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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse
Autoren: Glen Cook
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altmodischen, handgemachten Totschläger mit sich herumschleppte. Das Gerät war so lang wie er und aus den Wurzeln eines schwarzen Baums geschnitzt, dessen Holz härter als Stein war. »Wieviel willst du für das Ding?«
    Der Preis schnellte sofort in die Höhe. So sind sie halt, die Zwerge. Zeig Interesse an einem zerbrochenen Kleiderbügel, und schon… »Der ist nicht zu verkaufen, Langer. Das hier ist der weltbekannte Zehenkitzler, seit zehn Generationen die Waffe des Häuptlings der Kuble Zwerge. Er wurde dem ersten Oberen Gromach vom Demiurgen Grootch übergeben…«
    »Klar. Und er hat immer noch Dreck am Stecken, Stoppel.«
    Der Zwerg schlug mit dem Knüppel so hart auf den Boden, daß ein Pflasterstein zerbrach.
    »Drei Taler«, bellte ich, bevor er mir noch mehr Details von der Herkunft des Schlagstocks an den Kopf warf und gar auf die Idee kam, seine Wirksamkeit an meinen Lieblingszehen zu demonstrieren.
    »Keinen Heller unter zehn, Leuchtturm.« Selbst der Reichsschatz wäre für einen Zwerg verkäuflich. Ihnen ist nichts heilig außer dem Wohlstand selbst.
    »Danke für das Gespräch, Rollerball. War nur so eine Idee.« Ich machte Anstalten, weiterzugehen.
    »Heh, Moment mal, Hochnase. Du kannst mir wenigstens ein Angebot machen.«
    »Mein Gedächtnis hat wohl wieder einen Aussetzer. Habe ich dir nicht gerade ein Angebot gemacht, Kurzer?«
    »Ich meine ein ernsthaftes Angebot. Keinen schlechten Witz.«
    »Na gut. Sagen wir drei Taler zehn.«
    Er jaulte auf. Ich tat, als wollte ich endgültig gehen.
    »Warte, Großer. Vier, einverstanden? Vier Taler sind zwar für solch eine ruhmvolle Waffe quasi geschenkt, aber ich muß ein bißchen Geld zusammenkratzen, bevor die Leute uns aus der Stadt jagen. Ich habe keine Lust, wieder in den alten Minen rumzuwühlen.«
    Daran könnte ein Körnchen Wahrheit sein.
    »Drei Taler zehn und ein Papagei? Stell dir nur vor, was du alles mit seinen Federn anfangen kannst.«
    Der Zwerg beäugte Mr. Big. »Vier.« Mist. Keiner wollte Den Gottverdammten Papagei haben.
    »Abgemacht.« Ich seufzte und wühlte in meinen Taschen. Wir wurden uns handelseinig, und der Zwerg trollte sich pfeifend. Heute abend würden in der Zwergenbar wieder riesige Geschichten die Runde machen, wie jemand zum Narren gehalten worden war.
    Aber ich hatte mein Werkzeug. Und da mir das Schicksal selten lange freundlich gewogen blieb, würde ich über kurz oder lang Gelegenheit bekommen, die Wirkung des Zehenkitzlers in der Praxis zu erproben.
    Die Runengasse war nicht sehr bevölkert, was mich überraschte. In Anbetracht des politischen Klimas sollten sich die Leute eigentlich mehr um ihre Zukunft kümmern. Eine einsame Runenleserin warf ihre Knochen und versuchte, ihre nächste Mahlzeit vorherzubestimmen, und ein Augur war vollkommen darin vertieft, sein Hühnchen zu rupfen. Handleser und Phrenologen tauschten gegenseitig die Zukunft aus, Wassermagier, Erdmagier, Feuermagier und Geisterbeschwörer dösten in ihren winzigen Buden.
    Vielleicht blieben ihre Kunden ja weg, weil niemand Fachleute brauchte, um herauszufinden, daß schlimme Zeiten bevorstanden.
    Ich heimste einige wenige verlockende Sonderangebote und Rabattofferten ein. Die ansprechendste kam von einer dunkelhaarigen, wild blickenden Tarotleserin. »Ich bin bald wieder da«, versprach ich ihr. »Reservier mir einen Tanz.«
    »Nein. Du wirst nicht mit mir tanzen. Es sei denn, du bleibst stehen. Jetzt.«
    Ich dachte, sie meinte damit: ›Das sagen alle‹, und ging weiter. Der Gottverdammte Papagei krächzte etwas vor sich hin. Vielleicht ließ der Druck des Toten Mannes nach.
    »Ich hab dich gewarnt, mein Hübscher.«
    Wie konnte sie von ihrem Platz aus die Karten sehen?
    Ich hatte die Rothaarige seit meiner Verhandlung mit dem Winzling nicht mehr gesehen, und daran änderte sich auch jetzt nichts. Allerdings schien weiter vorn jemand mit Steinen um sich zu werfen.
    Der Straßenplaner, der die Runengasse angelegt hatte, mußte entweder ein Schlangenjäger oder ein Schmetterlingsfänger gewesen sein. Sie mäanderte in endlosen Zick-Zacks durch die Stadt und lief fast auf sich selbst zurück. Ohne ersichtlichen Grund, bis auf den vielleicht, daß sie auf diese Weise zwischen den Häusern entlangführte. Nach ein paar scharfen Kurven war die Straße plötzlich menschenleer. Nur eine große braune Kutsche stand da. Ihre Tür fiel gerade ins Schloß.
    Verlassene Straßen sind kein gutes Zeichen. Sie bedeuten, die Leute wittern Ärger und wollen
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