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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59
Autoren: Douglas Edwards
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Samstag müssen wir ein paar Arbeiten in unserem Rechenzentrum erledigen«, informierte Cindy unsere Marketinggruppe gegen Ende meiner ersten Arbeitswoche. »Bringt euch warme Klamotten mit, denn soweit ich weiß, kann es da drin kühl sein.« Das war unsere offizielle Einladung, »freiwillig« am Google CableFest `99 teilzunehmen.
    Für Computer-Hardware war ich nicht gerade ein Experte. Ich hatte einen oder zwei Artikel über Server, Netzknoten und Router gelesen, aber ich sprach das Wort »Router« so aus, als würde es »Rooter« geschrieben. Warum sollte ein Unternehmen angesichts meines grundlegenden Mangels an technischer Erfahrung und meines schlechten Computerkarmas zulassen, dass ich mich im selben Raum aufhielt wie der Lebensnerv dieses Unternehmens? Das verlangte nach einer Erklärung.
    Ende 1999 begann Google seinen Aufstieg zur Marktbeherrschung. Die Medien flüsterten von der ersten Suchmaschine, die tatsächlich funktionierte, und User gaben ihren Freunden den Tipp, es mal mit Google zu versuchen. Mehr User hieß mehr Suchanfragen und das wiederum bedeutete mehr Maschinen, um diese zu beantworten. Jim und Schwim arbeiteten mit voller Kraft daran, die Kapazität zu erhöhen. Leider waren Computer plötzlich schwer zu bekommen. Auf dem Gipfel der Dotcom-Verrücktheit waren die Lieferanten derart mit Großkunden beschäftigt, dass sie sich nicht damit aufhalten konnten, die Höllenhunde der Nachfrage zu vertreiben, die nach Googles Fersen schnappten. Ein weltweiter Engpass an RAM (Speicherchips) machte es noch schlimmer und Googles System, das nie das stabilste gewesen war, begann zu keuchen wie ein Asthmatiker.
    Ein Teil des Problems bestand darin, dass Google ein System gebaut hatte, bei dem ein Versagen vorprogrammiert war.
    »Baut die Maschinen so billig, dass es uns egal sein kann, wenn sie kaputtgehen. Und wenn sie kaputtgehen, dann ignoriert sie, bis wir Zeit haben, sie zu reparieren.« So beschrieb Hardware-Designer Will Whitted, der 2001 in dem Unternehmen anfing, die Google-Strategie. »Dieses Konzept, einfache Produkte zu verwenden und extrem fehlertolerant zu sein, die Software so zu schreiben, dass die Hardware nicht besonders gut sein musste, war schlichtweg brillant.« Aber nur solange du die Ersatzteile für kaputte Computer bekommst und ständig neue Maschinen hinzufügst. Oder wenn du die Effizienz der Maschinen derart verbesserst, dass du nicht so viel von ihnen brauchst.
    Der erste Schub Google-Server war so hastig zusammengebaut worden, dass die Lötpunkte der Hauptplatine das Metall der Einschübe darunter berührten. Die Techniker hatten einfach Korkplatten als Isolierung eingefügt. Das Ganze wirkte wenig stabil und billig, aber es bewahrte die CPUs (Prozessoren) vor dem Kurzschluss. Als Nächstes hatte Larry sich auf die effiziente Nutzung des zur Verfügung stehenden Raums konzentriert und so viele teure Teile wie möglich rausgeworfen. Er, Urs und ein paar weitere Techniker packten alle Bestandteile auf einen Tisch und arrangierten sie wie ein Puzzle auf einem Korktray. 9 Ihr Ziel bestand darin, mindestens vier Hauptplatinen auf ein Tray zu quetschen. Anschließend kamen sämtliche Trays in die Einschübe eines zweieinhalb Meter hohen Metallgestells. Da Server normalerweise nicht an Bildschirme angeschlossen sind, entfernten sie die platzraubenden Monitorkarten. Und tschüss! Gute Idee – wenn jedoch etwas kaputtging, hatten die Techniker jetzt keine Möglichkeit mehr, herauszufinden, wo das Problem lag – sie konnten ja keinen Monitor an den defekten Prozessor anschließen. Nun, sie konnten schon, aber dazu mussten sie erst eine Monitorkarte einbauen, während der Prozessor lief – Larry hatte nämlich auch sämtliche Schalter entfernen lassen, um die Geräte abzuschalten.
    »Warum sollte man jemals einen Server ausschalten wollen?«, fragte er.
    Vielleicht weil das Einsetzen einer Monitorkarte in einen laufenden Computer zum Kurzschluss der Hauptplatine führen und den Rechner zerstören konnte?
    Nachdem die Techniker vier Platinen auf jedes Tray gequetscht hatten, konnte man von vorne nicht mehr an das hinterste herankommen. Um es zu reparieren, musste der Techniker es aus dem Gestell herausziehen. Die Trays waren jedoch so dicht übereinandergestopft, dass man die Trays darüber und darunter bewegte, wenn man das betreffende herauszog. Da sich die Kabel wie liebestolle Anakondas über die Oberfläche schlängelten, konnte man leicht sämtliche Stecker herausziehen und
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