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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59
Autoren: Douglas Edwards
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nicht die 23 Millionen Aktien, die wir vernachlässigt hatten, der Börsenaufsicht zu melden, bevor sie an die Mitarbeiter ausgegeben wurden. Auch nicht das Interview, das Larry und Sergey eine Woche vor dem Einreichen des S-1 dem Playboy gegeben hatten. Wir dachten, es würde erst nach dem Börsengang veröffentlicht werden, aber am 12. August hatten wir es im Faxgerät der PR-Abteilung: das Cover des Playboy mit dem Gruß der Herausgeber: »Genieße und herzlichen Glückwunsch!« Wir genossen es nicht, denn die Börsenaufsicht ließ uns den kompletten Text des Artikels in unseren Antrag aufnehmen und verschob den Börsengang um eine Woche.
    Ich wollte die unerwartete Pause für einen Kurzurlaub mit Kristen und den Kindern nach San Diego nutzen, weil meine Familie mich kaum noch sah. Einen Tag vor unserer Abreise starb jedoch die Großmutter meiner Frau. Kristen flog nach Seattle zur Beerdigung und ich blieb mit den Kindern zu Hause, kümmerte mich um die Wäsche, ging Lebensmittel einkaufen und spielte mit den Jungs Gesellschaftsspiele, während ich alle paar Minuten an meinen Laptop rannte, um E-Mails über Budgetierung, Trademarks und Werbegeschenke zu beantworten.
    Es war ein seltsames Zwischenspiel. Mein Leben hatte sich so schnell voranbewegt, dass ich das Gefühl hatte, seit Jahren keine Pause mehr eingelegt zu haben. Nun überkam mich die Lethargie, vielleicht angestoßen durch Erschöpfung oder das Wissen, dass ich Teil von etwas Größerem geworden war und mein Anteil in der Folge dadurch geringer ausfiel. In meiner Anfangszeit bei Google wurden die Marketingaufgaben nicht erledigt, wenn ich es nicht tat. Jetzt war Google überfüllt mit PMs, PMMs und APMMs, die begierig darauf waren, ihre Fähigkeiten zu demonstrieren.
    Am Samstag vor unserem Börsengang verkündete Jonathan, dass er einen Director Produktmarketing eingestellt habe. Die Ära des Corporate Marketing ging zu Ende und die Ära des Produktmarketings begann offiziell.
    Ich verkürzte meinen Urlaub und kehrte am Donnerstag, den 19. August – dem Tag des Börsengangs – zurück in die Firma, um mir den Zirkus anzusehen. Ich fuhr an Übertragungswagen vorbei und auf den Parkplatz. Die Auktion für Google-Aktien war beendet, der Eingangspreis lag bei 85 Dollar, und wenn die Börse öffnete, würde die Welt uns sagen, was sie von dem Unternehmen hielt, das wir aufgebaut hatten.
    Es war kein Unternehmensmeeting angesetzt. Sergey war bei uns in Mountain View, um den angemessenen Ton vorzugeben: Es war ein Donnerstag wie jeder andere auch und wir mussten uns auf die vor uns liegende Arbeit konzentrieren. Die übrigen Führungskräfte waren bei der NASDAQ und bereiteten sich auf den Start des Tageshandels vor. Laut David Krane rief Larry Sergey an und gab ihm eine Zusammenfassung. Nicht über die zu erwartende Bewertung, sondern über die von den Händlern genutzte Technologie. »Das hier sehe ich gerade«, hörte Krane Larry sagen. »So sieht das System aus und so viele Daten laufen etwa durch. So schnell erfolgt das Updaten. Das ist die Auflösung der Bildschirme. So groß sind die Bildschirme und so viele haben sie davon …«
    Ich gesellte mich zu einem halben Dutzend Mitarbeitern vor dem Fernseher, der an der Wand über den PR-Arbeitsplätzen angebracht war. Auf dem Bildschirm standen eine Reihe von Leuten in Anzügen vor einer riesigen elektronischen Anzeigetafel. Ich erkannte Larry zuerst gar nicht. Er trug einen grauen Blazer, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte. War das der Typ, den ich schwitzend in der Umkleide gesehen hatte, als er sein Hockeytrikot auszog? Eric stand links neben Larry und Omid schaute ihm über die Schulter, während Larry einen Marker nahm und seinen Namen auf den Glasbildschirm schrieb. Und indem er das tat, machte er sie alle zu Milliardären. Jemand hinter mir öffnete eine Flasche billigen Champagner, schenkte ihn in Pappbecher und verteilte diese. Dann gingen wir zurück an unsere Schreibtische.
    »Woran ich mich bei dem Börsengang erinnere«, erzählte mir Paul Bucheit kürzlich, »ist, wie sehr es kein großes Ereignis war. Ich war den Tag bei Microsoft, als Windows 95 Goldstatus errang, 123 und das war eine Riesenparty. Ich kam ein bisschen zu spät und dort war bereits die Hölle los. Der Teppich war zerrissen, weil jemand mit seinem Motorrad hineingefahren war. Tische waren zerbrochen und es waren Unmengen an Alkohol konsumiert worden. Das war eine große Sache. Der Börsengang dagegen nicht. Alle
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