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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Susanne Scharnbeck
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irgendwann, als habe ich die Richtung verloren. Endlos ziehen sich die Mauern mit ihren Vorsprüngen, Holzverschlägen, Lüftungsgittern und Eisenklappen hin. Im Dunkeln herumirrend pralle ich gegen etwas großes und weiches, springe erschrocken zurück. Unwillkürlich treten Schweißtropfen auf meine Stirn. "Hallo?“, rufe ich fiepsig und bin nicht sicher, ob ich eine Antwort darauf bekommen möchte.
     Panisch taste ich mich zurück zum nächsten Durchgang, nicht mehr auf die Wände achtend, an denen ich mich immer wieder schmerzhaft schramme. Grober Mörtelstaub fällt in die Ärmel meiner Jacke auf die nackte Haut meiner Unterarme. Die Hände brennen voller Splitter von den groben Holzverschlägen, aber ich merke es kaum. Etwas bewegt sich in meinem Haar. Ich eile durch die finsteren Gänge, suche nach einem Ausgang. Mir ist, als hörte ich Schritte hinter mir, als würde mir jemand folgen. Blind und angstvoll stolpere ich weiter in irgendeine Richtung. Ein blasser Lichtstrahl zwängt sich trostbringend durch einen Türspalt. Ich fliehe ihm entgegen und so erreichte ich endlich wieder die Stahltür mit dem Totenschädel, das Tor zur Unterwelt. Doch obwohl diese sonst stets offen stand, war sie nun anscheinend fest verschlossen, denn ich bekam sie nicht auf, obwohl ich mich mit aller Kraft dagegen warf.
     Hastig suchte ich nach dem Kellerschlüssel in meiner Jackentasche und spürte, wie sich meine Panik steigerte, als ich hinter mir, aus einem der verwinkelten Gänge erneut Schritte hörte. Ich nahm alles nur noch seltsam entfernt wahr und glaubte in einem Albtraum zu sein, aus dem ich jeden Moment erwachen würde. Zittrig probierte ich jeden Schlüssel an meinem Schlüsselbund durch, keiner passte. Zufällig kam ich dabei gegen den Lichtschalter und zu meiner Verwunderung funktionierte er wieder. Schnell drückte ich mich in einen der Gänge, der von den Schritten weg führte und fand einen zweiten Ausgang zum Hof. Erleichtert atmete ich auf, als sich mein Schlüssel mit Leichtigkeit in das Schloss senkte und es sich mit einem leisen Quietschen öffnete.
     In meinen Zebraleggins hetzte ich einmal um den ganzen Block und achtete kaum auf die amüsierten Blicke der Leute, die mir belustigt hinterher schauten. Dann erreichte ich den Hausflur von der Straßenseite aus. Den Müllsack hatte ich im dunklen Keller vergessen, doch nichts würde mich jetzt wieder da hinunter bringen. Als ich in der dritten Etage war, hörte ich, wie jemand die Kellertüre zuschlug und die Stufen hinaufkam.
     Schnell hastete ich das letzte Stückchen bis zu meiner Wohnung und versteckte mich dort, wobei ich mich hinter dem in die Tür eingelassenen Spion positionierte. Und - irgendwie hatte ich es geahnt -, mein Nachbar Herr Luchterhand, so hieß er nämlich, erschien vor meinem unsichtbaren Auge und betrat seinen Korridor. Das einzige, was ich erhaschen konnte, war ein kurzer Blick auf eine buchefarbene Kommode, über welcher ein Schwarz-Weiß-Poster prangte.
     
    ***
     
    Ferdinand, der Seebeuter stand auf dem Ausguck des „Sturmvogels“ und beobachtete aufmerksam den schmalen Küstenstreifen, auf welchem Sankt Petersburg, friedlich schlummernd, am Finnischen Meerbusen ruhte, und welcher südlich von ihm unter einer dünnen Dunstschicht verschwand. Sein blassrotes Haar, das zu einem unordentlichen Zopf gebunden war, wirbelte zerzaust im Wind. Ihm war kalt, auch wenn er sich das nicht anmerken ließ. Normalerweise kreuzte er lieber in südlichen Gefilden, aber der Tipp, den er letztens bei einem Saufgelage in Marrakesch bekommen hatte, erschien ihm sicher. Er hatte seinen Plan der Mannschaft schmackhaft machen können und nun lagen sie hier mitten im eisigen Atem der Ostsee vor Anker. Eine Woche warteten sie schon darauf, dass sich irgendetwas tat, doch bis auf einige uninteressante, abgetakelte Fregatten und sturmhohe Wellen hatten sie noch nichts gesichtet.
    Ketten-Hannes, den man so nannte, weil er im Kampf schwere Eisenketten statt der üblichen Stichwaffen bevorzugte, brüllte vom Deck des Schiffes gegen das tobende Meer an, wobei er geschickt einem vom heftigen Wind losgerissenen Tau auswich, welches sich mit blitzschnellem Antrieb auf ihn zu bewegte.
    „Wat is?“
     Während er das schrie konnte man erkennen, dass er dem Meer und dem Skorbut bereits etliche seiner Kauwerkzeuge geopfert hatte.
    „Nichts!“, antwortete Ferdinand.
     „Meister, jetzt hocken wir schon seit Ewigkeiten in dieser nordischen Eishölle.
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