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Götterschild

Titel: Götterschild
Autoren: Michael Rothballer
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einen eigenen Namen hatte die kleine Siedlung im Herzen der Insel mittlerweile erhalten, der an ihre zweifache Bedeutung als Lieferant für Nahrung und Stahl erinnern sollte: Eisenfeld. Rai erfüllte es mit einem gewissen Stolz, das dies sein Einfall gewesen war.
    Während er und Belena den steilen Pfad hinauf zur Festung von Andobras einschlugen, versuchte der kleine Tileter, seinen Ärger über das folgenreiche Versprechen, das ihm die Seewaitherin abgerungen hatte, hinunterzuschlucken. Er rief sich in Erinnerung, welch hartes Schicksal seine Begleiterin zu tragen hatte und wie schwer es ihr fallen musste, hier auf der Insel fern von ihrem Kind auszuharren. Also riss er sich zusammen und sagte so freundlich wie möglich:
    »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, irgendwo im Westen an der Küste von Südantheon an Land zu gehen. Von da aus ist es zwar auch noch ein weiter Fußweg bis nach Fendland, aber wenigstens müssen wir dann nicht durch Skardoskoin.«
    »Wie wir dort hinkommen, ist jetzt deine Sache«, gab Belena kühl zurück. »Ich will nur hier weg.«
    Rai quittierte diese reichlich rüde Antwort mit einem missbilligenden Blick. Jetzt, da sie erreicht hatte, was sie wollte, könnte sie ja schon etwas netter sein, fand er. Schließlich war es kein kleiner Gefallen, den er ihr erwies. Aber vermutlich hatte sie sich ihre Abwehrhaltung schon so sehr zur Gewohnheit gemacht, dass sie gar nicht mehr anders konnte. Ironischerweise glich sie darin ein wenig dem von ihr so gehassten Arton, stellte Rai fest. Er seufzte und schwieg.
    Kurze Zeit später hatten sie die Festung erreicht. Rai führte Belena in ein Zimmer im ersten Stock der Kaserne, das inzwischen zum Versammlungszimmer geworden war, und bat sie zu warten, bis er alle zusammengerufen hatte. Ihre Treffen hielten Barat, Rai und die anderen Anführer der Insel schon lange nicht mehr wie früher im Speisesaal ab, da sie aufgrund des ständigen Kommens und Gehens der Festungsbewohner nie wirklich ungestört sprechen konnten. Dort wurden inzwischen nur noch die vierteljährlichen Ratsversammlungen abgehalten, zu denen die von den Inselbewohnern gewählten Räte geladen waren, um über das Schicksal von Andobras mit zu entscheiden.
    Barat und Erbukas fand Rai wie üblich in der Studierstube, die an Barats Quartier angrenzte. Dort waren sie mit der Planung neuer Gebäude in der Schmiedesiedlung beschäftigt, was dieser Tage einen Großteil ihrer Zeit in Anspruch nahm. Nur ungern ließen sie ab von ihren Zeichnungen und Karten und folgten Rais Wunsch, sich für ein kurzes Treffen im Versammlungsraum einzufinden. Seinen Freund Kawrin entdeckte Rai im Burghof, wo er zusammen mit Meatril einige neue Rekruten der Stadtmiliz trainierte. Am längsten musste Rai nach Targ Ausschau halten, den er schließlich in einem der hinteren Wehrtürme aufspürte, wo der einzige noch Lebende der drei Soldarinbrüder gedankenverloren aufs Meer hinaus starrte. Ohne ein einziges Wort zu sagen, folgte der Ecorimkämpfer dem kleinen Tileter auf dessen Bitte hin, bemühte sich aber noch nicht einmal, Interesse an der bevorstehenden Zusammenkunft vorzutäuschen.
    Als sich endlich alle in dem engen Versammlungszimmer an dem kleinen runden Tisch eingefunden hatten, ergriff Rai, ohne weitere Zeit zu verlieren, das Wort:
    »Ich habe euch alle hierher gebeten, weil ich heute Belena«, er wies auf die Seewaitherin, die mit versteinerter Miene neben ihm saß, »etwas versprochen habe. Ich gab ihr mein Ehrenwort, dass ich sie auf ihrem Weg nach Hause begleiten werde, um dafür zu sorgen, dass sie dort wohlbehalten ankommt. Sie beabsichtigt, in Seewaith ihre Tochter wieder zu finden, die sich, soweit ich weiß, in der Obhut einer Ecorimkämpferin namens Tarana befindet.«
    »Du willst nach Fendland reisen?«, fragte Barat und zog die Stirn in Falten. »Ich halte das für keine gute Idee. Es wird dir kaum gelingen, die Seeblockade bei Tilet zu überwinden.«
    »Ja, ja, ich weiß schon, dass es nicht leicht wird«, räumte Rai ein, »aber ich habe es nun mal versprochen. Aus diesem Grund wollte ich euch um Vorschläge bitten, wie man am einfachsten nach Fendland gelangen könnte, ohne unbedingt auf die Seeblockade zu treffen.« Er wandte sich erwartungsvoll an Targ und Meatril. »Vor allem auf eure Hilfe hatte ich gezählt, da ihr ja wohl ebenfalls früher oder später in eure Heimat zurückkehren wollt, oder nicht?«
    Die beiden Angesprochenen sahen überrascht in die Runde.
    »Ich wüsste nicht, was
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