Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Goldschatz

Titel: Goldschatz
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
mit dem Fingernagel die Stelle, an der sie ein neues Loch machen musste, fand einen Schraubendreher und stach diesen mit aller Kraft in das Leder. Es war ein gutes Gefühl, mit einem spitzen Gegenstand auf etwas einzustechen, das ihm gehörte.
    Als das Loch fertig war, fädelte sie den Gürtel durch die Schlaufen der Jeans und zog ihn zu. Das Hemd in die Hose gestopft, rollte sie die Hemdsärmel auf und schlug im Nacken den Kragen hoch.
    Als sie fertig war und er sich immer noch nicht wieder hatte blicken lassen, ging sie mit ihrem Rucksack in den einzigen weiteren Raum, das Bad. Sie warf einen Blick in den Spiegel und musterte ihr Gesicht: Bei der Arbeit trug sie nur wenig Make-up und kämmte sich das Haar aus dem Gesicht. Dabei fixierte sie es mit so viel Spray, dass es steif war wie Pfeifenreiniger. Sie wusste, dass Garrett der Ansicht war, Karrierefrauen seien etwas Widernatürliches, sodass alle Frauen, die bei ihm angestellt waren, sich möglichst unauffällig zurechtmachten. Hinzu kam, dass sein Stellvertreter dazu neigte, die hübschesten Angestellten zu begrapschen.
    Fiona ließ das Waschbecken mit Wasser voll laufen, tauchte das Gesicht hinein und wusch das Spray heraus, das sie am Morgen aus reiner Gewohnheit hineingesprüht hatte. Als ihr Haar triefend nass war, schnappte sie sich ein Handtuch und rubbelte es trocken. Als sie wieder in den Spiegel sah, stellte sie befriedigt fest, dass ihr kurzes, glänzendes Haar sich in dicke Locken gelegt hatte. Ihr Make-up lief ihr über das Gesicht, sodass sie sich noch einmal neu schminkte, wobei sie sich verstärkt den Augen widmete.
    Als sie fertig war, trat sie zurück und lächelte ihr Spiegelbild an. Sie hatte erfolgreich hervorgehoben, was sie die letzten Jahre versucht hatte herunterzuspielen: Sie war dem Filmstar der fünfziger Jahre Ava Gardner wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Im nächsten Moment hörte sie, wie eine Tür geöffnet wurde, und verließ das Bad. Als Ace mit einem Paar Turnschuhe in der Hand hereinkam, stockte er bei ihrem Anblick. Er fasste sich zwar rasch wieder, aber sie hatte es bemerkt. Trotzdem schaute er unverändert zornig drein.
    »Probieren Sie die an. Ich warte draußen auf Sie«, sagte er und schlug die Tür hinter sich zu. Fiona lächelte. Vielleicht würde er es sich jetzt zweimal überlegen, ehe er behauptete, sie wäre keine richtige Frau.
    Die Schuhe passten wie angegossen. Es waren ausgetretene, altmodische Turnschuhe und sie fragte sich, wo er sie herhaben mochte. Als sie sich vornüberbeugte, um sich die Schuhe zu binden, sah sie etwas Silbernes unter dem Bett hervorlugen. Abgesehen vom Kleiderschrank war es im ganzen Haus extrem sauber und ordentlich. Es war zwar nur spärlich möbliert, aber das Wenige, das da war, war staubfrei und aufgeräumt. Auch das Bad war tadellos sauber gewesen. In einer Ecke standen einige Küchenschränke mit einer Kochplatte und einem Einbaukühlschrank. Das einzige Bild an der Wand war eine Schwarzweißaufnahme von einem Mann.
    Abgesehen von den Vogelsachen im Schrank gab es im ganzen Haus keinen persönlichen Gegenstand und so war sie entsprechend neugierig, als sie den silbernen Gegenstand unter der schlichten grauen Tagesdecke berührte. Es war ein Bilderrahmen und die lächelnde Frau auf dem Foto war wunderschön. Sie sah aus wie alle Highschool-Ballköniginnen, Schönheitsköniginnen und Cheerleader dieser Welt: langes blondes Haar, große blaue Augen, makellose rosige Wangen und ein Schmollmund. Nicht einmal Kimberly ist so hübsch, dachte Fiona, als sie den Bilderrahmen umdrehte. Er war aus Tiffany-Sterling-Silber und auf der Rückseite stand: »Lisa René Honeycutt«.
    Fiona schob das Bild zurück unter das Bett, schnürte ihre Schuhe fertig, hängte sich ihren Rucksack über eine Schulter und wandte sich zum Gehen. Dann kam ihr ein Gedanke und mit einem boshaften Lächeln machte sie kehrt, zog die Bettdecke zurück und ließ den Sand aus ihren hochhackigen Schuhen in Ace Montgomerys saubere weiße Laken rieseln. Dann legte sie ihre New Yorker Sachen so zurecht, als wären sie hastig abgelegt worden. Immer noch lächelnd, ging sie nach draußen, wo Ace sie mit düsterem Gesicht erwartete.
    »Ein wunderschöner Morgen, nicht wahr?«, sagte sie, als sie an ihm vorbeirauschte, als wäre das ihr Haus und er nur ein zufälliger Passant. Sie gelangte an eine Weggabelung und ging nach rechts.
    Drei Minuten später stand sie vor zwei Schuppen, die mit schweren Vorhängeschlössern gesichert
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher