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Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Titel: Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
Autoren: Frank Schürmanns-Maasen
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schriftliche Drohung seiner Kochschürze überaus ernst zu nehmen!
    Nun trafen seine zornigen Blicke Stoffel und Siegbert und brachten die beiden augenblicklich zum Verstummen.
                  „Ssstoffel!“ zischte ihr Anführer. „Mach dich nützzzlich und hol die Zzzeitung herrrein!“
    Augenblicklich nickte Stoffel übertrieben und hüpfte aus der Wohn-Schrägstrich-Schlaf-Schrägstich-Küchenhöhle hinaus durch die Gänge des Labyrinthes zum Eingang. Dort angekommen sah sich das kleine Wesen flugs um, dann erblickte Stoffel die von einem dünnen Bändchen zusammengehaltene gerollte Tageszeitung am Eingang der Höhle und griff zu.
                  Auf dem Deckblatt der Zeitung befand sich ein selbstklebendes Etikett mit folgender Aufschrift:
     
     
     
     
     
     
    Adressiert an:
    Die große Höhle in der Nähe von Anduras
    (Felsige Anhöhe, zwischen den Bäumen)
     
    Hinweis für den Boten:
    Suche danach, dann wirst du sie finden!
     
     
     
                  Das Abonnement für die „Morgengazette von Anduras und auch ganz Notrak Husch“ hatte Servatius in die Wege geleitet und pünktlich brachte jeden Morgen ein berittener Bote, manchmal auch ein Bote zu Fuß, die neueste Ausgabe des Tages zur Höhle.
    Und immer fand der Bote die tägliche Bezahlung, ein Kupferstück, auf einem kleinen flachen Felsen neben dem Eingang zur Höhle.
    Manch ein Bote hatte sich über diese Begebenheiten gewundert, schließlich gab es keinen Briefkasten und auch keinen Klingelknopf, nicht mal ein Namensschild oder eine Hausnummer an der Höhle, doch die meisten begnügten sich damit, das Kupferstück auf dem flachen Felsen zu finden und an sich zu nehmen. Ware geliefert, Bezahlung erfolgt.
    Dennoch kam sich fast jeder Bote durchaus dämlich vor, einer verlassenen Höhle eine Zeitung zu liefern. Einige befiel die Neugier, sie riskierten Blicke ins Dunkel, doch niemand hatte jemals auch nur einen Fuß in die Höhle gesetzt.
                  Wie also jeden Abend, wenn die Sonne untergegangen war, holten die Fledermäuse die Tageszeitung hinein. Servatius schlug sie am Frühstückstisch auf und wartete darauf, dass das Wasser für seinen morgendlichen, beziehungsweise abendlichen, wobei die Bedeutung dieser Aussage für Nacht aktive Tiere natürlich nicht so ganz passend wäre, Kaffee kochte.
    Stoffel saß ihm gegenüber und schlang raubtierhaft Spiegeleier in sich hinein, während Siegbert im hinteren Teil der Höhle hilflos umher hüpfte.
    Sein Kopf war in einen Ärmel des Schlafanzuges gestopft, sein dicker Bauch wackelte nackt auf und ab, während beide Arme scheinbar den Weg in den zweiten Ärmel des Plüschoberteils suchten. Manchmal torkelte Siegbert, manchmal stolperte er und manchmal fiel er fast hin. Ungrazil und tollpatschig mutete die dicke Fledermaus wie ein Walross beim Ballettunterricht an. Servatius schnaufte genervt und sichtlich am Ende seiner Geduld.
                  „Sssiegberrrt! Wasss sssoll diessserrr Unsssinn?“ zischte er und seine stechend roten Augen fixierten Siegbert. Doch dieser nahm den vorwurfsvollen Blick nicht wahr, war er doch erblindet mit dem Kopf im Ärmel gefangen. Nur ein gedämpftes „Der Flafanfug greift mif an!“ drang aus dem plüschigen Ärmel hervor. Stoffel prustete Spiegeleistücke aus seinem Mund heraus.
                  „Ihihich setze auf einen K.O.-Sieg für den Schlahahafanzug, hihihihi!“ schnappte er, doch ein ebenso zorniger Blick wie ihn zuvor Siegbert erntete, oder ernten sollte, er konnte ihn ja nicht sehen, erwischte nun Stoffel.
    Mit einer ruckartigen Bewegung schmiss Servatius die Zeitung auf den kleinen hölzernen Frühstückstisch und hopste zu Siegbert. Mit einem einzigen Streich seiner Krallen riss er das Schlafanzugoberteil Siegberts in Fetzen und die dicke Fledermaus war frei. Siegbert sog heftig Atem ein.
                  „Uff, oh, danke, Chefchen, beinahe wäre ich erstickt! Es war schrecklich, ich sah bereits das Licht am Ende des Tunnels!“ schnaufte Siegbert und atmete immer schneller und hysterischer. Servatius rollte entnervt mit den blutroten Augen.
                  „Sssetz dich! Isss etwasss!“ fuhr er Siegbert an und widmete sich wieder der Zeitung. Das ließ sich Siegbert natürlich nicht zweimal sagen. Mit gesenktem Kopf und etwas errötet vor Scham gehorchte Siegbert augenblicklich. Er und Stoffel aßen wortlos ihre Spiegeleier und nur gelegentlich
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