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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz
Autoren: Buerkl Anni
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er einen Mundwinkel.
    »Servus, Franz«, sagte Jonas.
    »Griaß di. Bist schon Chefinspektor? Nein? Und, was verschafft uns die Ehre deiner Anwesenheit?«
    Jonas deutete diplomatisch auf Berenike.
    »Ach so, verstehe. Ein Ausflug.«
    »Es soll hier einen … Unfall geben?«
    Kain nickte.
    »Bist dir sicher?«
    »Was? Dass es ein Unfall ist? Klar.« Kain nickte mehrmals. Sein Blick streifte die Umstehenden, den Dicken, die Frau im schwarzen Dirndl. »Die junge Dame wurde bereits in der Nacht vermisst.«
    »Dann lass mich mal sehen«, antwortete Jonas und beugte sich über die im matschigen Gras liegende Tote. Das Rosa des nassen Dirndls hob sich leuchtend von der bräunlichen Erde ab.
    Jonas ging vorsichtig neben der Toten in die Hocke, betrachtete sie von allen Seiten. »Super Dirndl«, murmelte er, »das liegt immer noch genau an ihren Formen an.«
    »Stimmt«, meinte Kain, »wahrscheinlich Maßarbeit. Kommt heut selten vor.«
    »Ach ja?«
    »Die Schneider sind teuer, Wartelisten hast meistens auch. Da sind die Importe aus Ungarn oder der Slowakei wesentlich billiger und schneller.«
    »Wir werden später feststellen, von wo das Dirndl stammt. Es wird wohl ein Etikett geben.«
    »Wieso?«, machte Kain. »Wozu brauchst du …?«
    »… das wissen?« Jonas zuckte unbestimmt mit den Achseln. »Routine. Alles könnte wichtig sein.«
    »Wer weiß, ob es überhaupt ein Fall für dich ist.« Kain reckte sich mitsamt seinem Bauch zu seiner ganzen Größe auf.
    »Das wird sich zeigen. Ich rufe den Gerichtsmediziner. Sicher ist sicher.« Jonas holte sein Handy hervor, ging ein paar Schritte weg vom Ufer, telefonierte, kam zurück. »Wir haben Glück, der Reinhard ist in der Nähe und müsste gleich da sein.«
    Gerichtsmediziner. Es würde doch alles raus kommen … Berenike wagte kaum, hinzusehen.
    Jetzt zog Kain eine Braue hoch. »Das ist ein bissl übertrieben, moanst nit, Kollege?« Der Streifenpolizist rieb seine Hände mit einem komischen Geräusch gegeneinander. »Wir haben doch den Amtsarzt da gehabt …«
    »Geh, Franz, was willst von einem Zahnarzt!«, mischte sich Ellen schnaubend ein.
    »Der kann doch …«, machte Kain.
    »Sicher ist sicher«, fiel ihm Jonas resolut ins Wort, obwohl er der Jüngere war. Aber eben auch der Ranghöhere. »Allein, wie die Schürze sich um den Hals gewickelt hat … Siehst eh, gell.«
    Kain nickte widerstrebend.
    »Die Polizei braucht nicht noch mehr negative Schlagzeilen. Franz, wenn was übersehen werden würd … Jetzt wo grad ein Kollege einen Psychotiker niedergeschossen hat, da musst vorsichtig sein.«
    »Ja eh«, machte Kain und sah zur Brücke hoch.
    »Der Reinhard ist kompetent, dann haben wir Klarheit.«
    Tatsächlich bremste sich wenig später ein Motorrad am Ufer ein. Ein von oben bis unten in schwarzes Leder gewandeter Typ schwang sich vom Sitz und nahm den Helm ab. Blonde Haare kamen zum Vorschein, ein gebräuntes Gesicht, ein nettes Lächeln. Er sah hübsch aus, nur die Nase war etwas zu groß. »Servus, Jonas!« Markig schüttelte er dem Kriminaler die Hand.
    »Grüß dich, Reinhard. Gut, dass du so schnell hast kommen können.«
    »Sonntagsausflug, siehst eh.« Reinhard deutete auf seine Lederkluft.
    Berenike schätzte den Gerichtsmediziner auf etwa gleich alt wie sie selbst, also um die 40. Er roch nach Benzin und nach Leder, ein bisschen nach Sonne und freiem Tag und nach noch etwas anderem, Chemischem. Zahnpasta vielleicht. Oder ein Putzmittel.
    »Was gibt es? Unnatürliche Todesursache?«
    »Möglicherweise. Ich hätt’ gern deine Fachmeinung dazu.«
    Reinhard nickte und wollte sich in Bewegung setzen.
    »Stop«, rief Kain, »ich verscheuche noch die restlichen Schaulustigen, dann hast Ruh’.«
    Also warteten sie neben Reinhards Motorrad. Berenike, Jonas und Ellen und natürlich der Gerichtsmediziner selbst.
    »Wie geht’s, Reinhard?«, fragte Jonas. »Was gibt es Neues?«
    »Wie soll’s schon gehen?« Reinhards Lächeln war schlagartig verschwunden. »Ist halt schwierig.«
    »Was denn?«
    »Alles. Am Institut bei uns. Eing’spart werden soll. Kennst das ja.«
    »Klar, ist bei uns nicht anders. Keine Stelle wird nachbesetzt, wenn einer in Pension gegangen ist.«
    »Bei uns ist es schlimmer. Die Chefin hat angedeutet, mein Posten könnte dem Sparstift zum Opfer fallen. Ich bin halt der Jüngste, hab keine Beamtenstelle. Die Finanzierung ist strittig.«
    »Oh, nein, was für ein Mist«, entfuhr es Jonas. »Dabei schätze ich deine Analysen mehr als die
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