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Gold

Gold

Titel: Gold
Autoren: Chris Cleave
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Die werfen einen Blick in dein Persönlichkeitsprofil und machen dich zum Droiden. Hochspezialisiert, aber für immer Single.«
    »Du kannst mich mal«, erwiderte Zoe lächelnd. »Ich möchte nicht mit dir tauschen.«
    Ein kalter Windstoß kräuselte die gelb-braunen Pfützen vor dem Filmstudio. Auf der anderen Seite suchte ein schlammbespritzter blauer Van mit den nächsten Besuchern der Star Wars Experience an Bord einen Parkplatz. Kate sah auf die Uhr. Der Todesstern gehörte ihnen noch weitere zwanzig Minuten.
    »Wir sollten besser wieder zu Sophie reingehen.«
    Die beiden Frauen tranken ihren Tee aus. Zoe betrachtete Kate über den Rand des Bechers.
    »Sei ehrlich. Muss Sophie sterben?«
    »Nein«, erwiderte Kate, ohne zu zögern. »Die Chemo wird anschlagen. Ich bin hundertprozentig sicher, dass sie sich erholt.«
    »Ehrlich?«
    »Wir haben es ja schon einmal erlebt. Als sie das erste Mal krank wurde, hat die Chemo angeschlagen und sie wurde gesund. Das ist nur ein kleiner Rückfall, die Chemo wird wieder helfen.«
    In Zoes Gesicht lagen Zweifel. Kate schürzte die Lippen und nickte entschieden. Zoe beobachtete, wie Kates Gewissheit wuchs, wie sie sich auf der Skala nach oben in den roten Bereich bewegte. Hundertfünf Prozent. Hundertzehn.
    »Na schön. Na schön. Aber meinst du wirklich, dass diese Ausflüge helfen? Dass sie sie nicht zu sehr anstrengen?«
    Kate lächelte. »Lass das meine Sorge sein.«
    »Ich darf doch wenigstens fragen. Als deine Freundin.«
    Kates Lächeln erstarrte. »Würde ich sie das alles durchmachen lassen, wenn es nicht helfen würde?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Zoe und berührte sie am Arm. »Aber bist du dir sicher, dass du damit nicht nur dein Gewissen beruhigst? Um sicher zu sein, als Mutter alles Menschenmögliche getan zu haben?«
    »Ach, bist du jetzt auf einmal eine Expertin in Sachen Mutterschaft?«
    Zoe zuckte zusammen, als hätte man sie geschlagen. Dann fasste sie sich wieder und sah auf ihre Hände.
    »Scheiße, Zoe, tut mir leid«, sagte Kate sofort und ergriff Zoes Hand.
    Zoe wandte sich ab. »Nein, nein, du hast ja recht. Das war nicht in Ordnung. Ich weiß, was du durchmachst.«
    Kate hielt Zoes Blick stand. »Ich weiß auch, was du durchmachst. Es erinnert dich sicher an Adam.«
    »Schon gut. Und weißt du was? Dein Haar sieht scheiße aus.«
    Kate lachte. »Ach, hab ich jetzt so eine blöde Helmfrisur?«
    »Das ist nichts gegen meine Klonkrieger-Nippel. Ich schwöre bei Gott, diese Kostüme sind so eng …«
    Trotz der Erleichterung spürte Zoe tief im Herzen noch immer die Mauer, die ihre Freundin zwischen ihnen errichtet hatte. Sie wünschte, sie hätte das Thema nicht angesprochen. Sie musste wirklich lernen, wann es besser war, den Mund zu halten: eigentlich fast immer.
    Sie starrte in ihren Styroporbecher, in dem der letzte Rest Tee, gelbbraun wie die Pfützen, gerade die Temperatur erreichte, bei der die Bitterkeit nicht mehr zu ignorieren war. Man konnte es ja auch leid werden, ungebunden zu sein, keinen Partner zu haben, der sich geduldig bemühte, die Wirklichkeit und deine Dämonen voneinander zu trennen und dir zu zeigen, was was war. Man konnte auf einen Partner hoffen – ja, sogar auf ein Kind, obwohl es überwältigende Beweise für die Tatsache gab, dass auch Kinder unergründlich waren, widerhallende Brunnen voller Bedürfnisse, in die erschöpfte Frauen wie ihre beste Freundin Kate unablässig und tapfer Kieselsteinchen der Gewissheit warfen und ängstlich auf ein Aufklatschen hofften, das nie ertönte.
    »Wir sollten zurück«, sagte Kate und riss Zoe aus ihren Gedanken.
    »Hmm?«
    Kate setzte wieder ihren Klonkriegerhelm auf. Dank des eingebauten Modulators veränderte sich ihre Stimme zu einem metallischen Krächzen. »Zum Todesstern. Du weißt, dieses große, runde, ungezogene Raumschiff. Vielversprechendes Schauspieldebüt, ist aber nach der Star Wars- Reihe in keinem anderen Film mehr aufgetreten.«
    Zoe verdrehte die Augen.
    »Oooh«, sagte Kate. »Empfindlich.«
    Zoe warf die Haare zurück, plötzlich gereizt.
    »Hör mal«, sagte Kate, »ich habe meine Tage und außerdem einen Blaster zur Hand, also fang gar nicht erst an.«
    Zoe musterte ihre Freundin, um herauszufinden, inwieweit sich die kleine Spannung zwischen ihnen wieder gelegt hatte. Schwer zu sagen. Vielleicht lächelte Kate, vielleicht auch nicht. So war das mit den Klonkriegern: Ihre Masken zeigten stets den gleichen Allzweck-Gesichtsausdruck – strapazierfähig,
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