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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition)
Autoren: Noreen Aidan
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mit den Flügelspitzen den spärlichen Flaum auf seinem Schädel. „Oder fast keinen Schaden. Ich bin vor Entkräftung einfach noch ein bisschen benommen. Wenn ich allerdings etwas Rosenwasser bekommen könnte …“
    Sofort eilte eine Frau los, der er hinterher rief: „Bitte mit Honig gewürzt! Aber mit dem dunklen Honig, nicht dem billigen hellen!“
    „Hierher!“, vernahm Kiana plötzlich eine bekannte Stimme und sah Fatimas Kopf aus einem der Zelteingänge herausspitzen. Zusammen mit Amir trat Kiana an der Seherin vorbei in das lauschige Halbdunkel eines fast menschenleeren Zeltes.
    Nesrin wartete darauf, dass Miro ihren Teppich freigab, doch der machte dazu keine Anstalten. So folgte sie ihren Freunden.
    Offenbar handelte es sich um eine Art Gasthaus. Außer Fatima befanden sich nur ein älterer bärtiger Herr, ein junger bartloser Mann und eine ältere Frau im geräumigen Zeltinneren. Sie tranken Tee und verfolgten Miros Rede durch die aufgeklappte Plane des Zelteingangs. Der ältere Herr rauchte dabei eine Wasserpfeife.
    Fatima führte die drei Jugendlichen in ein Nebenzelt, das durch eine reich bestickte Stoffklappe vom Hauptraum getrennt war. Dort warteten auf einem bunten Tuch eine Schale mit Äpfeln, ein Tablett mit einer Kanne und vier Teegläsern, ein Korb mit Fladenbrot, eine Platte mit gegrilltem Schaffleisch und verschiedene Schüsselchen mit Saucen und Oliven.
    Die Seherin ließ sich auf dem größten Kissen nieder. „Setzt euch, esst und trinkt! Danach könnt ihr überlegen, ob ihr wieder gestärkt genug seid für den Rückflug zum Palast, oder ob ihr wie ich die erneute Anstrengung scheut und hier übernachtet.“ Fatima rückte sich auf ihrem Sitzkissen zurecht. „So, und jetzt berichtet! Wie ist es euch in der Trüben Welt ergangen?“
    Während Kiana nur Tee trank und selbst Amir nur zaghaft am Essen pickte, sprudelte aus Nesrin ein Schwall von Eindrücken von der „echt krassen“ Stadt und dem „durchgeknallten Typen mit der Bombe“ hervor.
    „Kiana konnte dort drüben wirklich ihren Dschinn erscheinen lassen?“ Die alte Dame hob die weißen Augenbrauen. „Erstaunlich!“
    „Ja, Hammer! Ohne Ki’s Vogel wären wir echt am Arsch gewesen.“ Nesrin wandte sich Kiana zu: „Normalerweise kann man seinen Dschinn nämlich nicht in der Trüben Welt materialisieren. Ich meine, in deinem Kopf als reine Willensenergie schon, aber nicht körperlich. Das können nur wenige.“
    „ Sehr wenige.“ Fatima rieb ihr faltiges Kinn.
    „Das wusste ich nicht“ , sagte Kiana.
    „ Deshalb vermochtest du es vermutlich, Töchterchen, weil dein Geist nicht eingeschränkt war durch die Misserfolge anderer. Du bist ein wahrer Quell an Überraschungen.“
    Mit lebhaften Gesten setzte Nesrin ihre Erzählung fort: „ Also wo war ich? Ach ja, die Sprengstoffweste! Die Explosion hat so eine Mega-Wasserfontäne hoch geblasen, dass die Wassertropfen sogar bis zu uns hergespritzt sind. Und der Knall hat einem echt den Schmalz aus den Ohren gehauen.“
    Fatima beendete Nesrins Redefluss mit einer ihrer schneidenden Handbewegungen. „Und nun, Kiana-Töchterchen, berichte alles, was sich im Hause deines Onkels abgespielt hat!“
    Kiana raffte ihre ausgeleierten Gedanken zusammen und gab eine möglichst genaue Schilderung ab. Dabei erschien ihr die eigene Stimme fremd. Unbeteiligt irgendwie. Als würde sie die Geschichte von jemand anderem erzählen. Hier im Halbdunkel dieses edel herausgeputzten Zeltes, wo es nach Koriander und Wohlstand duftete, wirkte das, was noch vor ein paar Minuten jenseits der Mauer geschehen war, fast schon unwirklich.
    Ka um hatte Kiana geendet, da ergriff Nesrin wieder das Wort: „Das war’s jetzt aber, oder, Fatima? Du weißt schon: Kiana, unsere Hoffnung, die das Schicksal wendet und so weiter. Dieser Hoffnungs- und Schicksalsjob ist doch jetzt erledigt, oder? Was ich meine, ist: Zuerst hat jeder geglaubt, dass du damit den Sieg über Damon und seine Freak-Armee gemeint hast, also haben wir das durchgezogen. Dann war’s plötzlich dieser gehirngewaschene Vollpfosten, der daran gehindert werden musste, sich als Konfetti über ein Hotel zu verteilen. Dieses ständige Weltretten schlaucht echt langsam. Ich will nur sichergehen, dass wir jetzt endlich deine Weissagung komplett erfüllt haben oder ob nicht doch noch irgendein Nachschlag kommt.“
    „Nun ja.“ Die Seherin schaute dem Dampf hinterher, der von dem Tee in ihrem Glas aufstieg. „Wenn man es übertrieben engstirnig
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