiten, Ziele und Wesensarten vollzogen? Ich wusste es nicht. Aber ich wusste, wie ich mich fühlte. Ich senkte meine Hand und drehte mich langsam vor dem Spiegel. Ich betrachtete mich und missfiel mir nicht. Ich war kein Mann und wollte auch keiner sein. Ich war eine Frau. Ich unterdrückte ein Schluchzen. Ich fragte mich, was es bedeutete, dass Männer so viel stärker und mächtiger gewesen waren als wir, bis wir sie dazu gebracht hatten, sich gegen sich selbst zu richten, sie fesselten und verkrüppelten.
    Ich hatte das Gewand mit Absicht unten offen gelassen. Es erschien mir notwendig zu sein. Als ich das Gewand entwarf, fand ich das interessant, doch erst jetzt verstand ich die wahre Bedeutung. Das Gewand, besonders wegen seiner Kürze, war das einer Frau, die, ob sie wollte oder nicht, offen war für die Berührung eines Mannes. Es diente der Bequemlichkeit der Männer, war eine Einladung an sie und gleichzeitig unterstrich es die Schwachheit der Frau und erinnerte sie daran, was sie war und was das bedeutete. Ich fragte mich, ob es irgendwo wahre Männer gab, Männer, die den Schrei der Bedürfnisse in einer Frau beantworten können, die uns als das behandeln können, was wir waren, als Frauen. Aber leider konnte ich nicht daran glauben.
    Aber dann dachte ich, irgendwo musste es solche Männer geben! Irgendwo in der Natur musste es ein Grund für sie geben, so wie der Grund der Tänze der Bienen im Duft der Blumen lag, die Flucht der Antilope wegen der Zähne des Tigers, so wie es einen Grund für die Wande rungen der Fische und der Vögel, für das Ausschwärmen der Insekten, für den Drang der Schildkröten zum Meer
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