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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition)
Autoren: Noreen Aidan
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Kiana p anisch, „und auch kein blauer!“ Sie schrie Mustafa ins Gesicht: „ Stell es ab! Mach, dass das ausgeht! “
    „Ich kann nicht“, hauchte er. „Es ist nicht mehr zu stoppen.“
    Kiana versuchte es anders: „Was hast du gemeint, als du gesagt hast: in wenigen Augenblicken? Wann geht das Ding los?“
    Statt zu antworten betrachtete er Nesrin, als wäre sie ein fremdartiges Wesen . Was sie ja auch war. Besonders hier.
    Nesrin betrachtete seine Weste eingehend. „Die Drähte sind nur seitlich und gehen nicht um den Körper.“ Beherzt zerrte sie ihm sein zerfetztes Hemd ganz herunter, so dass es nur noch um seinen Bauch hing. Sie riss den Klettverschluss der Weste auf, zog sie ihm vom den Schultern und hielt sie mit der rechten Hand weit von sich gestreckt. Als würde das etwas nützen. „ Und jetzt? “, kreischte sie.
    Mustafa stand reglos da. Festgefroren in dem Schock über das, was mit ihm und um ihn herum geschah.
    In wenigen Augenblicken - wie viele waren wenige Augenblicke?
    Fast automatisch zog Kiana den Stöpsel ihres gl äsernen Anhängers heraus. Sofort schoss der Goldfalke so schnell auf die Weste zu, dass Nesrin sie mit einem Aufschrei losließ. Bevor das Ding jedoch auf dem Boden aufschlug, senkten sich die Krallen des Falken hinein und hoben es hoch in die Lüfte. Kiana spürte, wie sich ihr Dschinn abquälte, wie er gegen das Gewicht der Weste kämpfte, wie er sich in die Höhe hievte, Flügelschlag um Flügelschlag ein Stück mehr.
    Ein goldener Hoffnungssch immer mit einer tödlichen Last.
    Hektisch schaute Kiana durch seine Augen, sah nur Häuser und Menschen. Zu viel Leben, um hier eine Bombe fallen zu lassen.
    Die wenigen Augenblicke wurden noch weniger. Die Angst verwandelte sich in eine verzweifelte Idee und schickte den Falken nach links.
     
    Ausgebremst durch seine beträchtliche Schmutzfracht quälte sich der große Fluss wie eine sterbende Schlange durch sein trostloses Bett, das die Stadt in zwei Teile zerschnitt. Kiana atmete auf, als sie niemanden am Ufer sehen konnte. Die Flügel des Falken erlahmten spürbar. Er verlor an Höhe.
    Zu schnell. Zu viel Höhe.
    Mit einer letzten Kraftanstrengung beschleunigte der Vogel in eine scharfe Rechtskurve und ließ seine Last los. Der Schwung katapultierte die Sprengstoffweste noch ein Stück weiter, bevor sie auf der Wasseroberfläche aufklatschte.
    Und explodierte.
    Rein aus Überlebensreflex schnellte Kianas Bewusstsein aus der Gefahrenzone zurück in ihren eigenen Körper. Mit eigenen Ohren hörte sie den Knall und fürchtete einen grauenvollen Moment lang, ihr Falke könnte ... aber dann sah sie ihn wie einen goldenen Pfeil auf sich zuschießen. Er verschwand in der Phiole, und sie setzte erleichtert den Stöpsel darauf.
    Auch Nesrin und Amir stießen die a ngehaltene Luft aus.
    „Was hast du getan?“, flüsterte Mustafa leiche nblass. „Was hast du getan? Der Vogel … was …. was war das? Was hast du …?“
    Plötzlich wütend packte Kiana ihren Cousin an den Oberarmen und schüttelte ihn. „Egal, was dein Vater oder andere sogenannte Würdenträger dir sagen: Dein Leben ist viel zu wertvoll, um es für die Machtgier von alten Männern mit alten Gedanken wegzuwerfen, die so ein Opfer selber niemals bringen würden!“ Sie ließ ihn los und hätte am liebsten diese Verstörtheit, mit der er sie anstarrte, aus ihm herausgeprügelt. Stattdessen ballte sie nur die Fäuste.
    Mustafa raffte die Fetzen seines Hemdes vor der Brust zusammen. „Wie … wie kannst du so etwas sagen?“
    „ Ich sprach mit einem …“, fahrig überlegte sie nach einer geeigneten Bezeichnung, „… engen Vertrauten deines Anführers. Es ist die Wahrheit. Du weißt, dass ich dich noch nie belogen habe!“
    „Wir sollten hier abhauen.“ Nesrin zeigte auf drei dunkelblau uniformierte Männer, die aus dem Eingang des Hotels kamen. „Die Security-Typen da vorne glotzen uns schon an. Holen wir deinen Daddy, Amir, und nichts wie weg aus diesem Kaff!“
    Mustafas Blick zuckte von Kiana zu Nesrin, glitt dort orientierungslos ab und heftete sich schließlich auf Amir. Dieser legte eine Hand auf Mustafas Schulter. „Vertrau deiner Cousine, Bruder! So wie ich gelernt habe, ihr zu vertrauen.“
    Kiana packte Mustafas Arm und zog ihn hinter sich her, quer über die Straße, raus aus dem vornehmen Viertel, hinein in die engeren Gassen, wo sich der Geruch der Stadt verdichtete. Wo die Häuser kleiner, die Abflussrinnen größer und die Autos klappriger
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