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Gomorrha

Gomorrha

Titel: Gomorrha
Autoren: Thomas Gifford
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Staates mit dem hohen Getreide, hatte die Demokraten gesammelt, die Angst hatten, daß Amerika schwach und unentschlossen geworden sei und sich vom Rest der Welt umherschubsen ließ. Bob Hazlitt hatte sie mit den armen Teufeln vereinigt, die sich nach den guten alten Zeiten sehnten, als die Familie diesen Namen noch verdiente, als der ungeschriebene Vertrag zwischen Firma und Angestelltem noch etwas bedeutete. Und jetzt hatten sie ihr Thema gefunden: Bonners Schlag gegen die Geheimdienste – eine Bedrohung der lebenswichtigen Interessen der Nation – und seine Weigerung, das mexikanische Problem mit Kanonen zu lösen. Und sie – Millionen – waren überzeugt, daß ausgerechnet Bob Hazlitt für sie sprach. Sie glaubten, er würde sich bei ihnen zu Hause an den Küchentisch setzen. Falls sie dann noch Küchentische hatten.
    Charlie Bonner hatte keine Ahnung, was der Mann tatsächlich sagte. Man hörte im ganzen Land nur sein Geschwätz als eine Art endloses Hintergrundgeräusch. Zu simpel, um es zu glauben. Tatsache war jedoch, daß seine Botschaft weit über die Worte hinausging, die er von sich gab. Die Menschen da draußen, die ihm lauschten, hörten auch die Zwischentöne.
    Aber was hörten sie?
    Jemand klopfte an die Tür und machte sie auf.
    »Mr. President? Charlie?« Es war Bob McDermott, der Stabschef.
    »Ja, Mac … Ich war gerade mit meinen Gedanken ganz woanders. Was kann ich für dich tun?«
    »Charlie, gerade haben wir ein paar Bilder samt Text bekommen. Ehrlich gesagt, es ist einfach grauenvoll … In Mexiko hat es ein schreckliches Erdbeben gegeben.« Er hielt mehrere Hochglanzfotos und beschriebene Seiten hoch.
    Der Präsident nahm die Papiere und studierte sie, während Mac weitersprach.
    »Das gottverdammte Ding lag bei sieben Komma zwei, Charlie. Die ersten Meldungen kommen gerade rein. Sieht so aus, daß die Tijuana/Chula-Vista-Falte betroffen ist und …«
    »Verdammt!« rief der Präsident. »Das heißt, es hat Amerikaner erwischt! Willst du das sagen? Wie viele amerikanische Tote?«
    »Ein paar, bis jetzt nicht viele.« Mac ging voraus in den Arbeits-und Aufenthaltsbereich des Flugzeugs, wo ein Laserdrucker Seiten ausspuckte. »Auf unserer Seite der Grenze haben wir zwölf Tote. Aber auf der mexikanischen Seite sind es schon fünfzehnhundert, und sie zählen noch. Es hat eine der großen Regierungsgarnisonen getroffen, ein Munitionsdepot ist in die Luft geflogen. Die Freiheitskämpfer dringen in die Dörfer vor. Plünderungen, Massaker unter den regierungsfreundlichen Zivilisten … Charlie, das ist ein Hammer. Sie schätzen, weitere drei-bis viertausend oder noch mehr Erdbebenopfer. Gott weiß, wie viele bei den Plünderungen und Kämpfen gestorben sind.«
    »Weißt du, Mac, am liebsten würde ich umkehren und mit den Friedensvorschlägen weitermachen …«
    Mac schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nur über meine Leiche! Du hast genug riskiert. Deine Reise nach Mexiko war für den Sicherheitsdienst ein einziger Alptraum, und außerdem haben dir alle gesagt, daß es gefährlich ist, wenn du deinen Ruf aufs Spiel setzt.«
    »Klar, Mac, es gibt Gefahr und Gefahr. Mein politisches Risiko wiegt nichts im Vergleich mit diesen vielen Leben.«
    Mac runzelte die Stirn. »Völlig ausgeschlossen. Nicht wieder dahin.«
    Der Präsident stand neben dem summenden Drucker und betrachtete die Bilder der zerstörten Häuser. Gliedmaßen ragten zwischen weißen Lehmziegeln hervor, blutige Körper, ein amerikanischer Grenzsoldat mit blutdurchtränkter Uniform … Auf dem Monitor kam ein Live-Bericht. Die atmosphärischen Störungen führten zu Streifen, aber er sah die Kamera über zerstörte Slums schwenken, Mütter schrien in die Kamera und hielten Säuglinge hoch, gleichsam als Beweis für das, was geschehen war. Mein Gott, Bonner war so hundemüde, und jetzt mußte er sich noch mit diesem neuen Horror beschäftigen.
    Dann sah er das Foto des kleinen Mädchens im blutigen Kleid, ein unbeschreiblich schönes Kind, in den großen Augen standen Schock und Trauer, das Kleid zerrissen, Blut lief über Arme und Beine. Es reckte der Kamera die dünnen Ärmchen mit den Handflächen nach oben entgegen und flehte, daß ihm jemand doch erklären möge, was geschehen war …
    »Ja, ja.« Mac nickte. »Das geht unter die Haut, Charlie.«
    Dem Präsidenten traten Tränen in die Augen.
    Am Horizont zog die Morgendämmerung wie ein abstraktes Gemälde heran. »Guten Morgen, Mr. President. Wir beginnen jetzt mit dem
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