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Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)
Autoren: Lars Schütz
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vereinzelt auch Schmatzen, erfüllten den Raum. Die winzigen Schießscharten reichten bei Weitem nicht aus, um den überfüllten Raum mit Frischluft zu versorgen. Es stank nach Schweiß, altem Furz und irgendjemand musste sich wohl unter der Bettdecke Befriedigung verschafft haben.
    Corellius horchte in sich hinein. Hatte er geträumt? Nein. Da war nur Schwärze und Lautlosigkeit gewesen. Und noch etwas. Ein unbestimmtes Gefühl der Bedrohung. Wie eine Spinne war es durch seinen Schlaf gekrochen.
    Aus der Ferne meinte er das Wummern von Trommeln zu hören, unterlegt von tiefstimmigen Gesängen. Waren es vielleicht auch diese Laute gewesen, die ihn geweckt hatten? Schon immer hatte er einen leichten Schlaf – in seinem Gewerbe ein nicht zu unterschätzendes Gut.
    Lautlos schälte er sich aus seiner Wolldecke und richtete sich auf. Es juckte in seinem Nacken und er kratzte sich. Beschissene Flöhe! Gab es für die ach-so-wichtige Eskorte nicht einmal vernünftiges Bettzeug?
    Schlaf würde er wohl nicht mehr viel finden, so kurz vor der Abreise. Warum nicht also den Geräuschen auf den Grund gehen? Er schnallte sich seinen Gürtel um und steckte vorsichtshalber den Dolch ein. Barfuß und auf Zehenspitzen tastete er sich zwischen den Schlafenden hindurch zur Treppe in den Speisesaal.
    »Ihr seid schon wach, Herr?« Die Magd Efilda kniete vor dem Kamin und wandte den Kopf zu ihm um. Eine gusseiserne Kanne hing in einem Gestell über dem Feuer. »Wollt Ihr Tee?«
    »Schläfst du denn niemals?« Er gähnte und streckte sich, während er die letzten Treppenstufen nahm.
    Sogleich huschte ein Lächeln über ihr rundes Gesicht. »Ihr seid sehr aufmerksam, Herr. Aber keine Sorge, ich kann schon auf mich achtgeben. Wollt Ihr nun Tee oder nicht?«
    »Dann will ich dir mal glauben«, entgegnete er. »Tee? Sehr gern. Was ist das für einer?«
    »Eisenmohnblätter. Man sagt, die Reiterkrieger aus dem Süden rauchen sie, bevor sie in die Schlacht ziehen.« Sie wickelte ein Stück Stoff um ihre Hand, nahm dann die Kanne vom Gestell und goss ihm den Tee in einen irdenen Becher.
    »Das hat ihnen auch nicht geholfen, als einige von ihnen einmal Ulme und mir aufgelauert haben.« Er nahm den Becher. »Danke sehr!«
    Mit neugierig leuchtenden Augen betrachtete sie ihn. »Euer Freund Ulme – hat er ein Weib?«
    Die Frage überraschte Corellius so sehr, dass er sich an seinem Tee verschluckte.
    »Nein«, sagte er hustend. »Nein, er ist nicht so gut mit Frauen. Warum fragst du? Magst du ihn?«
    Eine Röte legte sich über ihre Wangen, die sie äußerst hübsch erscheinen ließ. »Er wirkt so unschuldig. So rein. Obwohl er doch wahrscheinlich genauso viele Menschen getötet hat wie Ihr.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, murmelte Corellius. »Für ihn ist das Töten nichts Außergewöhnliches. Er tut es einfach. Er tut alles, was man ihm befiehlt. Sei es nun Kaninchen züchten oder Schädel spalten.«
    »Er ist wie ein Kind. Ich meine, Ihr – Ihr seid im Gegensatz zu ihm so nachdenklich.«
    »Tatsächlich?« Corellius hob einen Mundwinkel zu einem humorlosen Lächeln an. »Manchmal wünschte ich mir, ich würde so wenig nachdenken können wie Ulme.«
    »Wie viele Menschen habt Ihr getötet? Wisst Ihr noch die Zahl?«
    »Dreiundsechzig.« Er nippte an seinem Tee. Die Flüssigkeit war noch so heiß, dass sie ihm die Zunge verbrannte. Scharf sog er Luft ein.
    »Ihr erinnert euch an jeden einzelnen?«
    »Ja, leider.«
    »Seid Ihr …«
    »Nein. Hör auf!«, würgte er sie unwirscher ab, als er es beabsichtigt hatte. »Ich möchte nicht darüber reden.«
    Efilda schien sich wieder ihrer Stellung bewusst zu werden und sie senkte den Kopf. »Tschuldigung.«
    »Nicht schlimm.« Er unternahm einen neuen Versuch Tee zu trinken. Diesmal gelang es ihm unfallfrei. »Sag mir lieber, was da draußen vor sich geht.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin erst seit vier Jahren hier. Ich habe auch noch keine Opferung mitgemacht. Vielleicht kann es Euch Herr Mellio erklären.«
    »Wer?«
    »Mellio. Der Orchologe, der die Eskorte begleiten wird. Er ist lange vor Euch aufgestanden und vor die Tür gegangen.«
    »Interessant. Ich denke, ich werde ihn gleich mal mit meiner Frage behelligen.« Er leerte den Becher in einem Zug. Der Tee aus Eisenmohnblättern schmeckte wie abgestandenes Wasser und brannte im Magen. Kein Wunder, dass die Südländer so schlecht kämpften. Er gab Efilda den Becher zurück. »Danke für den Tee!«
    Er trat aus dem Turm. Der Wind
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