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GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor

GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor

Titel: GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor
Autoren: John Norman
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bebten. Wovor fürchtete sie sich? Davor, was sie im Spiegel sah? Sie war es selbst. Warum sollte sie sich vor sich selbst fürchten? Ich sah, dass sie ein Nachthemd trug. Ich mochte das. Pyjamas gefielen mir nicht. Vielleicht war sie zu feminin für Frauen in diesen Zeiten, aber auch solche Frauen gab es. Sie sind vorhanden und ihre Bedürfnisse sind vorhanden. Ich sah sie an. Ja, mir erschien sie wirklich hübsch. Daran war nicht zu zweifeln. Vielleicht war sie es nicht für ein Krokodil oder einen Baum, aber für einen Mann war sie zweifellos hübsch. Und das war es, was zählte. Um sicherzugehen, würde ein Mann bestimmt wissen wollen, ob der Rest ihres Körpers zu ihrem Gesicht passte. Männer waren so. Sie waren, wie Pferdehändler oder Hundezüchter, nur interessiert an der ganzen Frau.
    Wieder betrachtete ich das Mädchen im Spiegel. Ja, sie schien mir zu feminin für diese Zeiten zu sein. Solch eine Frau passte nicht in die Zeit. Sie war wie etwas Schönes, das an einen fremden Strand gespült war. Sie wirkte fremd, wie aus einer anderen Zeit. Mit ihren Hormonen und ihrer Schönheit, ihrem Begehren wirkte sie wie eine Fremde, die aus ihrer Zeit gefallen war. Da stand sie in einer Welt, die ihrer tiefsten Natur fremd war, war kein Mann und wollte keiner sein, ein Opfer der Zeit und ihrer Gene, der Biologie und der Geschichte. Wie allein und ohne Beschützer, wie frustriert, wie unerfüllt und trübsinnig sie war! Wie wirklich tragisch sie auf mich wirkte.
    Wieder sah ich das Mädchen im Spiel an. Sie passte viel besser Fleisch kochend an ein Höhlenfeuer, mit Lederriemen um ihr linkes Handgelenk, die anzeigten, wessen Frau sie war, oder vielleicht in eine Tempelprozession, wo sie unter dem Befehl von Priestern mit Hymnen die erlösenden Nilfluten begrüßen würde, oder sie sollte barfuss über einen einsamen ägäischen Strand laufen, oder Wolle spinnen auf Kreta oder Netze auswerfen an der Küste asiatischer Meere, besser sie zerbräche ihre Puppen und brächte sie zum Tempel der Vesta, besser sie wäre ein Seidenmädchen, gefangen in einem Serail oder eine zerlumpte Nutte, kniend beim Lecken und Küssen gegen Geld, besser sie würde eingetauscht gegen tausend Pferde in Skythien oder nach Jerusalem verschleppt, ihr Haar angebunden an den Steigbügel eines Kreuzfahrers, besser sie wäre eine hochwohlgeborene spanische Lady, die darum bettelt, die Braut eines Piraten sein zu dürfen, besser sie wäre eine irische Prostituierte, das Gesicht von Puritanern zerschnitten, weil sie den Truppen Charles’ gefolgt war, besser sie wäre eine zarte Favoritin des Regenten, die in die türkische Sklaverei verkauft wird, besser sie wäre eine spinnende Kolonialistin in Ohio, aufschauend zu ihrem ersten roten Master.
    Ich senkte meinen Kopf und schüttelte ihn. Ich redete mir ein, dass ich solche Gedanken aus meinem Kopf verbannen müsste. Aber das Mädchen stand da, stand immer noch im Spiegel. Sie war nicht geflohen. Wie wagemutig sie war, oder wie drängend ihre Bedürfnisse! Ich schauderte.
    Wie oft war ich schon aus dem Schlaf hochgeschreckt, eingeschnürt durch die rauen, engen Seile, die über und unter meinen Brüsten verliefen, sich zwischen ihnen kreuzten und ihre grausamen Zeichen auf meinem Körper hinterließen! Wie oft war ich erwacht und meinte, immer noch den festen Biss grausamer Ketten an Handgelenken und Knöcheln zu fühlen? Wie oft hatte ich zu meinen Herren aufgeschaut, gefesselt und ihrer Gnade ausgeliefert? Wie oft war ich vor Peitschenhieben zurückgewichen, nur um dann zu ihren Füßen zu kriechen und erbärmlich und voller Reue darum zu betteln, sie erfreuen zu dürfen? Ich war eine Frau.
    Ohne in den Spiegel zu sehen zog ich das Nachthemd aus und hielt es krampfhaft in meiner Hand. Ich zögerte. Dann kauerte ich mich nieder und legte es sanft auf den Teppich, neben das Stück Seide. Schließlich nahm ich das Stück Seide, stand auf und zog es, ohne in den Spiegel zu sehen, an. Es war an mir! Ich schloss meine Augen. Ich spürte die Seide auf meiner Haut, fast nichts, nur wenig mehr als ein Flüstern oder eine Verhöhnung. Ich drückte ihren Saum gegen meinen Körper, vielleicht verteidigend, damit ich ihn deutlicher spürte, damit ich mir selbst gewisser war, redete ich mir ein, damit ich deutlicher spürte, dass ich bekleidet war. Doch dies konnte natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, welch ein skandalöses, durchsichtiges Kleidungsstück das war, wie eng und durchsichtig es mich
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