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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59
Autoren: Douglas Edwards
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dieses Traums zum Greifen nah und ich fragte mich: »Mein Gott. Was habe ich getan?«
2 Am Anfang
    »Hey, möchtest du mal etwas Cooles sehen?«, fragte mich Jay, der barfuß, in Jogginghosen, seinem heiß geliebten Sweatshirt und dem ergrauenden Pferdeschwanz in der Mikroküche stand und einen Joghurt aß.
    »Klar«, antwortete ich und konnte mir nichts Cooleres vorstellen als diese Küche selbst. Eine ganze Wand voller Dosen mit Knuspermüsli und Getreideflocken. Andere Dosen enthielten Gummibärchen sowie Fruchtdrinks, M&Ms 8 , Müsliriegel und Instant-Haferbrei. Koffeinhaltige und kohlensäurehaltige Getränke standen in beleuchteten Kühlschränken mit dem Google-Markenzeichen darauf. Tetrapacks mit Sojamilch und Rice-Dream-Drinks stapelten sich in den Ecken. Ein Toaster und ein brandneuer Brotbackautomat schimmerten auf der Arbeitsplatte neben der Spüle.
    Ich arbeitete seit fast einer Woche bei Google und war immer noch dabei, die Lage zu sondieren. Jay und Radhika, beide Techniker und Eltern, waren außer mir die einzigen, die so früh im Büro auftauchten. Auf dem Weg zur Arbeit brachten sie die Kinder weg. Jay war etwa so alt wie ich und ein Valley-Veteran, der bereits seit über einem Monat bei Google arbeitete. Das machte ihn zu einer wertvollen Informationsquelle hinsichtlich der Unternehmenskultur.
    Ich folgte ihm zu einer Reihe gläserner Büros im Technikertrakt.
    Er zeigte auf eine große Achterbahn aus K’nex Bausteinen, die auf zwei zusammengestellten Tischen von einem zum anderen Ende reichte. »Die habe ich gebaut, als ich eine Pause vom Programmieren brauchte«, sagte er und schaltete sie ein. Wir sahen zu, wie sich der kleine graurädrige Wagen bis zum Gipfel hinaufkämpfte und dann durch einen Looping nach dem anderen hinab schoss.
    »Das ist echt cool.« Ich staunte, aber nicht über die Achterbahn. Mir war bereits aufgefallen, dass Jay in meinen Augen eine geregelte Arbeitszeit hatte und am späten Nachmittag losfuhr, um seine Kinder abzuholen. Trotz der vorherrschenden Auffassung, dass Start-ups die Silicon-Valley-Ausbeuterbetriebe seien, überzeugte mich Jays »Ausspannstrategie«, dass es mir möglich sein würde, bei Google zu arbeiten, bei der Erziehung unserer Kinder mitzuhelfen und sogar Zeit für meine persönliche Entwicklung zu finden. Das war echt cool.
    Es war eine glückliche Fantasie.
    Mein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben stand kurz vor einem Hörsturz. In weniger als einem Jahr würde ich täglich 16 Stunden arbeiten und Jay würde Google verlassen, um persönliche Ziele zu verfolgen, die unvereinbar waren mit denen von Google.
    Welches waren die Ziele von Google Ende 1999? Verdammt, wenn ich das nur wüsste. Wir waren eine Suchmaschine. Was taten Suchmaschinen? Sie suchen. Ich nahm an, dass wir die beste Suchmaschine auf diesem Planeten werden wollten. Besser noch als AltaVista. Es schien mir unwahrscheinlich, dass wir jemals ein Gigant wie Yahoo sein könnten, angesichts deren Vorsprung, aber vielleicht wären wir eines Tages groß genug, um uns mit Inktomi den Markt für die Unterstützung von Portalen mit Technologie zu teilen. Es gab nicht wie bei der Merc Mouse Pads, auf die unsere Mission gedruckt war, oder Motivierungsposter an der Wand, die uns drängten, die Verkaufszahlen zu übertreffen. Falls die Googler, oder sonst jemand, eine klare Vision von der Zukunft des Unternehmens hatten, dann hielten sie diese geheim. Und nicht nur mir gegenüber.
    »Ich habe zusammen mit Sergey und einem Techniker zu Mittag gegessen. Eines steht fest: Sie haben eine Suchmaschine«, erzählte mir der Techniker Ed Karrels, der sich 1999 mit der Frage beschäftigte, ob er Silicon Graphics International SGI für einen Job bei Google verlassen sollte oder nicht. »Aber jeder hat heutzutage eine Suchmaschine. Ich habe gefragt: ›Was wollt ihr damit? Wie wollt ihr damit Geld verdienen?‹, und Sergey hat geantwortet: ›Nun … wir werden uns etwas ausdenken.‹ Dann habe ich gefragt: ›Habt ihr bereits einen Plan und sucht jetzt die entsprechenden Leute, um ihn umzusetzen?‹ Da hat er gesagt: ›So in etwa.‹« Sehr beruhigend.
    Ich hatte in den 1980ern für ein Start-up gearbeitet. Damals hatte ich mich einer Gruppe ehemaliger Wirtschaftsprüfer angeschlossen, die eine Idee umsetzen wollten, die das Marketing im Gesundheitswesen revolutionieren würde. Sie eröffneten einen Laden neben einer ehemaligen Autowerkstatt, in der sich jetzt ein Chinarestaurant
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