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GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor

GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor

Titel: GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor
Autoren: John Norman
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mich der Tuchuk mit seiner Lanze zu erreichen. Viermal wurde ich getroffen, doch den Stößen fehlte die Kraft, um mich entscheidend zu verletzen. Im nächsten Augenblick packte das Tier meinen Schild, zerrte ihn hoch und begann ihn zu zermalmen. Dann schleuderte es ihn zur Seite.
    Der Tuchuk lachte. Ich machte meinen Speer wurfbereit.
    Vorsichtig begann mich das Tier zu umkreisen. Ich sollte später erfahren, daß Kaiila darauf trainiert werden, einem geschleuderten Speer auszuweichen. Auch ohne das zu wissen, war ich zuversichtlich, mein Ziel auf so kurze Entfernung nicht zu verfehlen. Andererseits hatte ich nicht den Wunsch, das Tier oder seinen Reiter umzubringen.
    Zur Verblüffung des Tuchuks und der anderen warf ich den Speer fort.
    Mein Gegner nahm seine Lanze und schlug damit anerkennend gegen seinen Schild. Die anderen Krieger folgten seinem Beispiel. Dann trieb der Tuchuk seine Lanze in den Boden und hängte seinen schimmernden Schild daran. Ich sah, wie er eine der Quivas aus der Sattelscheide zog und die lange Bola mit den drei Gewichten zur Hand nahm.
    Zur Begleitung eines langsamen, gutturalen Kriegerliedes begann er die Bola zu schwingen. Diese Waffe besteht aus drei langen Lederschnüren, jede etwa anderthalb Meter lang, die am Ende in Ledersäcken mit runden Metallgewichten auslaufen. Geschickt geschleudert, kann sie fast jedes Opfer erlegen, das sie in Sekundenbruchteilen umwickelt. Der Krieger springt sodann blitzschnell von seiner Kaiila und vollendet sein Werk mit der Quiva.
    Die Bola des Tuchuks wirbelte, der Krieger stieß einen Schrei aus und gab seiner Kaiila die Sporen – dann surrte die Bola los, fast unsichtbar in der Luft. Anstatt mich zu Boden zu werfen, trat ich der heranfliegenden Bola mit der Klinge eines korobanischen Kurzschwertes entgegen und durchschnitt mit einem blitzschnellen Hieb die gespannten Lederbänder, wodurch die Metallgewichte in allen Richtungen davonflogen. Als der Tuchuk von seinem Reittier sprang, die Quiva stoßbereit erhoben, sah er sich unerwartet einem kampfbereiten Krieger aus Ko-ro-ba gegenüber.
    Die Quiva drehte sich so schnell, daß ich kaum merkte, wie der Arm zurückzuckte, um die scharfe Waffe zu schleudern.
    Ich reagierte gerade noch rechtzeitig mit meinem Schwert und schlug das heranschwirrende Geschoß zur Seite.
    Verblüfft stand der Tuchuk vor mir. Ich hörte die anderen Krieger anerkennend murmeln. Mein Gegner nahm seinen Helm ab und warf ihn ins Gras. Er riß seine Jacke auf und bot mir die nackte Brust. »Gut gemacht«, sagte er. Dann blickte er ein letztesmal zum Himmel auf.
    Ich trat vor ihn hin und setzte ihm meine Schwertspitze auf die Brust. Er rührte sich nicht.
    »Ich bin Tarl Cabot«, sagte ich. »Ich komme in Frieden.« Dann stieß ich meine Klinge zurück in die Scheide.
    Einen Augenblick lang war der Tuchuk wie erstarrt. Er musterte mich ungläubig und warf dann plötzlich den Kopf zurück und lachte, bis ihm Tränen übers Gesicht liefen. Er sank zusammen und schlug sich mit den Fäusten auf die Knie. Schließlich richtete er sich wieder auf und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab.
    Er beugte sich nieder und nahm eine Handvoll Schmutz und Gras auf – das Land, auf dem die Bosks grasen, das Land, das den Tuchuks gehört. Der Krieger grinste und legte seine Hand unter die meine, so daß unsere beiden Hände, die Erde und Gras hielten, verschränkt waren.
    »Ja«, sagte der Krieger, »komm in Frieden in das Land der Wagenvölker.«

5
     
     
    Ich folgte dem Krieger Kamchak in das Lager der Tuchuks.
    Dabei wurden wir fast von sechs Reitern auf Kaiilas umgeritten, die zwischen den dichtstehenden Wagen an uns vorüberdonnerten. Hier und dort liefen Kinder herum. Tuchukfrauen, ohne Schleier und in langen Lederkleidern, die Haare zu Zöpfen geflochten, kümmerten sich um riesige Kochtöpfe. Sie wiesen keine Narben auf, trugen jedoch durch die Nase einen Ring – wie die Bosk. Ich hörte einen Haruspex zwischen den Wagen singen. An einem Feuer tanzte ein Tuchuk, die Hände in die Hüften gestemmt.
    Die Tuchuks und die anderen Wagenvölker verehren die Priesterkönige, aber im Gegensatz zu den Goreanern in den Städten vollzieht sich das nicht auf förmliche Art. Heilig sind dem Tuchuk auch viele andere Dinge – so der Bosk und die Geschicklichkeit mit den Waffen –, doch am meisten beeindruckt ihn der Himmel, der einfache riesige, schöne Himmel, von dem der Regen strömt, der nach den Mythen der Wagenvölker die Erde und
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