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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz
Autoren: Buerkl Anni
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der Gamsbart an seinem Hut wackelte, während er nachdenklich seinen Kopf hin- und herwiegte. »Ist sie nicht mit dem Kurt zusammen?«
    »Nein, der ist passé.«
    »Bitte geht jetzt«, übertönte Kain die Stimmen der Schaulustigen und breitete abwehrend beide Arme aus.
    »Ellen?« Sie stupste ihre Freundin an. »Wir müssen irgendwas tun. Das schaut doch nicht nach Unfall aus, oder? Frag ihn, ob du eine Aussage machen musst.«
    »Ich? Wieso ich?«
    »Frag einfach!« Berenike warf Ellen einen auffordernden Blick zu.
    »Na schön«, murrte diese leise und ließ Berenike stehen. »Müssen wir nicht – eine Aussage machen?«, fragte sie und trat mutig an Kain heran.
    »Ach so, ja.« Kain sah in Berenikes Richtung. »Schon, aber das hat Zeit, Ellen. Kommst halt morgen auf die Wache. Und jetzt, bitte, geh aus dem Weg. Na komm schon, bittschön.«
    Ellen tauchte in der Menge unter. Die Japaner knipsten immer noch, diesmal den Inspektor, wie er sich die Böschung hinaufarbeitete, wobei er immer wieder abrutschte. Irgendwo bellte ein Hund. Johnny packte seine Kamera ins Auto.
    Dann war Ellen neben Berenike. »Du hast seine Antwort gehört, nicht wahr?«
    »Ja, hab ich.« Sie sah Ellen irritiert an. »Und ich frag mich, was er hat? Kain ist doch sonst nicht vorschnell in seinen Ermittlungen, oder?«
    »Nein, eigentlich nicht, auch wenn er es sich manchmal zu einfach macht. Vielleicht, weil er die Tote kennt?«, meinte Ellen.
    »Alle kennen die Tote, oder?«
    »Stimmt.«
    »Jonas!«, zischte Berenike. Wenn sie schon mit einem Kriminalpolizisten liiert war, konnte sie ihn genauso gut gleich anrufen. Und ihm von der Toten mit der um den Hals geschlungenen Dirndlschürze erzählen. Musste halt aufpassen, was sie sagte. Vielleicht war er gar schon unterwegs.
    Berenike trat von den Schaulustigen weg und wählte seine Handynummer. Sie schilderte die Umstände, deutete Kains Verhalten an. »Bin ich übersensibel«, fragte sie, »dass mich das irritiert?«
    »Nein«, sagte er. »Das ist schon gut, dass du mich angerufen hast.« Er versprach, so schnell wie möglich nach Strobl zu kommen. »Ich hab hier im Büro alle Hände voll zu tun. Immer noch der Fall der entführten Kinder, bisher keine Spur zum Täter. Mal sehen, was der Hofrat will, ob ich den abgeben soll. Na egal. Bis später!«

2
    »Shalom, Berenike.« Und da war er. Mit seinen dunklen Haaren trug Jonas gern Schwarz, sogar sein Hemd war heute schwarz. Und er grüßte mit ›Frieden‹ – vielleicht war alles nicht so schlimm. Sie würde sehen. Er drückte ihr einen Kuss ins Haar und sie blickte endlich zu ihm auf. Gut sah er aus, nur seine Augen wirkten müde und die dunklen Ringe darunter waren neu. »Da bin ich. Mein neuer Chef wollte zwar, dass ich an dem alten Fall dranbleibe, doch ich hab mich loseisen können, dank eines Kollegen.«
    »Shalom, mein Süßer«, flüsterte sie. Ihr war eiskalt vom Warten, Frühlingssonne hin oder her. Wasser war durch ihre Schuhsohlen gedrungen, alles fühlte sich feucht an, ließ sie frösteln. In der Zwischenzeit hatte der Amtsarzt die Tote ausgiebig untersucht und die Beamten hatten sich beratschlagt.
    Jonas’ Blicke suchten und fanden die Leiche, wanderten zurück zu Berenike.
    »Siehst du, was ich sehe?«, fragte sie leise.
    Jonas nickte. »Du meinst die Schürze um den Hals?«
    »Genau.«
    »Und du kennst die Tote, oder wie?«
    »Monika – ja. Ich …« Sie zögerte. Jetzt hieß es, diplomatisch zu sein! »Sie stammt aus Bad Aussee. Ich hab sie gestern Abend noch gesehen. Quietschlebendig.«
    »Gestern Abend.«
    »Ich war beim Schützenfest drüben in Sankt Gilgen.« Dass Max, der Wirt vom ›Grünen Kakadu‹, sie ursprünglich zum Fest eingeladen hatte, erwähnte sie nicht. Sie hatte die Einladung sowieso ausgeschlagen. »Ich hab dir davon erzählt. Die Demo gegen Nazi-Ehrengäste zum Narzissenfest. Und da du eh nicht da warst …« Sie starrte ihre Füße an. Musste man dringend putzen, die Schuhe. »Übrigens, ich muss eine Anzeige machen. Wegen Wiederbetätigung.« Flucht nach vorne, das war am besten. Und die richtigen Worte finden.
    »Darüber reden wir noch.« Jonas schenkte ihr einen langen Blick und trat zu Inspektor Kain. Der sah unter seinen buschigen grauen Augenbrauen hervor zu dem jüngeren, jedoch ranghöheren Kollegen auf. Kain hatte nie Ambitionen gehabt, ihm genügte das Dasein als Dorfpolizist vollauf.
    »Ah«, murmelte Kain mit rauer Stimme. »Der Kollege von der Kripo, welch Ehre.« Spöttisch verzog
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