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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan
Autoren: J Zweyer
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Familie?«, wunderte sich Heinz Rosen.
    »Im Luftschutzkeller.«
    »Haben deine Kinder nicht gefragt, warum du nicht mitgekommen bist?«
    »Doch.« Theo klopfte an die ausgebeulte Innentasche seiner Jacke. »Aber ich habe ihnen erzählt, dass ich wichtige Papiere vergessen habe.« Er nahm den Türgriff in die Hand, zögerte dann aber. »Heinz, was ich noch sagen wollte …«
    »Ja?«
    »Wenn wir von einer Streife angehalten werden, kenne ich dich nicht.«
    Heinz Rosen verstand sofort. »Natürlich.«
    »Und noch etwas. Wenn sie dich schnappen …«
    »Sei still, Theo. Ich habe dir und deiner Frau viel zu verdanken. Ich werde euch nicht verraten«, versprach er. Und hoffte inständig, dass er dieses Versprechen würde halten können.
    Sein Freund öffnete die Haustür und sah hinaus. Noch immer eilten Menschen durch die Straße Richtung Westen, dahin, wo ein besonders ausgebauter Keller Schutz vor fallenden Bomben versprach.
    »Komm.« Theo zog den Flüchtling in die Nacht. Es war mild und roch nach Frühling. Gierig sog Rosen die frische Luft ein. Trotz der Gefahr, in der sie schwebten, war es ein gutes Gefühl, wieder unter freiem Himmel zu sein.
    »Wir müssen da lang.« Theo zeigte die Straße hinunter. »Zwei Häuser weiter, dann durch die Gärten. Es ist alles verdunkelt. Drück die Daumen, dass nicht zufällig eine Streife hinter den Häusern unterwegs ist und wir ihr in die Arme laufen …«
    Von fern war das rhythmische Tak-tak der Flugabwehrkanonen zu hören. Leises Brummen der anfliegenden Bomber erfüllte die Luft. Aber anscheinend war auch heute Herne nicht ihr Ziel, denn es gab keine nahen Detonationen.
    Theo Mönch und Heinz Rosen hatten Glück. Zwanzig Minuten später hatten sie ihr Ziel erreicht, ein dunkel daliegendes Eckhaus. Theo zeigte auf das Buschwerk im Vorgarten, etwas abseits der Straße. »Versteck dich und verhalte dich ruhig. Ich hole dich gleich ab.«
    Er verschwand in der Dunkelheit und Heinz Rosen kauerte sich unter die Blätter. Für einen Moment krochen Zweifel in ihm hoch. Was, wenn sein Freund ihn nur loswerden wollte? Ihn wie einen jungen Hund einfach ausgesetzt hatte? Dann wischte er diesen Gedanken beiseite. Theo hatte sein Leben für ihn riskiert. Und er … Schritte näherten sich.
    »Komm«, flüsterte Theo. »Die Luft ist rein.«
    Heinz Rosen hörte, wie ganz in der Nähe eine Tür geöffnet wurde. Ein leiser Pfiff ertönte. Heinz Rosen folgte seinem Freund und sie drängten ins Innere des Gebäudes. Die Haustür schloss sich hinter ihnen. Heinz Rosen atmete auf. Geschafft!
    Vor ihnen stand ein Mann. Dessen Gesichtszüge waren in der Dunkelheit nicht auszumachen. Mit freundlicher Stimme sagte er: »Kommen Sie. Wir haben nicht viel Zeit. Es wird nicht lange dauern und es gibt Entwarnung. Dann sollten Sie in Ihrem Versteck sein.«
    Heinz Rosen und Theo Mönch folgten ihm. Der Mann führte sie durch das Haus bis zur Hintertür. Rosen hatte den Eindruck, dass er ein Bein ein wenig nachzog.
    »Dort geht es in den Garten«, erklärte der Hausherr leise. »Drei Stufen hinunter und wir sind an der Stalltür. Ich sehe kurz nach, ob jemand in der Nähe ist.«
    Er zog die Tür hinter sich zu, achtete aber darauf, dass sie nicht ins Schloss fiel. Augenblicke später kam er zurück. »Alles klar.« Zu Theo Mönch gewandt flüsterte er: »Du bleibst besser hier. Es ist ohnehin etwas eng im Stall.«
    Es waren wirklich nur drei, vier Schritte. In dem Stall war es stockdunkel. Es roch etwas streng.
    »Ich muss nur noch die Verdunklung in Ordnung bringen«, kicherte der Hausherr. »Damit die Bomberpiloten meinen Stall nicht sehen und meine Kaninchen am Leben lassen.«
    Ein Ratschen war zu hören. Dann verbreitete eine kleine Kerze einen warmen Schein.
    Der etwa siebzigjährige Mann vor Heinz Rosen streckte erneut die Hand aus. »Noch einmal willkommen. Ich bin Hermann. Wer Sie sind, weiß ich. Das hier ist Ihr neues Zuhause.« Er kicherte wieder.
    Rosen sah sich um. An einer Wand war eine Reihe Käfige aufgestellt. Daneben befand sich ein kleiner Verschlag.
    »Meine Karnickel«, erklärte Hermann. »Und das da«, er zeigte auf den Verschlag, »ist eine Toilette. Einfach, erfüllt aber ihren Zweck. Sie werden dort oben wohnen.« Der Rentner wies zur Decke. »Ein Zwischenboden. Ich lagere da das Heu für meine Tiere. Der Zugang kann nur von hier unten geöffnet werden. Sie sind also darauf angewiesen, dass Sie jemand hinauslässt. Ich komme jeden Morgen kurz nach Sonnenaufgang, um die Tiere zu
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