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Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)
Autoren: Lars Schütz
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Gefährten, den geheimnisumwobenen Kraftprotz Ulme?«
    »Nein wir sind nur zur Dekoration da«, brummte Corellius in seinen Bierhumpen, während Ulme ein stolzes Grinsen aufsetzte und rief: »Richtig! Geheimnisverworrener Kraftprotz, das gefällt mir!«
    »Eine Ehre, Euch endlich persönlich kennenzulernen.« Der Geck streckte ihnen die Hand entgegen. »Wenn ich mich vorstellen darf: Arlot Asht, Dichter und Chronist. Ich bin derjenige, der über Eure Heldentaten schreiben wird.«
    »Ich bin der Ulme!«
    Sogleich packte Ulme Arlots Hand und schüttelte sie, als wollte er sie abreißen. Der Geck verzog schmerzerfüllt das Gesicht, schaffte es jedoch, sein Lächeln aufrechtzuerhalten. Als Ulme seine Hand losließ, knickte er kurz prüfend jeden Finger ein und streckte sie dann Corellius entgegen.
    »Noch nie von dir gehört, Arlot. Welche Schriften hast du denn bereits vorzuweisen? Gehörst du zur Gilde der Scriptoren?« Er schüttelte Arlots Hand. Sie fühlte sich schlaff an wie ein Küchenlappen. Dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass sie schweißnass war.
    Asht setzte sich ihnen gegenüber. Über sein milchiges Bubengesicht huschte ein Lächeln, das auf einen unbedarften Beobachter stolz gewirkt hätte. Corellius hingegen, für den es schon oftmals überlebenswichtig gewesen war, die Miene eines anderen zu lesen, erkannte in diesem Lächeln Scham.
    »Die Scriptoren haben mich leider noch nicht in ihren Kreis aufgenommen. Den Druck meines Epos Untergang der letzten Könige habe ich deshalb aus eigener Tasche bezahlt«, verkündete er. Mit dem Zeigefinger glitt er über die Maserungen des Tischs. Kleinlaut fügte er hinzu: »Hat auch gar nicht so viel gekostet.«
    »Aber doch nur Scriptoren dürfen Bücher veröffentlichen, oder?« Ulme machte wie immer große Augen, wenn er etwas nicht verstand oder sich fürchtete.
    Asht schürzte die Lippen. »Wenn eine Druckerei genug Binare sieht, setzt sie sich auch über die Gebote des Goldenen Statuts hinweg.«
    »Sollten nicht eigentlich die Dichter Geld für ihr Schreiben bekommen ?« Ulme sah herüber zu Corellius, die Augen weiterhin aufgerissen. »Das Schreiben ist ja Arbeit. Und für Arbeit bekommt man doch Geld. Ist doch so!«
    »So und nicht anders sollte es zumindest sein«, gab Corellius zurück und verbarg ein Grinsen hinter seinem Humpen. Einen großartigen Dichter hatten sie da an ihrer Seite! Wie sollte jemand von ihren Taten lesen, wenn dieser Kerl so schlecht schrieb, dass er nicht einmal in die Gilde der Scriptoren aufgenommen wurde? Zwar galten die Regeln, nach denen dieser Zirkel aus Autoren neue Anwärter aussuchte, als mörderisch schwer, aber das konnte nicht als Ausrede gelten. Er setzte den Humpen ab, immer noch grinsend. Vermutlich würde Meister Goldlocke ohnehin nicht lebend aus den Leeren Landen zurückkehren.
    Röte lag auf Ashts Wangen. Das Thema schien ihm unangenehm zu sein. Er musterte Corellius. »Sagt mal, was ist denn mit Eurem Gesicht passiert?«
    »Pocken und Raufereien in der Jugend, Schlachten und Besäufnisse im Mannesalter. Das ist mit meinem Gesicht passiert.«
    »Aha.« Betreten starrte Asht auf die Holzmaserungen.
    »Bezahlt dein Vater dir auch diesen Ausflug hier?«, führte Corellius das Gespräch wieder zu seinem Lieblingsthema zurück. Es bereitete ihm eine beinahe sadistische Freude, den Geck ein wenig zu grillen. »Mir fällt kein anderer Grund ein, warum ein Dichter wie du sonst hier sein sollte. Im Goldenen Statut steht geschrieben, dass Orchon es nur den erwählten Scriptoren erlaubt, Bücher niederzuschreiben.«
    Asht lief so rot an wie ein reifer Apfel. Er bleckte die Zähne, schloss den Mund wieder, strich mit vollem Eifer über die Holzmaserungen. »Ich – nun, wenn Ihr mich bitte entschuldigen würdet …«
    »Nur zu!« Corellius wandte sich wieder seinem Speck zu.
    Der Geck trat etwas wankend den Rückzug zu seinem Platz an, wobei er fast über einen der Köter stolperte.
    »Bist aber nicht nett zu ihm gewesen«, meinte Ulme. »Vielleicht schreibt er am Ende böse Sachen über uns in seinem Buch.«
    »Wird sowieso keiner lesen.«

Der Orchologe
    Corellius schreckte auf.
    Sein Herz pochte schnell und hart wie ein Blasebalg. Er stützte sich so schwungvoll auf der Strohmatratze hoch, dass er beinahe von ihr fiel. Blinzelnd orientierte er sich. Immer noch war er im dunklen Schlafsaal der Wache. Gleich neben ihm zeichneten sich die gewaltigen Konturen von Ulmes Körper ab. Schnarchen und regelmäßiges Atmen,
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