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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse
Autoren: Glen Cook
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Nacht.
    »Mr. Garrett.«
    Ich log nicht, aber ich gab es auch nicht geradeheraus zu. Statt dessen reagierte ich gar nicht und bemühte mich, dem langen Kerl mit dem Mop nicht noch mehr Arbeit zu machen. Mit Erfolg. Und ich schaffte es, mir eine Hand über die Augen zu legen. Irgendwo flüsterte eine leise Stimme in meinem Kopf, daß ich diese Erfahrung als eine Lektion in Chemie verbuchen sollte. Spiel nicht mit dem Zeug herum, das dir unterm Arsch hochgeht. Zum Beispiel mit merkwürdigen Rothaarigen.
    Schon klar. Alle Rothaarigen sind merkwürdig. Aber es gibt solche und solche.
    Eine Frau mischte sich ein. »Dämpf deine Strahlen ein bißchen. Du blendest ihn.« Sie hatte eine Stimme, die man nur von der Frau in seinen wildesten Träumen hörte. Es war die Stimme der Geliebten, für die man sich all die Jahre aufgespart hat.
    Irgendwas lief hier schief.
    Das Licht wurde schwächer, bis ich meine Augen gefahrlos aufmachen konnte, und es verfinsterte sich weiter, bis es die Helligkeit eines ganz normalen, von Fackeln erleuchteten Kerkers annahm. Wo ich wohl steckte? Aber ich erkannte keine Stimme. Und ich hatte eigentlich angenommen, daß ich jeden kannte, der ein privates Verlies hatte.
    Na ja, TunFaire ist eine Großstadt.
    Mist. Falsch. Es war ein Kerker. Hier handelte es sich um eine Art riesigen Kellerraum mit einer hohen Decke und nur ein paar Fensterlöchern weit, weit oben an der Rückseite, die hinter den rostigen Eisenstäben kaum zu sehen waren. Der Keller war bis auf einige Säulen, die die Decke hielten, fast ganz leer. Der Boden bestand aus alten, schiefergrauen Steinplatten. Sie waren sehr hart, vor allem, wenn man mit dem Rücken darauf lag.
    Zeit für eine Bestandsaufnahme. Mir fehlte nichts, und ich hatte auch keine offenen Wunden. Aber meine Kopfschmerzen waren nicht verschwunden. Die schlimmste Verwundung war die Beule auf meinem Schädel von dem Zusammenstoß mit der Kutschentür.
    Und einen Kater hatte ich immer noch.
    Vielleicht hatten sie das Licht doch ein wenig zu weit heruntergedreht. Jetzt konnte ich meine Entführer sehen. Alle acht. Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich sie nicht hätte sehen müssen.
    Erst mal gab es diesen Schluck Wasser in der Kurve, der mal eine Taube gewesen war: Die Dachratte mit dem Mop.
    Neben ihm standen die drei Typen, die ich bereits kennengelernt hatte. Sie sahen noch größer und häßlicher aus als vorher. Diese Kerle hätten jedem Wasserspeier an jeder großen Kathedrale locker Konkurrenz machen können. Außerdem standen da drei Frauen herum. Keine von ihnen war meine Rothaarige. Ihr am ähnlichsten kam eine Brünette mit blasserer Haut und Augen, die vor Verheißung glühten. Ihre Kurven mußten von einem tagträumenden himmlischen Geometriker gezogen worden sein. Ihre Lippen hätten mich fast dazu gebracht, aufzuspringen und zu ihr hinzulaufen. Sie mußte diese unglaublich sexy Stimme haben.
    Neben ihr stand ein Mädel mit dem wildesten Haarschopf, der mir je zu Gesicht gekommen ist. Irgendwas ragte daraus hervor, das wie Schlangen aussah. Ihre Hautfarbe war blaßgrün. Ihre Lippen waren wunderbar voll, aber ebenfalls dunkelgrün. Sie lächelte und entblößte scharfe Vampirzähne. Ganz zu schweigen davon, daß sie mit einem Paar Extraarmen ausgestattet war, mit denen sie sicher eine Menge dummes Zeug anstellen konnte. Ich beschloß, sie nicht zu fragen, ob sie mit mir ausgehen wollte.
    Sie starrte mich an, und ihr heißer Blick ließ es mir eiskalt den Rücken hoch und runter laufen. Oder war sie einfach nur hungrig?
    Die dritte Frau war eine gigantische Blondine, etwa drei Meter hoch und mindestens zehnmal so viele Jahre über ihre Blüte hinaus. Sie hatte überall dort Gewicht zugelegt, wo Frauen eigentlich gar keine Körperfülle brauchen, und strahlte insgesamt eine gewisse hausfrauliche Biederkeit aus. Zusammen mit dieser unterschwelligen Verbitterung, die so oft damit einhergeht.
    Ihr Kerl, jedenfalls nahm ich an, daß er es war, rekelte sich auf einem Steinthron, der so porös und bröckelig war, daß es aussah, als würde er gleich unter seinem Gewicht zusammenbrechen. Er war noch ein bis zwei Meter größer als Blondchen. Als Kleidungsstück hatte er einen schmalen Lederlendenschurz gewählt, der aussah, als hätte er ihn im Vorbeigehen einem Säbelzahntiger aus dem Fell gerissen und sich nicht die Mühe gemacht, ihn zu trocknen. Er sah aus wie ein in die Jahre gekommener Gymnastikfreak. In seiner Blütezeit hatte er bestimmt Minotauren
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